ÖFB-Cup

Dario Tadic: Der Underdog, der gegen Rapid immer zubeißt

SKN-Torjäger im Cup-Gespräch

Dario Tadic: Der Underdog, der gegen Rapid immer zubeißt

Nicht schon wieder dieser Tadic: Gegen Rapid trifft der 33-Jährige besonders gern.

Nicht schon wieder dieser Tadic: Gegen Rapid trifft der 33-Jährige besonders gern. GEPA pictures

Nein, lacht Dario Tadic, dass die Rapidler die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er ins Allianz-Stadion kommt, wäre ihm noch nicht aufgefallen. "Aber ich kann mir schon vorstellen, dass jemand meine Statistik gegen sie kennt und das anspricht."

ÖFB-Cup-Viertelfinale

Sieben Mal hat der 33-Jährige, der seit Saisonbeginn für den SKN St. Pölten stürmt, gegen seinen  Cup-Viertelfinalgegner vom Sonntag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) schon getroffen. Fünf Mal davon in Hütteldorf. Fünf Mal hat seine Mannschaft nach einem Treffer von ihm das Spiel gewonnen, einmal hat es nur zu einem Punkt gereicht, aber als Verlierer gingen sie danach nie vom Platz.

Tadic weiß also, was am Sonntag zu tun ist. "Ich war in 99 Prozent der Spiele gegen Rapid Underdog", zuckt er mit der Schulter. "Klar werden wir eine richtig gute Leistung brauchen. Aber gegen Lustenau haben wir schon gezeigt, dass wir's auch gegen Bundesligateams drauf haben. Die haben wir im Achtelfinale mit 4:0 heimgeschickt."

Die sieben Streiche

Sein erster Streich gegen Rapid gelang ihm schon 2012, als er noch im Dress des SC Wiener Neustadt steckte. "Es war eine Regenschlacht im Dezember, ich hab' im Rutschen einen Querpass von Rakowitz über die Linie gedrückt", erinnert sich Tadic an das Goldtor zum 1:0-Sieg.

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Danach hatte Rapid bis Oktober 2018 sechs Jahre Ruhe von ihm. "Dann haben wir angefangen, mit Hartberg die Großen zu ärgern." Beim 3:0-Heimsieg traf er zum 2:0, ehe er im April 2019 erstmals auch im Allianz-Stadion erfolgreich war. Beim 4:3-Schlagabtausch schoss er einen Strafstoß zum 2:0 ein. "Eigentlich waren es zwei", widerspricht Tadic. "Ich war schon am Jubeln, als der Schiedsrichter den Elfer wiederholen hat lassen. Aber ich hab' auch beim zweiten Mal getroffen."

Heute hat er die zwei Elfer vor dem Rapid-Block als "coole Erfahrung" abgespeichert. "Das ist echt eine Wand, die sich da aufbaut. Aber ich weiß schon, wenn ich mir den Ball auflege, wohin ich schieße. Da bin ich im Fokus und lasse mich nicht mehr rausbringen", erklärt er, bevor er kurz stockt. "Ich muss aufpassen, was ich sage, weil ich in St. Pölten zuletzt zwei Elfer verschossen habe. Aber in der Phase hat mir das nix ausgemacht."

Beim nächsten Hütteldorf-Krimi im September 2019 war Dario Tadic - aus Rapid-Sicht - wieder unter den Übeltätern. In der 85. Minute ließ er sich schon als vermeintlichen Siegtorschützen zum 3:2 feiern, aber "Schwabi" glich noch weit in der Nachspielzeit aus. Ob er vor 20.000 Zuschauern in Hütteldorf oder "bei allem Respekt vor der Admira" vor einigen Hundert in der Südstadt treffe, mache "schon einen Unterschied. Für solche Spiele lebst du als Fußballer. Natürlich wird's dann auch beim Feiern in der Kabine und im Bus etwas lauter."

Besonders laut war es nach seiner bisher letzten Torgala in Hütteldorf im Juli 2021, als er beide Tore zum 2:0-Erfolg erzielte. "Gegen Rapid zu treffen, ist immer etwas Besonderes, ein Doppelpack umso mehr."

Violett geprägt

Wie er ausgerechnet zum Rapid-Spezialisten geworden ist? Als "kleiner Knopf" war der im bosnischen Odzak geborene und im burgenländischen Pinkafeld aufgewachsene Dario Sturm-Fan. Die Champions-League-Truppe der Jahrtausendwende mit Ivica Vastic und seinem Ex-Trainer Markus Schopp hatte es ihm angetan.

Die waren zum Glück schon weitergezogen, als er mit 14, 15 Jahren in den Nachwuchs der Wiener Austria wechselte. Dort hat er schnell gelernt, dass er sich mit Toren gegen Rapid bei Trainer und Fans besonders beliebt machen kann. "In der Bundesliga war es mir dann wurscht, ob ich gegen Rapid, Salzburg oder Admira getroffen habe. Wichtig war, überhaupt Tore zu schießen. Und das hab' ich eh ganz gut hingekriegt." 62 Tore waren es. Eine Marke, die keiner der aktuellen Bundesliga-Spieler aufzuweisen hat.

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Dass er auch in der 2. Liga zu den besten Torjägern gehört, hatte er nicht anders erwartet. Mit zehn Toren ist er gemeinsam mit Deni Alar Führender der Torschützenliste. "Dabei hätten es eigentlich noch ein paar Tore mehr sein müssen", sieht er nicht nur für sich persönlich noch Luft nach oben. "Wir sind sehr gut in die Saison gestartet, haben dann aber zwei, drei Ausfälle gehabt, die wir nicht wegstecken konnten. Seither laufen wir hinten nach, weil auch der GAK so effektiv war. Aber es geht noch ein Zeit'l. Wir werden alles daran setzen, dass wir noch einmal hinkommen", vertraut er ganz auf Neo-Trainer Philipp Semlic, den er noch aus gemeinsamen Hartberger Zeiten kennt. "Es war schon damals abzusehen, dass er seinen Weg machen würde", kann er der Spielidee des Steirers viel abgewinnen. Und wie man gegen Rapid gewinnt, weiß ohnehin kaum einer besser als Dario Tadic.

Horst Hötsch