WM

Debütant mit Pech im blau-weißen Fahnenmeer

Bosnien-Herzegowina verkauft sich teuer

Debütant mit Pech im blau-weißen Fahnenmeer

Das allererste WM-Tor für Bosnien-Herzegowina: Torschütze ist Vedad Ibisevic (o.).

Das allererste WM-Tor für Bosnien-Herzegowina: Torschütze ist Vedad Ibisevic (o.). Getty Images

Aus Brasilien berichtet Hans-Günter Klemm

Doch auch die Spieler aus Bosnien-Herzegowina fühlten sich wie die Sieger, auch wenn sie mit einer 1:2-Niederlage ins Turnier gestartet sind. "Wir können zufrieden sein", meinte Zvjezdan Misimovic nach der WM-Premiere für sein Land. "Heute wäre sogar noch mehr drin gewesen. Es hat am Schluss leider nicht gereicht." So wie der frühere Wolfsburger, nun in China aktiv, fühlen viele seiner Landsleute. Der verletzte Sead Salihovic sprach zu Recht von einer "ordentlichen Leistung."

Spielersteckbrief Ibisevic
Ibisevic

Ibisevic Vedad

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
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Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe F
Pl. Verein Punkte
1
Argentinien Argentinien
3
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Iran Iran
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Nigeria Nigeria
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Trainersteckbrief Susic
Susic

Susic Safet

Dies lässt die Osteuropäer selbstbewusst in die nächsten Runden gehen. Kapitän Emir Spahic formulierte die Kampfansage so: "Unsere Gegner kommen noch." Auch Trainer Safet Susic sieht die Begegnung mit dem zweimaligen Weltmeister nicht als Schlüsselspiel ansieht. "Unsere Konkurrenten heißen Nigeria und Iran." Sein Plan, ins Achtelfinale einzuziehen, lautet so: Vielleicht reichten vier Punkte. Wenn Argentinien alle Vorrunden-Spiele gewänne, könnte es von Vorteil sein, nicht so hoch gegen die Südamerikaner verloren zu haben.

Die Partie begann mit einem Schock für das Team von Safet Susic, als Schalkes Sead Kolasinac einen Eckball ins eigene Tor abfälschte. Ein mehr als unglücklicher Start, wie Spahic in seiner Rückschau betonte: "Es hätte nicht schlimmer laufen können, doch wir haben darauf gut reagiert." Eine korrekte Analyse, denn der Außenseiter bestimmte über weite Strecken bis in die zweite Halbzeit das Geschehen. Bosnien gab eine gute Visitenkarte ab, bestach mit ansehnlichem Kombinationsfußball und feinen technischen Einlagen.

Unsere Gegner kommen noch.

Emir Spahic, Kapitän Bosnien-Herzegowina

In dem blau-weißen Fahnenmeer auf den legendären Rängen Maracanas, von der große Kolonie argentinischer Fans im Sturm erobert, spielte die Elf dabei so, wie es Trainer Susic versprochen hatte: Attacke und Offensive, die Flucht nach vorn. Eine gute Strategie, der leider die Konsequenz und Durchschlagskraft fehlte, wie Regisseur Misimovic kritisch anmerkte.

Der ehemalige Bundesliga-Star, der an der Seite von Miralem Pjanic und Senad Lulic für die Vorherrschaft im Zentralbereich sorgte, agierte dabei lange auffälliger als sein Gegenüber Lionel Messi. Der Superstar beteiligte sich bis zur zweiten Hälfte kaum am Spiel, blieb bei mehreren Aktionen hängen oder fiel durch Fehlpässe auf. Und dennoch sorgte er nach einer guten Stunde für die Entscheidung: Einmal zündete er den Turbo, drehte auf und vollendete sein Solo mit einem präzisen Schuss an den Innenpfosten. "Das ist Messi", würdigte Abwehrchef Spahic diese spielentscheidende Aktion der Nummer 10, "er ist halt ein unglaublicher Fußballer." Für den Leverkusener hat der Weltklassemann Messi dabei so gespielt wie so häufig: In der ersten Halbzeit kaum gelaufen, um dann in einem Moment aufzutrumpfen.

Bosnien-Herzegowina

Die erste Elf, die Bosnien-Herzegowina bei einer WM vertrat. imago

Wie hinterher Bosniens Coach Susic verriet, hatte er zunächst geplant, einen Manndecker für Messi abzustellen, um dann doch anders zu entscheiden. Wer gerade sich in seiner Nähe aufhielt, sollte den Barcelona-Profi abschirmen. Susic machte in der Pressekonferenz alle seine taktischen Überlegungen öffentlich. So ließ er Vedad Ibisevic, der mit seinem Anschlusstreffer kurz vor Schluss nochmals Hoffnung aufkeimen ließ, zunächst auf der Bank. Begründung: "Mit zwei Spitzen will ich nicht Argentinien begegnen." Das wäre selbst für den Freund des Offensivfußballs zu viel des Guten gewesen, "zumal ich einige offensive Mittelfeldspieler auf dem Platz hatte".

Dazu zählte an jenem historischen Abend in der Riesenschüssel von Rio nicht Sead Salihovic. Als bitter empfand es der Hoffenheimer, ausgerechnet bei dem ersten WM-Spiel, auf das seine Nation so lange gewartet hatte, nur auf der Bank Platz zu nehmen. "Doch es war unmöglich, heute zu spielen", erklärte der Freistoßspezialist, der sich am Donnerstag im Training eine Wadenzerrung zugezogen hatte. "Ich hoffe, dass in der zweiten Partie dabei sein kann."

Von Kunstschüssen eines Salihovic hätten die Bosnier schon gegen die Lateinamerikaner profitieren können. Zwei Freistoß-Situation in erfolgsversprechender Position und Entfernung blieben ungenutzt. Salihovic mit traurigem Blick: "Es wäre etwas für mich gewesen. Das hat unser Trainer in der Kabine nach dem Schlusspfiff auch gesagt."

Bilder zur Partie Argentinien - Bosnien-Herzegowina