Europa League

TSC Backa Topola: Was Orban mit dessen Aufstieg zu tun hat

Freiburgs Europa-League-Gegner hat eine bewegte Geschichte

Der Aufstieg des TSC Backa Topola - und was Viktor Orban damit zu tun hat

Auf dem Weg nach oben? Die Spieler von TSC Backa Topola.

Auf dem Weg nach oben? Die Spieler von TSC Backa Topola. IMAGO/GEPA pictures

Der TSC wurde vom Ungarn Istvan Benis bereits 1913 als erster Fußballklub in Backa Topola gegründet, einer Stadt mit heute gerade mal 16.000 Einwohnern. Damals gehört das noch zu Österreich-Ungarn - nach dem 1. Weltkrieg fand man sich jedoch im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wieder, dem späteren Jugoslawien. Der Klub ist also 110 Jahre alt, großartig Tradition besitzt er aber nicht - zumindest nicht auf sportlicher Ebene, wenngleich der eine oder andere bekannte Name bereits hervorgebracht wurde: Nikola Zigic und Dusan Tadic sind wahrscheinlich die prominentesten.

Lange Zeit spielte der Klub keine relevante Rolle im jugoslawischen, später auch nicht im serbischen Fußball. Backa Topola kickte überwiegend unterklassig, hatte zudem immer wieder finanzielle Probleme und war 2003 gar insolvent. Vor zehn Jahren etwa aber begann der sensationelle Aufstieg, der eng verbunden ist mit dem Namen Janos Zemberi.

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Ungarische Unterstützung: Orban sei Dank

Der Telekommunikationsunternehmer ist Präsident und Hauptfinanzier des Klubs, er holte aber auch lokale Unternehmen als Sponsoren mit ins Boot und führte den Klub in wirtschaftlich ruhigere Gewässer. Hilfreich war sicherlich auch die Förderung des ungarischen Fußballverbands (MLZS), der die Region Backa Topola, in der etwa die Hälfte der Bevölkerung aus ethnischen Ungarn besteht, unterstützte - der serbische Fußballverband (FSS) hatte offenbar nichts dagegen.

Ob das damit etwas zu tun hat, dass sich Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Ungarns Präsident Viktor Orban - beide wegen ihres autokratischen Führungsstils nicht unumstritten - schätzen? Diese Frage bleibt unbeantwortet.

Ehrengast: Viktor Orban bei der Eröffnung der Fußballschule von TSC.

Ehrengast: Viktor Orban bei der Eröffnung der Fußballschule von TSC. imago/Camera 4/International

Fakt ist aber: Orban höchstpersönlich war 2018 bei der Eröffnung der Fußballschule in Backa Topola dabei - ohnehin ist er immer wieder in der serbischen Provinz Vojvodina zu sehen, wo er auch eine treue Wählerschaft von im Ausland lebenden Ungarn hat.

Wie der "Deutschlandfunk" berichtet, unterstützt die ungarische Regierung seit 2016 die eigene Diaspora in Serbien, aber auch in Slowenien, der Slowakei und Rumänien, mit Millionensummen. Das Engagement mag dubios erscheinen, illegal ist es aber nicht. Schließlich darf die ungarische Regierung selbst entscheiden, wofür sie eigene Steuergelder aufwendet.

Es profitieren - das ist bekannt - auch Fußballklubs wie etwa DAC Dunajska Streda in der Slowakei, Sepsi OSK Sfantu Gheorghe in Rumänien und eben auch der TSC Backa Topola. Vereinspräsident Zemberi sieht das Engagement nicht kritisch, betont viel lieber den verbindenden Charakter des Sports, der Serben und Ungarn einander näher bringt.

Ohnehin spricht Zemberi aber viel lieber über den Klub und dessen Entwicklung. "Ich denke nicht kurzfristig, sondern langfristig", sagte er dem TV-Sender "N1" mit Blick auf die Klubentwicklung - und die ist ohne Zweifel auf lange Sicht ausgelegt. Unter anderem wurde die 4500 Zuschauer fassende TSC-Arena gebaut. Das Stadion ist zwar klein, zählt aber zur Kategorie 3 der UEFA und ist das derzeit modernste in Serbien. Neben der Arena wurde auch in die bereits erwähnte Jugendakademie und natürlich auch in die Mannschaft investiert. Der Klub will primär Spieler entwickeln als sie zu kaufen. 

Fokus auf die Jugend

Die Strategie ging bislang auf: 2019 erfolgte der Aufstieg in die 1. Liga, wo man sich rasch etablierte und in der vergangenen Saison sogar sensationell Vize-Meister wurde. Finanziell spielt der Klub aber dennoch einer ganz anderen Liga als seine Rivalen: So wird der Etat von TSC zehnmal kleiner geschätzt als der von Meister Roter Stern Belgrad, der europäisch betrachtet seinerseits schon ein ökonomisches Leichtgewicht ist.

Wenig überraschend hat TSC mit Petar Ratkov (20) in diesem Sommer dann auch seinen besten Spieler verloren, der Stürmer wechselte für 4,5 Millionen Euro nach Salzburg. Ohnehin versteht sich der Klub, bei dem weitgehend "No-Names" spielen, eher als Ausbildungsverein, was auch ein Blick auf den Kader deutlich macht. Gleich sieben Spieler, die regelmäßig Einsatzzeiten erhalten, sind 23 Jahre oder jünger. Als größte Talente gelten aktuell Linksaußen Milos Pantovic (21, nicht zu verwechseln mit dem aus der Bundesliga bekannten Milos Pantovic) und Serbiens U-21-Nationaltorhüter Veljko Ilic.

Dr. Vladimir Milutinovic