Int. Fußball

De Laurentiis: "Fußball ist krank, weil seine Wirtschaft krankt"

Napoli-Präsident kritisiert Spielplan, Schiedsrichter und TV-Übertragungen

"Der Fußball ist krank, weil seine Wirtschaft krankt"

Redete Klartext: Aurelio de Laurentiis.

Redete Klartext: Aurelio de Laurentiis. picture alliance / ZUMAPRESS.com

Napoli-Präsident Aurelio de Laurentiis ist eine durchaus kontroverse Persönlichkeit, aber auch jemand, der gerne mal frei von der Leber spricht - und das tat der 74-Jährige nun im Rahmen des in London von der Financial Times organisierten "Business of Football Summit".

"Der Fußball ist krank, weil seine Wirtschaft krankt", stellte de Laurentiis fest und erläuterte, warum er das so sieht. Der Fußball sei "zu einer Industrie geworden", die sehr eingeschränkt ist und deshalb auch keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr habe. Ein großes Problem dabei ist seiner Meinung nach, dass "Ligen und Klubs wirtschaftlich nicht konkurrieren können" - die Ligen seien schlicht nicht ausreichend produktiv. 

De Laurentiis ist sich dabei darüber im Klaren, dass große Summen umgeschlagen werden, unter anderem verteile die UEFA über die internationalen Wettbewerbe Milliarden - und dennoch reiche das nicht aus. "Wenn alle Teams verschuldet sind, bedeutet das, dass die Summe nicht ausreicht", stellte der Filmproduzent fest und betonte: "Das ist kein nachhaltiger Fußball."

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Problem der Übersättigung - Free-TV als Heilmittel

Neben den ökonomischen Aspekten sprach er auch über die Übersättigung des Fußballs. Zu viele Spiele seien kontraproduktiv, "weil man aufhört, das Publikum anzuziehen. So wirfst du alles über den Haufen." In der Tat haben so einige Ligen mit schwindendem Zuschauerinteresse zu kämpfen, auch die Serie A, wo allerdings die "Stadien auch baufällig und für das Publikum nicht komfortabel sind".

De Laurentiis möchte den Fußball allgemein wieder attraktiver gestalten - und er weiß auch, wie das gelingen könnte. "Als Unternehmer musst du wissen, wie du eine große Öffentlichkeit erreichst, also muss es für alle kostenlos sein. Wenn man das Publikum zurückgewinnen will, muss man im Free-TV übertragen", forderte der 74-Jährige. Zugleich sehe er Verbesserungsbedarf in der Art und Weise der Übertragung. So fühle man sich bei Übertragungen der Formel 1, "als würde ich im Cockpit des Fahrers sitzen. Im Fußball ist das nicht so. Ich würde gerne selbst auswählen können, was ich sehe."

Kritik übte er auch über die Schiedsrichtergilde, die seiner Meinung nach "mit den Klubs den Dialog suchen und als Partner zusammenarbeiten" sollte. Für ihn sei es auch ein Unding, dass Schiedsrichter Trainer vom Platz stellen dürfen. Diesbezüglich empfinde er den "Fußball sogar als Witz". 

Allgemein sei der Fußball de Laurentiis zufolge als Sport in die Jahre gekommen. "Wir sollten uns alle an einen Tisch setzen und reflektieren", forderte er und merkte sarkastisch an: "Aber unser Tisch ist ein riesiger Zirkus, wo du nicht zu zu viel denken solltest - andernfalls wirst du als Rebell gelabelt."

drm