Europa League

Schüler auf dem Weg zum Meister: Barças Aufstieg unter Xavi

Katalanen aktuell nicht aufzuhalten

Der Schüler auf dem Weg zum Meister: Barças Aufstieg unter Xavi

Gibt den Takt in Barcelona vor: Xavi.

Gibt den Takt in Barcelona vor: Xavi. Getty Images

Ende Oktober letzten Jahres hatte Barcelonas Präsident Joan Laporta genug. Er zog die Reißleine, trennte sich von Trainer Ronald Koeman. Der Coach hatte auch zuvor schon immer wieder in der Kritik gestanden, doch das 0:1 bei Rayo Vallecano am 11. Spieltag war zu viel. Es war früh in der Saison bereits Barças dritte Niederlage, die Katalanen dümpelten auf Platz 9 herum. Es musste also eine Veränderung her.

Nur: Wen holen? Es wurde am Ende der Wunschkandidat: Xavi. Eine absolute Barça-Legende als Spieler. Laportas Entscheidung war durchaus mutig, hatte der Spanier zuvor als Trainer doch nur zwei Jahre in Katar bei Al-Sadd Doha gearbeitet. Doch die Entscheidung sollte sich als goldrichtig herausstellen. 

Xavier Hernandez i Creus, wie Xavi mit vollem Namen heißt, hat Barcelona neues Leben eingehaucht. Zu Beginn lief es zwar noch etwas unrund, auch das Aus in der Champions League konnte der 42-Jährige nicht abwenden, doch nach einigen Wochen fanden Spieler und Trainer immer besser zusammen. In den letzten 14 Ligaspielen gab es zehn Siege und vier Remis. In der Europa League steht Barcelona im Viertelfinale und trifft dort nun diesen und nächsten Donnerstag (jeweils 21 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Eintracht Frankfurt. 

Zur Wahrheit gehört auch: Der Kader wurde klar besser

In der Liga steht Barcelona mittlerweile auf dem zweiten Platz und ist plötzlich schärfster Verfolger von Real Madrid, wenngleich der Rückstand satte zwölf Punkte beträgt (bei einem Spiel weniger). Stellt sich die Frage: Wie hat Xavi das nur hinbekommen? Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler einen wesentlich besseren Kader zur Verfügung hat als Vorgänger Koeman. 

Pierre-Emerick Aubameyang

Der Unterschiedsspieler: Aubameyangs Barça-Tore im Video

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Im Winter akquirierte Barcelona Geld, das zuvor nicht da war. Der 38-jährige Dani Alves kam mit dazu. Er wurde zwar schon früher verpflichtet, durfte aber erst ab Januar spielen. Für 55 Millionen Euro holte Barça Ferran Torres von Manchester City. Außerdem wurde Adama Traoré von Wolverhampton ausgeliehen und Pierre-Emerick Aubameyang vom FC Arsenal losgeeist. Wie die Katalanen das finanziell stemmen, steht auf einem anderen Blatt, Fakt ist aber: Die neuen Spieler helfen dem Team enorm weiter. 

Dembelé plötzlich wieder wichtig

Ousmane Dembelé

Plötzlich wieder wichtig: Ousmane Dembelé. NurPhoto via Getty Images

Traoré schlug vor allem zu Beginn ein, Aubameyang traf in acht Ligaspielen schon siebenmal und auch Ferran Torres hat seine Qualitäten mit vier Ligatreffern unter Beweis gestellt. Apropos Aubameyang: Nach dessen Ankunft läuft es auch plötzlich bei Ousmane Dembelé wieder gut. Der Franzose sollte den Verein im Winter sofort verlassen, das wurde klar kommuniziert. Ein Abnehmer fand sich allerdings nicht - und so blieb der ehemalige BVB-Profi. Bei Xavi gab es in der Folge ein merkwürdiges Umdenken, und plötzlich ist Dembelé wieder wichtig für das Team. Der Franzose ist aktuell gesetzt, zahlt das mit Leistung zurück. Besonders die Symbiose mit Aubameyang, mit dem er sich schon zu BVB-Zeiten blendend verstand, ist auffällig.

Xavi hat es offenbar geschafft, auch mit dem durchaus schwierigen Charakter Dembelés richtig umzugehen. Und so greift momentan ein Rädchen ins andere. Die Maschinerie läuft samt Spielen wie dem beeindruckenden 4:0 im Bernabeu bei Rivale Real. Auch das jüngste 1:0 gegen den vorherigen Tabellenzweiten Sevilla zeigt die neue Stärke der Katalanen. 

Eine neue Ära bahnt sich an

Xavi soll eine neue Ära in Katalonien prägen - und er ist auf dem besten Weg dahin. In Barcelona erhofft man sich selbiges wie bei einem Johan Cruyff oder Pep Guardiola, die selbst jahrelang Spieler bei Barça waren und später eine Trainer-Ära prägten. Xavi spielte kurz noch mit Guardiola zusammen und dann viele Jahre als Spieler unter dem Fußballfachmann. Es war unbestritten eine der besten Barça-Mannschaften, die es je gegeben hat. Mit dem berühmt berüchtigten "Tiki-Tika" dominierten die Katalanen über Jahre den europäischen Fußball. 

Xavi war als Spieler einer der wichtigsten Teile des Systems von Guardiola, auf dem Feld der verlängerte Arm des Trainers. Zusammen mit Andres Iniesta zog er im Mittelfeld die Strippen und wusste die genialen Offensivspieler um Lionel Messi, Samuel Eto'o oder Thierry Henry immer bestens einzusetzen. Xavi hat unter dem akribischen Arbeiter viel gelernt, vieles mitgenommen für seine jetzige noch junge Trainerlaufbahn.

Xavi legt wie sein "Lehrmeister" viel Wert auf Ballbesitz, aber nicht ganz so extrem wie Guardiola es bis heute bei Manchester City praktiziert. Das Xavi-Barcelona hat viele Teile des Guardiola-Barcelona, aber eben auch Unterschiede. Es geht auch mal über die Flügel mit Flanken oder es wird aus der Distanz geschossen. In der "Tiki-Taka"-Zeit wurde der Ball gefühlt jedes Mal ins Tor getragen.

Pedri könnte den Xavi geben

Xavi schafft es aktuell erfolgreich, eine Mischung aus Vergangenheit und dem modernen Fußball zusammenzuführen. Der Erfolg gibt ihm bis dato Recht. Das Barcelona unter Koeman, Quique Setien oder Ernesto Valverde hatte oft nicht viel Ballbesitz, das hat sich nun unter Xavi geändert. Doch natürlich braucht das neue System auch Zeit. Und es braucht Gesichter.

Genau diese hat der FC Barcelona wieder. Die Mannschaft hat viele junge Talente, denen die Zukunft gehört. Eines der größten Juwele im Kader ist Mittelfeldregisseur Pedri, der jüngst mit seinen Traumtoren bei Galatasaray und gegen Sevilla verzückte. Der erst 19-Jährige ist ein ganz feiner Fußballer, genau wie es Xavi früher war. Aber auch Talenten wie Ronald Araujo, Gavi, Nico oder Ansu Fati gehört die Zukunft. 

Und mit Xavi haben sie einen Trainer, der diese jungen Talente formen kann. Der ehemalige Guardiola-Schüler, der aktuell auf dem Weg zum Meister ist.

Wer überträgt? Frankfurt gegen Barcelona heute live in TV und Stream

Mirko Strässer

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