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Der wichtigste Transfer kostete nichts: Chelsea im Check

Premier-League-Vorschau, Teil 3

Der wichtigste Transfer kostete nichts: Chelsea im Check

Der neue Anführer an der Stamford Bridge: Trainer Mauricio Pochettino spricht zu seinen Spielern.

Der neue Anführer an der Stamford Bridge: Trainer Mauricio Pochettino spricht zu seinen Spielern. IMAGO/Shutterstock

Wie lief das Transferfenster?

Turbulent wie immer seit der Klubübernahme durch Todd Boehly und dessen Mitstreiter. Und doch hatte es nur noch wenig mit dem 600-Millionen-Euro-Irrsinn der vergangenen Saison zu tun. Der aufgeblähte Kader, der den Europapokal als Premier-League-Zwölfter krachend verpasst hatte, wurde massiv ausgedünnt, die größte Schwachstelle, das Toreschießen, mit Bundesliga-Torschützenkönig Christopher Nkunku (Leipzig) und Nicolas Jackson (Villarreal) vielversprechend bearbeitet, während Kai Havertz' Verkauf an Arsenal wichtige Einnahmen generierte. 

Im Mittelfeld war der Aderlass mit Mateo Kovacic (ManCity), Mason Mount (ManUnited), Ruben Loftus-Cheek, Christian Pulisic (beide Milan) und N'golo Kanté (Al-Ittihad) am größten. Kein Wunder, dass die Blues seit Wochen um einen Sechser buhlen. Erst ging es um Moises Caicedo, für den Brighton eisern eine dreistellige Millionensumme fordert, nun plötzlich um Romeo Lavia (Southampton). Das derzeit tatsächlich bestehende Transferplus wird keines bleiben, zumal nicht erst seit Nkunkus Knie-OP noch weitere Neuzugänge kommen sollen.

Was macht Hoffnung, was Sorgen?

Den wichtigsten Neuzugang bekamen die Blues ablösefrei: Trainer Mauricio Pochettino könnte sich als Coup erweisen, weil Chelsea das braucht, was er am besten kann. Wie schon bei Espanyol, Southampton und Tottenham soll der 51-jährige Argentinier einer jungen, verunsicherten Mannschaft mit einer klaren Spielidee Sicherheit und Orientierung geben. Zwei Vorteile genießt Pochettino. Erstens: Es kann nur besser werden. Zweitens: Es muss nicht gleich der Titel sein.

"Wir bauen hier etwas Besonderes auf", sagte der bereits fünfte Chelsea-Trainer seit dem Ende der Abramovich-Ära dem "Guardian", und das sei "mittel- und langfristig" angelegt; wobei er, ehrgeizig wie immer, auch nicht ausschließt, dass das "Besondere" schon 2023/24 durchschlägt. "Im Fußball weiß man nie." Dass er ohne englische Wochen viel trainieren kann, kommt Pochettino beim Einstieg gewiss entgegen.

Denn nach dem nötigen Umbau im Sommer könnte es noch eine Weile dauern, bis Spieler und Trainer zueinanderfinden. Und Geduld, die Pochettino bei früheren Stationen (außer PSG) genoss, hatten die Bosse um Boehly einst auch Graham Potter (Vertrag bis 2027) versprochen. Dass Nkunku mindestens die ersten Wochen der Saison verpasst, ist ein herber Rückschlag. Dazu bleibt die Innenverteidigung eine Baustelle: Kalidou Koulibaly ist weg (Al-Hilal), Wesley Fofana verletzt (Kreuzbandriss), Thiago Silva nächsten Monat 39. Der zuletzt an Brighton verliehene U-21-Europameister Levi Colwill (20) hat gute Chancen, durchzustarten. Er gilt als Riesentalent.

Die Prognose

Die jungen Blues - neuer Kapitän wurde der 23-jährige Reece James - werden um die Europapokalplätze mitspielen. Um welche, hängt auch davon ab, ob Nkunku nach seiner Genesung seine vielversprechenden ersten Eindrücke bestätigt, noch ein zentraler Mittelfeldspieler wie Caicedo kommt - und Boehly Team und Trainer Schwächephasen verzeiht, die gewiss nicht ausbleiben werden. Ein Platz unter den Top sechs ist realistisch.

Jörn Petersen

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