Champions League

"Desillusionierung" von PSG - Luis Enrique trotzig

Ex-Münchner Hernandez vermisst "Intensität"

"Desillusionierung" von PSG - Trotziger Luis Enrique widerspricht Taktik-Zweifeln

Er konnte mit dem PSG-Auftritt auf der Insel nicht zufrieden sein: Trainer Luis Enrique.

Er konnte mit dem PSG-Auftritt auf der Insel nicht zufrieden sein: Trainer Luis Enrique. imago images

Mit dem zweiten Sieg im zweiten Spiel hätte PSG am Mittwochabend einen größeren Schritt in Richtung K.-o.-Runde gehen können. Stattdessen muss der französische Meister die höchste Champions-League-Niederlage seit der berüchtigten "Remontada" im Achtelfinale 2017, als Barcelona einen 0:4-Hinspielrückstand zu Hause mit einem 6:1 noch umbog, verdauen.

Auf der Titelseite von "L'Equipe" prangte am Donnerstag das Wort "Desillusionierung". Das Fachblatt sparte nicht mit Kritik an Luis Enrique, der sein Team in einer Art 4-2-4-Formation auf den Rasen geschickt hatte: "Die Kühnheit, mit vier Angreifern und zwei Mittelfeldspielern im St. James' Park zu spielen, trug keine Früchte. Das Überraschendste ist, dass er trotz der enormen Schwierigkeiten seiner Mannschaft im Zentrum nichts an seinen Plänen änderte."

Auf die Frage, warum Luis Enrique nach der Pause an der gewagten Taktik festhielt, entgegnete er trotzig: "Weil ich dachte, dass es besser wäre, und das denke ich übrigens immer noch." PSG wurde von Newcastle "taktisch und körperlich dominiert", wie "L'Equipe" es fomulierte.

Der ehemalige Münchner Lucas Hernandez, der für das zwischenzeitliche 1:3 gesorgte hatte, gestand in Bezug auf Formation und Matchplan: "Es war die Entscheidung des Trainers, wir wollten ihre Verteidigung unter Druck setzen. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht, und heute hat es nicht funktioniert."

Für Ginola bedarf es "vieler taktischer Veränderungen"

David Ginola, ehemaliger Angreifer von PSG und Newcastle, war als Experte für "Canal+" vor Ort und bemängelte den uninspirierten Auftritt der Franzosen. "Ich denke, dass Luis Enrique taktisch viele Veränderungen vornehmen muss", so der 56-Jährige. Lob gab es für Joker Vitinha, der PSG "etwas mehr Kreativität" eingehaucht hätte.

Torschütze Hernandez sah viel grundsätzlichere Probleme, die den Trainer aus der Schusslinie nahmen. "Es ist die Champions League. Wenn man nicht die nötige Energie und Durchschlagskraft aufbringt, erhält man am Ende ein Ergebnis wie dieses", stellte der Weltmeister von 2018 klar: "Wir müssen das für unsere nächsten Spiele ändern und mit viel mehr Intensität starten."

Die letzten Spiele werden lustig.

Luis Enrique

Weniger dramatisch schätzte Stürmer Goncalo Ramos die Szenerie ein. "Es war ein schlechter Abend für uns. Wir haben nicht so gespielt, wie wir wollten", erklärte der Sommerneuzugang, dem lediglich "Details" im PSG-Spiel gefehlt hatten. "Ich denke, sie waren in den Zweikämpfen schärfer und haben ihre Chancen genutzt. Deshalb haben sie gewonnen." Nun müsse man eben "sicherstellen", gegen Milan zu gewinnen.

Bei den beiden Duellen mit den Rossoneri am 25. Oktober und 7. November wird auch Luis Enrique noch mehr im Fokus stehen. Der Spanier bezeichnete das Ergebnis am Mittwochabend als "unfair", da es nicht das Spielgeschehen abbilde. Deswegen wehrte er sich auch gegen Kritiker, die von einer "großen" Niederlage sprachen. "Wir wissen, dass es eine schwierige Gruppe ist, aber wir sind immer noch Zweiter. Die letzten Spiele werden lustig."

Gesetzt den Fall, dass PSG nach dem Rückspiel in San Siro nicht doch noch das Lachen vergeht.

msc