Den letzten offiziellen Test vor der Weltmeisterschaft (ab 20. Juli) gegen Sambia wollte Martina Voss-Tecklenburg noch einmal nutzen, um die letzte Entscheidung für den endgültigen Kader beim Turnier in Neuseeland und Australien festzulegen. Nach dem etwas holprigen 2:1 über Vietnam entschied sich die Bundestrainerin gegen die Afrikanerinnen für gewohntes Personal.
Unter anderem war Kapitänin Popp ebenso wie Oberdorf zurück in der Startelf. Weil im 4-3-3 Brand und Bühl auf den offensiven Außenpositionen agierten, verteidigte etwas überraschend Huth hinten rechts. Somit bestand die Defensivreihe (Hendrich, Hegering und Rauch) inklusive Torhüterin Frohms komplett aus Spielerinnen des VfL Wolfsburg.
Deutschland engagiert, aber meist harmlos
In der Defensive war aber zunächst nur Sambia gefordert, denn das DFB-Team begann durchaus engagiert. Ein erster Abschluss von Bühl ging schnell aufs Tor, allerdings war der Ball bei Brands Flanke zuvor schon hinter der Torauslinie gewesen (2.) - der Treffer hätte nicht gezählt. Allgemein fehlte Deutschland aber in der Offensive die zündende Idee, um das sehr defensive 4-1-4-1 der Gäste zu knacken.
Gefährlich wurden die EM-Zweiten nur selten - Rauch lenkte einen Chip von Huth knapp neben das Tor (20.). Bühl scheiterte aus spitzem Winkel (25.) ebenso an Keeperin Musonda wie wenig später aus der Distanz (26.), zudem verfehlten Rauchs (36.) und Popps (42.) Fernschüsse das Gehäuse. Insgesamt tat sich die deutsche Offensive in der ersten Hälfte schwer.
Sambia wagte nur selten Ausflüge ins letzte Drittel - dann aber meist zielgerichtet. Vor allem auf die pfeilschnelle Barbra Banda musste die deutsche Hintermannschaft immer ein Auge haben. Zweimal konnten Hegering (3.) und Hendrich (40.) gerade noch per Grätsche Schlimmeres verhindern, einmal schlenzte Banda knapp am Tor vorbei (7.) - die beste Chance des ersten Durchgangs.
Deutschlands Ballverluste werden eiskalt bestraft
In den zweiten startete Sambia dann perfekt - und nutzte zwei Ballverluste eiskalt aus. Brand vertändelte im Mittelkreis die Kugel gegen Kundananji, Barbra Banda schloss nach dem Steilpass eiskalt ins lange Eck zur Führung ab (48.). Etwas länger Zeit sich zu sortieren hatte die deutsche Elf, als Huth kurz darauf den Ball verlor - jedoch ebenfalls ohne Erfolg. Kundananji belohnte sich für die zweite Balleroberung binnen weniger Minuten selbst und vollstreckte eiskalt zum 2:0 (54.).
Deutschland dreht auf, hat aber Pech im Abschluss
Nach einem Dreifachwechsel (Lohmann, Schüller und Simon) wurde das deutsche Team aktiver, was vor allem an der agilen Simon lag. Die mit Leupolz zu Beginn des zweiten Durchgangs eingewechselte Nüsken köpfte einen Simon-Freistoß an den Pfosten (67.), direkt danach lenkte Lohmann eine Flanke ihrer Teamkollegin vom FC Bayern artistisch über die Latte (68.).
Bei Sambia schwanden langsam die Kräfte, Entlastungsangriffe über Barbra Banda wurden seltener. Torhüterin Musonda wollte mit dem Ball in der Hand Zeit von der Uhr nehmen, überreizte das Regelwerk allerdings. Den fälligen indirekten Freistoß nagelte Simon aus 15 Metern an den Querbalken (75.).
Alexandra Popp breitet die Arme zum Jubel aus - es sollte aber noch etwas passieren. IMAGO/Beautiful Sports
Lange und wilde Nachspielzeit
In der Schlussphase warf Deutschland dann noch einmal alles nach vorne, zeigte sich dort aber offensiv wie schon in der ersten Hälfte zu wenig zielstrebig. Doch dann ging die Tafel der Vierten Offiziellen Vicki De Cremer hoch und präsentierte zehn Minuten Nachspielzeit - und die hatte es in sich. Erst köpfte Schüller nach einer Ecke von Simon zum Anschlusstreffer ein (90.+1), dann versenkte Kapitänin Popp einen Kopfball zum 2:2 und vermeintlichen Endstand im Netz (90.+10).
Das Spiel war aber immer noch nicht beendet - und erneut präsentierten sich die DFB-Frauen in der Rückwärtsbewegung anfällig. Nach einem Einwurf von Bühl riss ein Pass von Lungu die komplette Defensive auf, Barbra Banda war durch und hob die Kugel über Frohms hinweg zum 3:2 in die Maschen (90.+12).
Somit müssen die DFB-Frauen mit einer Niederlage im Gepäck die Reise zur WM antreten. Welche fünf Spielerinnen dann nicht dabei sein werden, das entscheidet sich am Samstag, wenn das endgültige Aufgebot bekanntgegeben wird.
Bitter zudem für die Bundestrainerin: Mit Hegering und Oberdorf (beide zur Pause) sowie Simon (in der Nachspielzeit) musste Voss-Tecklenburg dreimal verletzungsbedingt wechseln.