Europa League

Didi will es nicht minimalistisch

Rapid-Trainer in die Kritik geraten

Didi will es nicht minimalistisch

Trainer Dietmar Kühbauer will mit Rapid in die Europa League.

Trainer Dietmar Kühbauer will mit Rapid in die Europa League. GEPA pictures

Am Sonntag, nach der 1:2-Niederlage in Altach, hatte das Wort "minimalistisch", mit dem der Sky-Reporter Gerhard Krabath die Offensivleistung Rapids beschrieb, Didi Kühbauer noch auf die Palme gebracht. Am Mittwoch, bei der Pressekonferenz vor dem Europa-League Qualifikationsspiel gegen Sorja Luhansk nahm es der Rapid-Trainer, deutlich besser gelaunt, fast selbst in den Mund: "Das Minimalziel", begann er seinen ersten Satz, "das Minimalziel, international zu spielen, haben wir erreicht."

EL-Play-off

Mit dem Sicherheitsnetz Conference League (für deren Gruppenphase Rapid im Falle des Ausscheidens gegen Luhansk fix qualifiziert ist) soll seine Mannschaft heute ohne Druck "besser performen als in der nationalen Meisterschaft. Denn natürlich wollen wir schauen, dass wir in der Europa League dabei sind."

Didi in der Kritik

Das alles mag für Rapid eine Rolle spielen, für Dietmar Kühbauer zählt allein schon deshalb nur der Aufstieg in die Europa League, um seinen Kritikern wieder Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Niederlagen in Prag und Larnaka, vor allem aber jene in der Bundesliga gegen Hartberg und Altach haben auch in Fankreisen die Trainerdiskussion angeheizt. Kühbauers Entschuldigung von neun Spielen in 31 Tagen will keiner hören. Auch nicht, dass er seit der Ausfallmisere, die mit dem 0:2 in Prag begann, mit 14, 15 Spielern auskommen muss. "Das versteht eh keiner, wenn ich sage, dass die Breite in unserem Kader nicht die allerbeste ist", murmelte er deshalb nur halblaut, als er die Rückkehr von Dejan Petrovic, Filip Stojkovic und Robert Ljubicic verkündete.

Die kicker-Elf des 4. Spieltags

Zumindest bei seinem Freund und Sportdirektor Zoran Barisic findet er Gehör. Auch der macht die durchwachsene Performance der letzten Wochen an den "Ausfällen wichtiger Spieler" fest. Große Wünsche wird er dem Trainer in den verbleibenden Tagen bis Transferschluss dennoch nicht erfüllen können. "Wir müssen vernünftig agieren, weil wir nicht wissen, wie es mit Corona weitergeht", will er aber zumindest einen neuen Flügelspieler holen.

Didis Rechnung

Dabei kann sich ein Transferplus von 9,5 Millionen Euro, das Rapid erwirtschaftet hat, seit Didi Kühbauer am 1. Oktober 2018 seinen Job angetreten hat, sehen lassen. Die Elf, die man aus den Abgängen dafür zusammenstellen könnte, aber auch: Knoflach - Müldür, Barac, Bolingoli - Demir, Schwab, Dejan Ljubicic, Ritzmaier, Murg - Berisha, Badji.

Zum Vergleich: Die Transfererlöse der direkten Konkurrenten Sturm und LASK waren in der selben Zeit mit rund 4,5 Millionen Euro nicht einmal halb so hoch, wobei jene der Linzer durch die Verbindung mit den Juniors OÖ nur schwer bezifferbar und wohl noch geringer ausgefallen sind.

Dass der aktuelle Rapid-Kader nach den Abgängen der zahlreichen namhaften Spieler der günstigste der letzten Jahre ist, wird in Hütteldorf auch nicht in Abrede gestellt. Didi Kühbauer muss nur aufpassen, dass er nicht die Rechnung dafür bezahlt. Minimalistische Interviews ("Und jetzt ist es genug.") werden ihm dabei nicht helfen. Schon eher der Einzug in die Europa League. Den ersten Trainer, der mit einer österreichischen Mannschaft zum dritten Mal in der EL-Gruppenphase steht, kann man doch nicht so leicht feuern. Auch wenn er die erste EL-Teilnahme mit Rapid noch von Goran Djuricin geerbt hat.

Horst Hötsch