Herr Müller, Sie haben offiziell zum 1. Juli 2023 Ihre Karriere beendet, zuletzt aber noch in der Landesklasse (8. Liga) Mecklenburg-Vorpommerns für die HSG Uni Greifswald gekickt. Wie haben Sie sich in den vergangenen knapp zweieinhalb Jahren die Zeit vertrieben?
Zum einen habe ich meinen Trainerschein der B-Lizenz gemacht und meine jetzige Lebenspartnerin kennengelernt. Parallel dazu bin ich meinem Job in Greifswald nachgegangen, wo ich bei Teamsport89 tätig bin. Ich wollte gerne etwas mit Sport machen, was abwechslungsreich ist. Am Ende bin ich der Liebe wegen in Greifswald geblieben, was die richtige Entscheidung für den Moment ist.
In Ihrer Vita stehen insgesamt 348 Partien in der 3. Liga. Dazu kommen 55 Partien in der 2. Bundesliga sowie ein Spiel in der 1. Bundesliga. Wie bewerten Sie rückblickend Ihre aktive Karriere?
Als sehr abwechslungsreich und vielfältig. Es gab gute und schlechte Zeiten, wobei ich die Guten zu wenig gelebt habe. Die schlechten Zeiten waren dagegen doppelt hart. Insgesamt bin ich aber zufrieden. Am Ende hat es mich jedoch gestört, dass nicht ich die Entscheidung zum Karriereende getroffen habe, sondern mein Körper. Ich wollte es gerne mit meinem eigenen Willen beenden.
Gibt es einen Moment in Ihrer Karriere, auf den Sie besonders gerne zurückblicken?
Sogar zwei. Da ist die Saison 2007/2008 im DFB-Pokal mit Carl Zeiss Jena, da sind wir bis in das Halbfinale gekommen. Im Viertelfinale gegen Stuttgart habe ich in der Verlängerung das 2:2 in der 120. Spielminute erzielt. Die Emotionen danach waren geisteskrank und schwer zu toppen. Gegen Dortmund war dann vor 81.000 Zuschauer leider Schluss. Die Diskrepanz war nur, dass wir mit Jena in dieser Saison aus der 2. Bundesliga abgestiegen sind. Zudem war der Aufstieg mit Hansa Rostock in die 2. Bundesliga nach 38 Spieltagen in der Saison 2010/11 ein toller Moment.
Als Profi verzichtet man auf einiges, was nicht immer alle sehen und auch wissen.
Robert Müller
348 Spiele in elf Spielzeiten sowie 17 Tore in der 3. Liga für Carl Zeiss Jena, Holstein Kiel, Hansa Rostock, Wehen Wiesbaden, VfR Aalen, KFC Uerdingen, Energie Cottbus und die SpVgg Unterhaching: Was bedeutet Ihnen der Titel "Rekordspieler der 3. Liga"?
Dadurch, dass ich diesen Titel mittlerweile schon das fünfte Jahr innehabe, bin ich ein kleines bisschen stolz drauf. Alle anderes wäre gelogen. Das ist ein kleiner Bonus für die ganzen Leiden im Training und Spiel sowie die verpassten Geburtstage oder Feierlichkeiten. Als Profi verzichtet man auf einiges, was nicht immer alle sehen und auch wissen. Die Anzahl der Spiele ist daher auch ein Ausdruck von Konstanz und Qualität über viele Jahre.
Sie haben Anfang September beim MV-Oberligisten SV Siedenbollentin angeheuert. Wie kam es zum Engagement beim Aufsteiger in die 5. Liga?
Der Kontakt kam über einen Spieler, dann wurden Nummern ausgetauscht und miteinander telefoniert. Ich habe mir dann vor Ort alles angeschaut und gemerkt, das passt ganz gut. Mir geht es darum, mein Erlebtes an die Spieler weiterzugeben. Ich habe gewisse Werte, für die ich einstehe. Ich bin jetzt seit sieben Wochen beim Verein, der sehr familiär geführt wird. Die Infrastruktur wächst und ich kann in die Tätigkeit des Trainers reinschnuppern.
Welche Aufgaben übernehmen Sie denn im Trainerteam um SVS-Chefcoach Christoph Haker?
Ich kümmere mich um die Videoanalyse und unterstütze das Trainerteam auf dem Platz im Spiel- und Trainingsbetrieb. Ich bringe meine Erfahrung und Erlebnisse mit ein und wir haben einen sehr guten Austausch miteinander. Es macht einfach richtig Bock.

Robert Müller (rechts) mit SVS-Coach Christoph Haker. Verein
Für Sie ist es die erste Station nach der aktiven Karriere als Trainer. Hegen Sie Ambitionen in diese Richtung?
Zuerst war das gar nicht geplant, jetzt habe ich Blut geleckt. In der aktuellen Konstellation ergibt es aber nur Sinn mit dem SV Siedenbollentin. Ein anderer Verein würde da für mich nicht infrage kommen. Wir haben jetzt eine Zusammenarbeit bis zum Winter ausgemacht. Dann werden wir weitersehen.
Interview: Matthias Schütt





