Qualifikation

Italien spielt erstmals seit zehn Jahren in Neapel

Wie gegen Frankfurt gibt es erneut Sicherheitsbedenken

Ein kompliziertes Verhältnis: Italien spielt zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder in Neapel

Das Diego Armando Maradona (ehemals San Paolo) ist Schauplatz des Duells zwischen Italien und England.

Das Diego Armando Maradona (ehemals San Paolo) ist Schauplatz des Duells zwischen Italien und England. picture alliance / empics

Bologna, Udine, Parma, Palermo, Turin, Rom, Cagliari, Reggio Emilia: Sie ist nicht gerade kurz, die Liste der Städte, in denen die italienische Nationalmannschaft in der Amtszeit von Roberto Mancini gespielt hat. Während die Auswahl der Engländer ihre Partien stets in Wembley (London) austrägt, bezieht die Squadra Azzurra ihr Lager mal hier und mal da.

Ein Spiel in Neapel ist allerdings beinahe zehn Jahre her. Damals, im Oktober 2013, traf Italien in der WM-Qualifikation auf Armenien (2:2) - seitdem zog es die Nationalelf immer wieder in den wirtschaftlich florierenden Norden. Fünf Spiele in der sizilianischen Küstenstadt Palermo, zwei Duelle in Bari, eine Partie im sardinischen Cagliari: Das war's. Häufiger spielten die Italiener im vergangenen Jahrzehnt im abgehängten Süden nicht. 

Es ist "der richtige Zeitpunkt" für ein Spiel in Neapel

Jetzt aber, so findet nicht nur Mittelfeldspieler Marco Verratti, scheint es "der richtige Zeitpunkt" zu sein, um wieder in Neapel aufzuschlagen - schließlich führt die SSC die Tabelle der Serie A derart souverän an, dass es in Anbetracht von 19 Punkten Vorsprung nur noch eine Frage der Zeit ist, ehe die Meisterschaft feststeht. 

Seit der Scudetto zum bislang zum letzten Mal nach Neapel ging, sind über 32 Jahre vergangen. Seinerzeit spielte noch Diego Armando Maradona für die SSC und hinterließ nicht nur mit seinen beiden Meisterschaften 1987 und 1990 Spuren, die noch heute sichtbar sind. Der Argentinier wird in der Stadt mehr verehrt als jeder italienische Spieler - und so waren manche Neapolitaner auch in einem Zwiespalt, als es die Squadra Azzurra 1990 im Halbfinale der Heim-WM mit Argentinien zu tun hatte

Neapel hat ein kompliziertes Verhältnis zum Rest des Landes

Vor dem damaligen Spiel in Neapel sagte Maradona: "Alles, was ich will, ist der Respekt des neapolitanischen Volkes - nicht ihre Unterstützung, weil ich weiß, dass Neapolitaner Italiener sind." Die Italiener selbst hätten das, so Maradonas Wahrnehmung, allerdings nicht verinnerlicht. "Es sind die Italiener, die verstehen müssen, dass die Neapolitaner auch Italiener sind", sagte Maradona und brachte damit zum Ausdruck, dass es ein durchaus kompliziertes Verhältnis ist, das Neapel zum Rest des Landes pflegt. 

EM-Qualifikation, 1. Spieltag

Das hat bis heute angehalten. Hier der Norden, der mehr und mehr Wohlstand anhäuft - und da der Süden, der beim Aufschwung hinten runterfällt: So sehen das viele Neapolitaner nach wie vor. Jetzt aber kommt die Nationalmannschaft zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in die Stadt und spielt in jenem Stadion, das selbst Neapels Präsident Aurelio de Laurentiis einst als "Toilette" bezeichnete. 

Das Duell mit England (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) soll ein Fußballfest werden, allerdings gibt es erneut Sicherheitsbedenken. Schon beim Champions-League-Spiel zwischen der SSC und Eintracht Frankfurt war es zu Ausschreitungen gekommen, auch jetzt ist die Lage angespannt. Ein Spiel zwischen italienischen und englischen Fans wurde abgesagt, und Gäste-Trainer Gareth Southgate bat die Anhänger der Three Lions, "gute Touristen" zu sein. Es soll schließlich um Fußball gehen - wie in Bologna, Udine und Parma. 

lei