Champions League

Frust und Wut bei Tottenham: Trainer Conte reagiert trotzig

Steht der Spurs-Trainer vor dem Aus?

Frust und Wut bei Tottenham: Conte reagiert trotzig - und wird von Richarlison kritisiert

Ist in der Champions League ohne Treffer seines Teams an Milan gescheitert: Tottenhams Trainer Antonio Conte.

Ist in der Champions League ohne Treffer seines Teams an Milan gescheitert: Tottenhams Trainer Antonio Conte. IMAGO/Action Plus

Kein einziges erzieltes Tor in über 180 Minuten gegen den italienischen Meister AC Mailand: Tottenham hat sich das alles ganz anders vorgestellt. Erst recht die Fans, die am Mittwochabend schon mit dem Halbzeitpfiff die Finger in den Mund legten und die Leistung ihres Spurs-Teams mit lautstarken Pfiffen kommentierten.

Doch auch das half nichts: Die Londoner, mit der Rückkehr an die Seitenlinie von Trainer Antonio Conte eigentlich hochmotiviert in dieses Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Milan gestartet, brachten auch in den finalen Minuten nichts zustande.

So stand nach dem 0:1 im ersten Vergleich eine Nullnummer im heimischen Tottenham Hotspur Stadium vor über 60.000 Zuschauern zu Buche - gepaart mit der Gewissheit, nun neben der Königsklasse auch schon in beiden englischen Pokalwettbewerben ausgeschieden zu sein und in der Liga als aktuell strauchelnder Vierter gehörig Druck aus Liverpool zu bekommen. Wird am Ende gar alles verspielt?

Conte tut es "wirklich leid für die Fans"

Möglich scheint es, wenn man etwa den Worten von Conte lauscht. Der italienische Coach nämlich kommentierte das Aus in der Königsklasse noch am späten Mittwoch mit vielsagenden Worten. "Das ist ein Team, das immer viel arbeiten muss, um auf hohem Niveau konkurrenzfähig zu sein. Aus meiner Sicht ist es ein ganz langer Weg", so Conte im Gespräch mit "Prime Video". "Ich bin seit 14 Monaten hier - und vergessen wir bitte nicht, dass wir letzte Saison in der Gruppenphase der Europa Conference League ausgeschieden sind."

Weiter ging es, obwohl auch Conte selbst keine gute CL-Bilanz hat (Viertelfinale mit Juventus 2013/14 das beste Abschneiden mit insgesamt 45 Auftritten bei nur 15 Siegen), mit harscher Kritik an seinen Schützlinge: "Es tut mir wirklich leid für die Fans. Aber wir können einen Sieg nicht einfach erfinden oder hoffen, dass eines Tages wie durch ein Wunder ein Pokal auf unserem Spielfeld steht."

Vielmehr müsse die Mannschaft verstehen, dass stets alles für den Erfolg abverlangt werde - und alles sei es dieses Mal eben nicht gewesen: "Gerade nach der Pause haben wir uns verdammt schwer getan. Wir sind zu oft einfach stehengeblieben oder haben wieder zurückgespielt. Es ist am Ende des Tages keine Frage der Qualität, sondern dass bestimmte Spieler in Spielen wie diesen einen Schritt nach vorne machen und mehr Charakter zeigen müssen." Das sei aber eben nicht passiert.

Will Tottenham Conte "vielleicht früher loswerden"?

Champions League, Achtelfinale

Das warf bei den englischen Medien natürlich direkt die Nachfrage auf, ob denn eventuell am Ende der Saison oder womöglich schon früher das Aus von Conte folgen könnte. Darauf angesprochen, reagierte der nach Gallenblasen-OP samt tagelanger Erholung in der Heimat gerade erst wieder einsatzbereite Italiener trotzig: "Das ist eine gemeine Frage - gerade heute. Ich kämpfe noch immer nach der Operation. Und ich arbeite weiter, respektiere den Vertrag."

Conte weiter: "Am Ende der Saison werden wir uns zusammensetzen und die Situation mit dem Verein bewerten - und ich werde dabei meine Meinung sagen ... Ich habe einen Vertrag, der ausläuft -  und wir werden sehen, wie die Saison endet." Man wisse es aber nie genau, "der Verein will mich vielleicht früher loswerden. Vielleicht hatten sie höhere Erwartungen. Was für einen Trainer am Ende zählt, ist der Versuch, mit seiner Arbeit die Messlatte höher zu legen. In diesem Jahr haben wir aber Mühe, die Messlatte höher zu legen. Es war viel einfacher, das Team von einem mittleren Niveau auf ein gutes Niveau zu bringen. Es weiter zu verbessern, birgt andere Probleme in sich."

Richarlisons Wutrede

Richarlison

Konnte sein Fehlen in der Spurs-Startelf gegen Milan nicht verstehen: Nationalspieler Richarlison. IMAGO/PA Images

Allen voran seien seine Spurs vor allem daran gescheitert, ordentlich Druck aufzubauen und Offensivgefahr auszustrahlen. Insbesondere Zielspieler Harry Kane, der abgesehen von ein paar Aktionen und einer späten Top-Kopfballchance von der Rossoneri-Abwehr um den Ex-Schalker Malick Thiaw kaltgestellt wurde, bekam zu wenig Futter von seinen Kollegen. Auch die späte Hereinnahme von Richarlison in der 70. Minute half da nicht mehr.

Der Spielplan von Tottenham Hotspur

Wenn es nach dem brasilianischen Nationalspieler geht, hätte dieser sowieso in der Startelf stehen müssen. "Ich bin ehrlich: Diese Saison war scheiße, ich will spielen", sagte Richarlison gegenüber "TNT Sports Brazil" - und legte wütend nach: "Ich verstehe es nicht ... ich habe zuletzt gut gespielt, wir haben gegen Chelsea und West Ham (jeweils 2:0Anm. d. Red.) gewonnen. Doch plötzlich sitze ich auf der Bank. Ich habe dann nur fünf Minuten gegen die Wolves (0:1; Anm. d. Red.) gespielt und nach den Gründen dafür gefragt. Niemand konnte sie mir sagen."

Der 60-Millionen-Euro-Sommerneuzugang der Londoner hatte seine Kritik damit erst begonnen: "Am Dienstag haben sie von mir einen Fitnesstest verlangt und mir gesagt, dass ich von Beginn an spielen werde. Und dann sitze ich auf der Bank. Es gibt Dinge, die kann ich nicht verstehen. Wieder keine Erklärung ... Ich bin gespannt, was er (Conte; Anm. d. Red.) uns am Donnerstag erzählt. Aber ich bin nicht dumm, ich bin ein jeden Tag hart arbeitender Profi und will spielen. Und in dieser Saison sind es nicht genug Minuten für mich."

mag

Bilder zur Partie Tottenham Hotspur - AC Mailand