Int. Fußball

Norwegen | Spätzünder Amahl Pellegrino sorgt für Furore

33-jähriger Norweger führt Golden-Shoe-Ranking an

"Hätte auch ein Krimineller werden können": Spätzünder Pellegrino sorgt für Furore

Kommt aus dem Jubeln derzeit nicht raus: Amahl Pellegrino.

Kommt aus dem Jubeln derzeit nicht raus: Amahl Pellegrino. IMAGO/Bildbyran

22 Tore hat Pellegrino in der laufenden Saison bereits erzielt, das allerdings in Norwegen, wo jedes Tor aufgrund der schwächeren Liga nur mit dem Faktor 1,5 gewichtet wird - in den Top-Ligen ist es der Faktor 2. Außerdem wird das Bild auch von der Tatsache verzerrt, dass in Norwegen die Saison bereits weit fortgeschritten ist und bereits 23. Spieltage absolviert wurden. Die Wahrscheinlichkeit ist also recht hoch, dass Pellegrino am Ende nicht den Goldenen Schuh erhalten wird - nichtsdestotrotz sind seine Leistungen außerordentlich.

Zuletzt schoss er Bodö/Glimt mit vier Toren fast schon im Alleingang zum 4:2-Ligasieg über Valerenga Oslo. Der Linksaußen, der auch Wurzeln in Tansania hat und den Spitzenamen "Pelle" trägt, befindet sich auf dem besten Wege, erneut Torschützenkönig zu werden - in der vergangenen Saison traf er 25-mal für Bodö/Glimt. Der 33-Jährige hat sich in Norwegen etabliert, das jedoch nach vielen Umwegen. 

Pellegrino hatte keine leichte Kindheit, ohne Vater und in ärmlichen Verhältnissen hatte der Fußball zunächst keine Priorität. "Essen und Kleidung waren wichtiger", sagte Pelle 2020 in einem Interview mit dem norwegischen Fernsehen. Bis zu seinem neunten Lebensjahr hatte er nur die Möglichkeit, Übungen zu beobachten und diese dann selbst nach nachzumachen. Mit neun Jahren schaffte er es dann aber zum örtlichen Klub Drammen FK - und er fühlte sich auf Anhieb wohl. "Ich glaube, dass ich 40 Tore in meiner ersten Trainingseinheit gemacht habe."

Sein Weg in den Profifußball verlief anschließend aber weiterhin nicht gerade, vielmehr war der sehr kurvig - und Pellegrino selbst weiß, dass er auch gut und gerne hätte falsch abbiegen können. "Ich war jung und habe viele Dummheiten gemacht. Ich hätte auch ein Krimineller werden können, auch weil ich Kontakt zu diesem Umfeld hatte"; gestand der 33-Jährige und stellte fest: "Der Fußball hat mich gerettet."

Vaterfigur Lian und der entscheidende Wechsel

Große Bedeutung in seinem Werdegang hatte sein 2009 verstorbener Jugendtrainer Ronny Lian. "Niemand hat an mich so geglaubt wie er, ohne ihn hätte ich es nicht geschafft", sagt Pellegrino über seine Vaterfigur, der selbst wohl ziemlich stolz auf seinen einstigen Zögling wäre. Zwar gab Pelle 2014 für Lilleström sein Debüt in der ersten Liga, doch konnte er sich in dieser damals nicht behaupten. Pellegrino schlug sich über viele Jahre in der zweiten norwegischen Liga durch und hatte auch ein eher erfolgloses Intermezzo in Saudi-Arabien bei Damac FC in seiner Vita stehen, doch dann folgte 2021 sein Wechsel zu Bodö/Glimt. 

Dort ging es dann nur noch bergauf: Im ersten Jahr Meister, vergangenen Saison Vize-Meister - und Tore en masse: 56 Treffer in 72 Spielen sind beeindruckend, nicht aber für Norwegens Nationaltrainer Stale Solbakken. Der verzichtete bislang auf die Berufung des Angreifers, allerdings hat er auch ein echtes Luxusproblem in der Offensive, in der  sich Topspieler wie Erling Haaland (Manchester City), Alexander Sörlot (FC Villarreal) oder Marin Ödegaard (FC Arsenal) tummeln. Im Sturm findet sich zudem noch Celta Vigos verheißungsvolles Talent Jörgen Strand Larsen (23) wieder.

"Er ist ein Spieler, über den wir gesprochen haben", sagte Solbakken gegenüber "Nettavisen" und betonte: "Wir haben gar nichts gegen ihn, er ist ein sehr guter Fußballer. Aber wir sind auch ehrlich und schauen darauf, welcher Spielertyp uns am meisten weiterhilft." Das klingt ein wenig nach Absage, jedoch sei die Tür nicht komplett zu, wie Solbakken anmerkte, als er betonte, dass Pellegrino aktuell "zum Kandidatenkreis" für die Nationalmannschaft zählt. 

drm

Ohne Anlaufschwierigkeiten: Nur Haaland toppt Leipzigs Xavi