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Historisch harmlos: Irlands zweites Gesicht

Hochverdiente 0:3-Niederlage gegen Belgien

Historisch harmlos: Irlands zweites Gesicht

Konsterniert: John O'Shea, Jeff Hendrick und Stephen Ward (von links).

Konsterniert: John O'Shea, Jeff Hendrick und Stephen Ward (von links). Getty Images

Es läuft die 47. Spielminute in Bordeaux. Irlands Standardschütze Brady schlägt einen Freistoß von der linken Seite in Richtung Elfmeterpunkt. Dort wird Angreifer Long von Vermaelen und Alderweireld bedrängt. Letzterer kommt schließlich auch an den Ball, wuchtet ihn aus der Gefahrenzone - und trifft seinen Gegenspieler anschließend mit den Stollen an der Schulter. Long sank zu Boden, hielt sich den Kopf. Elfmeter? Der Belgier hatte den Fuß enorm hoch, zunächst traf Alderweireld aber klar den Ball. Deshalb entschied das Schiedsrichtergespann um Cüneyt Cakir auf Weiterspielen.

Unmittelbar daraufhin schalteten die Roten Teufel gegen weit aufgerückte Iren blitzschnell um. Lukaku trieb den Ball nach vorne und setzte De Bruyne ein, der McCarthy leichtfüßig auf der rechten Seite umkurvte und dann den mitgelaufenen Lukaku am Strafraumrand sah. Aus 16 Metern vollstreckte der Angreifer eiskalt – 1:0.

Irland - Vereinsdaten
Irland

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01.01.1921

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Europameisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
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Spielersteckbrief O'Shea
O'Shea

O'Shea John

Wir waren bei Kontern zu offen.

Irlands Kapitän John O'Shea

Nicht nur dabei leisteten sich die Iren einen gravierenden Fehler: Sie ließen den individuell bärenstark besetzten und vor allem flinken Belgiern viel zu viel Platz. "Wir waren bei Kontern zu offen", bilanzierte Kapitän O’Shea, nicht nur, aber vor allem beim ersten Gegentreffer, der der Partie aus Sicht von O’Neill die Richtung gab: "Das erste Tor war entscheidend gegen eine starke belgische Mannschaft." Daraufhin haben die Roten Teufel "das Spiel kontrolliert, wir haben nicht die Leistung wie gegen Schweden wiederholen können", befand der Coach. Und dann, so O’Neill, "kann dir eine individuell starke Mannschaft wie Belgien richtig weh tun."

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Gegen die Schweden überzeugte seine Mannschaft noch durch "außergewöhnlichen Ballbesitzfußball, heute waren wir zu nervös und gaben ihn zu schnell ab." Überhaupt wirkte das Team von der Insel im Vorwärtsgang stark limitiert, Spielmacher Hoolahan sowie Angreifer Long hingen komplett in der Luft. Deutlicher Ausdruck der irischen Harmlosigkeit: Erstmals seit der WM 1994 gab Irland bei einem großen Turnier keinen Torschuss in einer Partie ab.

Nach nur einem Zähler aus zwei Spielen haben die "Boys in Green" das Weiterkommen nicht mehr in der eigenen Hand. Sichert sich Belgien gegen Schweden einen Punkt, ist für Irland nur noch Platz drei drin. Ob dieser zum Weiterkommen reicht, entscheidet sich erst zum Ende der Gruppenphase. Mit einem Dreier gegen die bereits als Gruppensieger feststehenden Italiener stünden die Chancen durchaus gut. Kapitän O’Shea kennt das Erfolgsrezept: "Wenn wir disziplinierter und kontrollierter auftreten, können wir gegen Italien etwas mitnehmen."

mam