Qualifikation

James Rodriguez: Ein Lebenszeichen

Zuletzt vereinsloser Kolumbianer glänzt in der Nationalmannschaft

James: Ein Lebenszeichen

Hallo, ich bin noch da: James Rodriguez.

Hallo, ich bin noch da: James Rodriguez. AFP via Getty Images

An den Sommer 2014 und alles, was bei der WM in Brasilien dazugehört hatte, dachten beide noch gerne zurück. Sehr gerne sogar. Doch als Kolumbien im Juni 2023 in der Veltins-Arena zu Gelsenkirchen antrat, war Deutschland, das 0:2 verlieren sollte, wenigstens mit von der Partie. James Rodriguez war es nicht mehr.

Der überragende kolumbianische Fußballer seiner Generation war nicht etwa verletzt oder anderweitig verhindert gewesen, wahrscheinlich hätte er gerne gespielt. Doch James, der einst das Wappen von Real Madrid oder des FC Bayern auf der Brust trug, hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Verein. Er kam für das knallgelbe Nationaltrikot mit der Nummer zehn, "seiner" Nummer zehn, einfach nicht mehr in Frage.

Seit Juli spielt James in Brasilien - wenn er spielt

Die Abwärtsspirale des WM-Torschützenkönigs von 2014 war beispiellos gewesen. Nach Madrid und München war er 2020 zum FC Everton - und Trainer Carlo Ancelotti - gegangen, wo er zumindest vier Spieltage lang faszinieren sollte. Dann Verletzungen, dann Formschwäche, dann Al-Rayyan in Katar, ein vergeblicher Anlauf bei Olympiakos Piräus, Vereinslosigkeit. Ein einstiger Weltstar, von der Bildfläche verschwunden.

Gestern ist er wieder aufgetaucht. Seit Ende Juli hat James einen neuen Verein, einen bekannten sogar. Den FC Sao Paulo in Brasilien. Dort spielt der Spielmacher aber nicht regelmäßig. Trotzdem trägt er in der WM-Qualifikation wieder das knallgelbe Trikot, wieder seine Nummer zehn. Gegen Uruguay stand James am Donnerstag erstmals wieder in der Startelf - und drehte genüsslich die Zeit zurück.

Bielsa wundert, dass James überhaupt die Chance bekam

In der 35. Minute nahm der inzwischen 32-Jährige eine Flanke von Santiago Arias mit rechts sauber an, um sie mit seinem starken Linken, technisch anspruchsvoll, sofort ins Eck zu schießen. Luis Diaz, Kolumbiens Star der Gegenwart, herzte seinen Vorgänger am intensivsten, nachdem dieser seine Arme ausgebreitet und die Liebe der Fans, die ihm zu lange entzogen worden war, dankbar aufgesogen hatte.

Uruguays Nationaltrainer Marcelo Bielsa zeigte sich hinterher verwundert, in welch guter Form sich James präsentiert hatte, dessen Leistung in diesem Spiel zu seiner Rolle in Sao Paulo "gar nicht passte". Doch eigentlich war es nicht die Leistung, die den 68-Jährigen verwunderte. Sondern die Tatsache, dass James die Möglichkeit bekommen hatte, sie überhaupt anzubieten.

Ein Lebenszeichen zur rechten Zeit könnte James Rodriguez da gesendet haben, auch wenn die Kolumbianer am Ende nur 2:2 spielten. Platz drei hinter Argentinien und Brasilien würde aktuell aber reichen für die WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA. Sie wäre ein Sehnsuchtsort für den alten Helden, zwölf Jahre nach den besonderen brasilianischen Nächten. Mal sehen, wo seine Odyssee James noch hinführt.

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