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Kann sich England auf das Wesentliche konzentrieren?

Viele Nebenschauplätze vor dem Duell gegen Montenegro

Kann sich England auf das Wesentliche konzentrieren?

In den vergangenen Tagen vermehrt in den Schlagzeilen: Arsenals Jack Wilshere.

In den vergangenen Tagen vermehrt in den Schlagzeilen: Arsenals Jack Wilshere. picture alliance

Zwei Siege in Wembley und der Trip nach Brasilien kann gebucht werden. Hört sich einfach an, ist es für England im Jahre 2013 nicht. In der Gruppe H hat der Weltmeister von 1966 bislang nur jeweils zweimal gegen die Fußball-Zwerge San Marino und Moldawien gewonnen. Die restlichen vier Partien endeten unentschieden. Das führt zwei Spieltage vor Schluss zu einer spannenden Ausgangslage: England führt das Tableau zwar an, hat aber nur einen Punkt Vorsprung auf die Ukraine und Montenegro. Auch Polen ist bei drei Zählern Rückstand noch nicht aus dem Geschäft, zumindest was Rang zwei angeht. Angesichts der schweren Auswärtsaufgaben (erst Ukraine, dann England) sind die Chancen für Lewandowski & Co. allerdings eher als gering einzuschätzen. Die Ukraine darf zum Abschluss hingegen nach San Marino, was den Druck auf die Konkurrenz zusätzlich erhöht.

Redknapp wettert gegen "ahnungslose" Bosse

Doch zurück nach England. Dort wurden vor dem Zieleinlauf in der WM-Quali wie so oft zahlreiche Nebenschauplätze beackert. Erst holte Harry Redknapp, inzwischen Trainer der Queens Park Rangers, in seiner neuen Autobiographie zum Rundumschlag gegen die Verbandsführung aus, die ihm im Mai 2012 Roy Hodgson als neuen Nationalcoach vorgezogen hatte. Die FA-Bosse hätten "keine Ahnung" und wären nicht in der Lage "einen guten Trainer zu finden, selbst wenn ihr Leben davon abhängt". Harter Tobak. Doch in der Tat steht für Hodgson in den kommenden Tagen viel auf dem Spiel.

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Pl. Verein Punkte
1
England England
19
2
Ukraine Ukraine
18
3
Montenegro Montenegro
15

Wilshere sorgt mit Aussagen zur "Januzaj-Debatte" für Irritationen

In den Schlagzeilen fand sich auch Jack Wilshere wieder. Erst wurde der Mittelfeldspieler des FC Arsenal öffentlich mit einer Zigarette abgelichtet, was seinem Trainer Arsène Wenger nicht gerade gefiel. Dann löste er mit Äußerungen wie "Die einzigen Menschen, die für England spielen sollten, sind englische Menschen. Nur weil du fünf Jahre in England gelebt hast, bist du noch kein Engländer" eine lebhafte Diskussion aus, in die sich unter anderem Englands Cricket-Star Kevin Pietersen (geboren in Südafrika) einschaltete.

Aufgekommen waren entsprechende Fragen durch die (Phantom-)Debatte über eine mögliche Einbürgerung von Manchester Uniteds Shooting Star Adnan Januzaj, der wegen seines familiären Hintergrunds für zehn verschiedene Nationen spielen könnte. Zudem hatte auch der englische Verband die Absicht geäußert, Januzaj für die "Three Lions" gewinnen zu wollen. Das wäre frühestens 2018 möglich, weil der Flügelstürmer dann im fünften Jahr seit seinem 18. Geburtstag in England leben würde, so er denn in Manchester bleiben sollte. FIFA-Regularien hin, Wilshere-Aussagen her: Das englische Bemühen um Januzaj bringt einen gewissen Grad an Verzweiflung zum Ausdruck.

Wayne Rooney und Daniel Sturridge

Englands Hoffnungen ruhen auf ihnen: Wayne Rooney (l.) und Daniel Sturridge (r.) sollen für die Tore sorgen. picture alliance

Dabei hat England doch Offensivkräfte von Weltklasse-Format. Zum Beispiel Wayne Rooney. Der meldete sich am Mittwoch zu Wort - und äußerte sich erstmals zu seiner Situation bei Manchester United. Der Grund für seine Verärgerung sei gewesen, dass Ex-Coach Sir Alex Ferguson ihn vermehrt im Mittelfeld zum Einsatz gebracht hatte, erklärte Rooney. Unter Nachfolger David Moyes sei er nun wieder "glücklich". Zu einem Bekenntnis zum Rekordmeister über die Saison hinaus konnte er sich aber nicht durchringen.

Wir müssen beweisen, dass wir gut genug sind.

Wayne Rooney

Zu den anstehenden Quali-Duellen äußerte sich Rooney dann auch noch. "In den letzten fünf, sechs Jahren war ich nie so aufgeregt wie vor diesen Spielen. Wir haben zwei Matches in Wembley, wir brauchen sechs Punkte, das ist großartig", meinte der Angreifer: "Es gab nach den vergangenen Spielen einige Zweifler und wir müssen beweisen, dass wir gut genug sind." Gegen Montenegro könnte Rooney gemeinsam mit Daniel Sturridge stürmen, von dem man hofft, dass er seine starke Form vom gut in die Saison gestarteten FC Liverpool auch im Nationaldress zeigen kann.

Baines vertritt Cole - Hart unter Beobachtung

Verzichten müssen die Engländer auf Linksverteidiger Ashley Cole, der wegen einer Rippenblessur ausfällt. Vertreten wird der 105-malige Nationalspieler von Evertons Standardspezialist Leighton Baines, den nicht wenige ohnehin als die bessere Wahl auf der linken Seite sehen. Auch Arsenals Offensivkraft Theo Walcott fällt verletzt aus. Besonders im Fokus wird auch Joe Hart stehen. Nach mehreren gravierenden Patzern ist der Torhüter in Verein und Nationalteam nicht mehr unumstritten.

Auch Rooney verbindet mit Montenegro im Übrigen keine allzu guten Erinnerungen: In der Qualifikation für die EM 2012 in Polen und der Ukraine flog er beim 2:2 in Podgorica wegen einer Tätlichkeit vom Platz und verpasste die ersten beiden Spiele der Endrunde. Dreimal traf England bislang auf Montenegro, dreimal endeten die Vergleiche unentschieden (0:0, 2:2, 1:1). Ein erneutes Unentschieden wäre für die "Three Lions" im Kampf um Platz eins wohl zu wenig.