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Die Bender-Zwillinge kehren zum TSV Brannenburg zurück

Ehemalige Nationalspieler sind wieder bei ihrem Heimatverein

Lange geheimgehaltener Transferhammer: Die Bender-Zwillinge kehren zum TSV Brannenburg zurück

Ein oberbayerischer Kreisklassist sagt "Servus": Die Bender-Zwillinge - bis Sommer bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag - spielen ab sofort für ihren Heimatverein TSV Brannenburg.

Ein oberbayerischer Kreisklassist sagt "Servus": Die Bender-Zwillinge - bis Sommer bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag - spielen ab sofort für ihren Heimatverein TSV Brannenburg. imago images/Kirchner-Media

450 Zuschauer kamen am Sonntag zum Sportpark in der Nußdorfer Straße 20 im oberbayerischen Brannenburg, in der Erwartung, ein packendes Kreisklassen-Derby zwischen dem heimischen TSV und dem ASV Flintsbach zu sehen. Das Spiel wurde tatsächlich packend, mit 5:2 gab es auch Tore satt, doch das alles wurde überstrahlt von den beiden Neuzugängen in der Mittelfeldzentrale des TSV: Lars und Sven Bender, beide jeweils über 200-mal in der Bundesliga und auch einige Male in der deutschen Nationalmannschaft aktiv. Eine Rückkehr zu den Wurzeln, denn die beiden 32-Jährigen begannen im Alter von vier Jahren in Brannenburg das Fußballspielen, ehe sie 1999 in den Nachwuchs der SpVgg Unterhaching wechselten.

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Lars Bender übernahm bei seinem Comeback im Trikot des TSV Brannenburg in der Schaltzentrale gleich das Kommando. TSV Brannenburg

Ein Transferdoppelpack, der schon länger feststand, denn schon Anfang Juli stellte der TSV Brannenburg die Passanträge beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV). Dazu trainierte Sven Bender schon seit fünf Wochen mit, Zwillingsbruder Lars nach einer Knieverletzung seit deren zwei. Doch nichts davon sickerte an die Öffentlichkeit, allenfalls ein paar Gerüchte waberten, doch konkret wurde alles erst am Sonntag, als die Benders das Brannenburger Trikot überstreiften und für die "Blauweißen" um Kreisklassen-Punkte kämpften.

Kein normaler Transfer, wenngleich die Benders auf dem TSV-Gelände kein ungewohntes Bild sind, wie Spielleiter Marc Wolf verrät: "Es war Normalität, dass die Beiden beim Verein präsent sind, auch schon zu Profizeiten." Als Beispiel führt Wolf die von den Benders organisierten Jugendturniere an.

Mit diesen Turnieren und der jetzigen Rückkehr möchten die Benders "der Basis etwas zurückgeben", wie Wolf es formuliert. Die beiden Knaller-Neuzugänge sind auch schon ganz im Amateurfußball angekommen: "Sie haben schon einen Kasten Bier in die Kabine gestellt, tragen ganz selbstverständlich auch mal die Tore und setzen sich auch auf den Rasenmäher, wenn es sein muss." Solche Verhaltensweisen passen gut zu den als bodenständig und heimatverbundenen geltenden Zwillingen.

Die Integration der Benders in den Kader des südlich von Rosenheim gelegenen Kreisklassen-Klubs ging auch deswegen schnell, weil sie einige Mitspieler noch aus der Jugend kennen und sich seitdem Freundschaften entwickelt haben, die auch während der Engagements bei 1860 München, Leverkusen und Dortmund (Sven) gehalten haben.  Und so hatte auch ein benachbarter Drittligist keine Chance auf eine ins Auge gefasste doppelte Bender-Rückkehr: "Man kann sagen, dass wir als Kreisklassen-Klub den TSV 1860 München ausgestochen haben", sagt Wolf sichtlich stolz und mit einem leichten Schmunzeln.

Solange es gesundheitlich geht, spielen sie bei uns.

Marc Wolf, Spielleiter beim TSV Brannenburg

Im ersten Spiel, beim besagten 5:2 gegen Flintsbach, konnten die Benders dem Spiel schon ihren Stempel aufdrücken. Lars, der es wegen seines Knies noch etwas langsamer angehen muss, hielt 80 Minuten auf der Position des Achters durch, Sven spielte als Sechser durch. Auch wenn beide noch nicht als Lautsprecher auftraten, eine Führungsrolle werden sie definitiv einnehmen. Die Flintsbacher nahmen ihre deutliche Derby-Niederlage indes sportsmännisch hin, äußerten lediglich die Hoffnung, dass die Benders auch gegen andere Ligakonkurrenten zum Einsatz kommen, um den Wettbewerb nicht zu verzerren. Dieser Wunsch wird sich erfüllen. "Solange es gesundheitlich geht, spielen sie weiter bei uns", kündigt Wolf an.

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Wie auch sein Bruder Lars war sich Sven Bender (im Bild) auch in der Kreisklasse für keinen Zweikampf zu schade. TSV Brannenburg

Saisonziele werden nach dem 5:2-Auftaktsieg jedoch erstmal nicht angepasst. "Wir wollen erstmal einfach nur Fußball spielen nach Corona", sagt Wolf, der froh ist, dass der Verjüngungsprozess der Mannschaft von den beiden 32-jährigen Ex-Profis mit einer großen Portion Erfahrung angereichert wird.  Trainer Hans Nietzold steht jetzt vor der Aufgabe, auch die anderen Spieler rund um die Bender-Zwillinge weiterzuentwickeln und besser zu machen. Eine einmalige Gelegenheit, die nur den allerwenigsten Kreisklassen-Trainern vergönnt ist.

Bewirkt haben die Benders jetzt schon einiges: "Vor Corona waren teilweise acht Mann im Training, jetzt sind es 35", so Wolf, der hofft, dass mit den beiden Ex-Profis auch das Umfeld professioneller wird: "Von diesen Transfers werden alle profitieren, er wird die Leute rund um den Verein jetzt aufrütteln." Und das wird man schon bald auch in konkreten Zahlen ablesen können: Die Marke von 450 Zuschauern dürfte zeitnah getoppt werden, denn auch bei Auswärtsspielen sind die Benders extrem interessante Zugpferde.

Stefan Wölfel

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