Europa League

ManUniteds bitterer Hattrick: "Wenn Sancho dabei gewesen wäre..."

Lindelöf und Fernandes geraten aneinander

ManUniteds bitterer Hattrick: "Wenn Sancho dabei gewesen wäre..."

Lauter Meinungsaustausch: Bruno Fernandes (l.) und Victor Lindelöf nach dem Gegentor zum 1:2 gegen Sevilla.

Lauter Meinungsaustausch: Bruno Fernandes (l.) und Victor Lindelöf nach dem Gegentor zum 1:2 gegen Sevilla. Getty Images

Natürlich machten sich die Lippenleser gleich an die Arbeit. Doch eigentlich reichten die TV-Bilder allein, um zu erahnen, dass Bruno Fernandes und Victor Lindelöf in diesem Moment keine blumigen Komplimente austauschten.

Als Luuk de Jong in der 78. Minute dieses Europa-League-Halbfinals zum 2:1 für den FC Sevilla getroffen hatte, gerieten die beiden Manchester-United-Profis aneinander. Allzu leicht hatte der Niederländer eine Flanke am Fünfmeterraum mit dem Fuß ins Netz befördern können. Lindelöf hatte sich offenbar auf Aaron Wan-Bissaka verlassen, und der auf Lindelöf.

Maguire: "Ins Halbfinale zu kommen ist nicht akzeptabel"

"Das ist normal, wenn man ein Tor kassiert, alle waren wütend", spielte Fernandes den Vorfall hinterher herunter. "Es geht nicht um mich oder Victor. Was passiert ist, war gar nichts. So was wird noch oft im Fußball vorkommen." Trainer Ole Gunnar Solskjaer fand gar Gefallen an der Szene ("Ich will Spieler, die Verantwortung zeigen und andere verantwortlichen machen"), die dennoch zeigte: In Köln lag reichlich Frust in der Luft.

Nach dem Ligapokal und FA-Cup ist Manchester United auch in der Europa League im Halbfinale ausgeschieden, das Warten auf den ersten Titel seit 2017 geht weiter. "Ins Halbfinale zu kommen ist nicht akzeptabel", kommentierte Innenverteidiger Harry Maguire bei "BT Sport" diesen bitteren Hattrick.

Solskjaer: "Wir brauchen natürlich einen tieferen Kader"

Dabei hatte United gerade nach der Pause beste Chancen, um nach Fernandes' lässigem Elfmeter zum 1:0 (9.) und Susos Ausgleich (26.) erneut in Führung zu gehen. 20 Abschlüsse verzeichnete Englands Rekordmeister, sieben davon aufs Tor. "In den 15 Minuten nach der Pause musst du treffen", kritisierte TV-Experte Paul Scholes. "Ich glaube, wenn Sancho dabei gewesen wäre, hätten sie eine der Chancen genutzt."

Doch Jadon Sancho war nicht da, und wird es auf absehbare Zeit auch nicht sein. Trotzdem weiß auch Solskjaer, der erst in der 87. Minute erstmals wechselte: "Wir brauchen natürlich einen tieferen Kader. Ich kann nicht sagen, wann oder ob Transfers getätigt werden, aber wir prüfen das. Wir müssen uns bei solchen Transfers zu 100 Prozent sicher sein." Bei Sancho galt das offenbar nicht, die aufgerufenen 120 Millionen Euro wollte United nicht bezahlen.

Solskjaer erkennt, was Sevilla United voraushat

Und so mussten die stolzen Red Devils erkennen, dass ihnen Sevilla, das viertbeste Team der La-Liga-Saison, etwas voraus hat. "Wir sind immer noch eine junge Mannschaft, im Schnitt rund drei Jahre jünger als Sevilla", so Solskjaer. "Das hat man heute Abend gesehen. Da war Müdigkeit, aber auch Unerfahrenheit."

Beides war für den Trainer enttäuschend: wie leicht die Tore hinten und wie schwer die Tore vorne fielen. Sevilla reichte eine abgeklärte Vorstellung für den Finaleinzug. Trainer Julen Lopetegui schwärmte von der "Mannschaftsleistung", von der "Einheit" seiner Elf und war "stolz". Und dann sagte er noch einen Satz, den man gleichzeitig als Lob für das eigene und für das gegnerische Team verstehen konnte: "Das ist das beste Manchester United der letzten Jahre."

So sehen Sie das zweite Halbfinale und das Finale im TV

jpe