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Alles auf Null! Die Premier League startet durch

Vorschau: Neue Trainer beim Top-Trio, altes Leid bei Arsenal

Alles auf Null! Die Premier League startet durch

Dank Robin van Persie feierte David Moyes im Community Shield seinen ersten Titel: Die Meisterschaft zu verteidigen wird aber schwer.

Dank Robin van Persie feierte David Moyes im Community Shield seinen ersten Titel: Die Meisterschaft zu verteidigen wird aber schwer. picture alliance

Manchester United: Moyes' Herkulesaufgabe nach holpriger Vorbereitung

Eine schwierigere Aufgabe kann man sich kaum vorstellen, David Moyes wagt sie trotzdem: Der Schotte tritt bei Manchester United die Nachfolge des legendären Sir Alex Ferguson an, der bei den Red Devils am Saisonende nach 27 unfassbar erfolgreichen Jahren abgetreten war . Ist Moyes der richtige Mann, um in die riesigen Fußstapfen des Sir Alex zu treten? Daran zweifelt in England so mancher, obwohl Moyes in elf Jahren beim FC Everton starke Arbeit leistete. Nun muss sich der 50-Jährige aber auf einer ganz anderen Bühne beweisen und im "Theater der Träume" mit einer ganz anderen Erwartungshaltung fertig werden.

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Und auch wenn Vorjahres-Torschützenkönig van Persie seinem neuen Coach im Community Shield mit zwei Toren gegen FA-Cup-Sieger Wigan Athletic den ersten Titel bescherte, lief die Vorbereitung für Moyes alles andere als rund. Dafür verantwortlich waren durchwachsene Testspielresultate, das längst nicht beendete Dauer-Theater um den abwanderungswilligen Rooney und vor allem die Stagnation auf dem Transfermarkt: Thiago ging zu den Bayern, Fabregas will in Barcelona bleiben, auch bei den früheren Moyes-Schützlingen Baines und Fellaini ist man noch keinen Schritt weiter. Von einem Coup mit Bale oder einer sensationellen Rückkehr von Cristiano Ronaldo ganz zu schweigen. Das vielversprechende Offensiv-Talent Zaha (bereits im Januar verpflichtet) und Außenverteidiger Varela (bestenfalls Ergänzungsspieler) sind die bislang einzigen Neuzugänge.

Keine guten Voraussetzungen also für Moyes, der sich zudem keine Hoffnungen auf einen sanften Einstieg machen kann. Denn das Auftaktprogramm des 20-maligen Meisters ist knüppelhart: Schon der Auftakt hält am Samstag mit dem Gastspiel in Swansea keine leichte Aufgabe bereit, doch danach wird es erst richtig happig: An den ersten fünf Spieltagen stehen Duelle mit Chelsea (bei Moyes' Heimdebüt) und Auswärtstrips zum FC Liverpool und Manchester City an. Moyes beklagte das für ManUnited "härteste Startprogramm seit 20 Jahren", er fände es schwer zu glauben, "dass das so aus dem Hut gezogen wurde".

Fazit: Natürlich, im Vorjahr gewann United die Meisterschaft mit diesem Kader mit elf Punkten Vorsprung, doch die Vorzeichen sind alles andere als gut. Geht der Auftakt in die Hose, könnte es für Moyes schnell ungemütlich werden. Vier titellose Jahre wird man ihm - anders als einst Ferguson - sicher nicht zugestehen. Den Meistertitel zu verteidigen, wird angesichts der aufgerüsteten Konkurrenz schwer, erst Recht, wenn auf dem Transfermarkt nichts mehr passiert und die Hoffnungen fast ausschließlich auf den Schultern von van Persie ruhen.

Manchester City: Mit Offensivpower und Pellegrini zurück an die Spitze?

Wie schwer es ist, den Meistertitel zu verteidigen, erfuhr Manchester City im vergangenen Jahr am eigenen Leibe. Die Verfehlungen des vergangenen Sommers, als man sich auf den Titel-Lorbeeren wohl etwas zu sehr ausruhte, wollte man bei City nicht noch einmal machen. Über 100 Millionen Euro gab der Vize-Meister für neue Spieler aus. Dabei setzte man aber nicht wie in der Vergangenheit oft einfach nur auf die großen Namen, sondern verstärkte sich überaus intelligent: Navas, Fernandinho, Negredo und Jovetic verleihen der ohnehin schon starken und mit Hochkarätern wie Aguero und Dzeko besetzten City-Offensive mehr Variabilität und Durchschlagskraft. Ein Innenverteidiger von Spitzenformat soll womöglich noch kommen.

Jovetic, Fernandinho, Navas, Negredo

Vier Neue für den Großangriff: Jovetic, Fernandinho, Navas, Negredo (v.l.). imago

Mit Manuel Pellegrini wurde zudem ein neuer Trainer verpflichtet, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Skyblues einen ansehnlichen Offensivstil zu verordnen . Dass mit Tevez und Balotelli zwei Großverdiener und potenzielle Unruheherde verkauft wurden, dürfte dazu beitragen, dass sich die Störfeuer, die Vorgänger Mancini stets plagten, für Pellegrini in Grenzen halten. Der Teamgedanke steht beim Chilenen ohnehin im Vordergrund. Ein weiterer Grund für seine Verpflichtung war sicherlich die eindrucksvolle Champions-League-Bilanz. Nach dem blamablen Abschneiden der vergangenen beiden Spielzeiten soll sich der Erfolg endlich auch auf internationaler Bühne einstellen.

Fazit: Mit Manchester City ist wieder zu rechnen. Wenn es Pellegrini schafft, aus dem Team endlich eine Einheit zu formen und seine offensive Spielphilosophie auf den Platz zu bringen, gehört City, das am Montag gegen Newcastle in die Saison startet, zu den heißesten Meisterschaftsanwärtern und kann auch in der Champions League eine gewichtige Rolle spielen. Der größte Rivale in der Meisterschaft dürfte dabei weniger aus der eigenen Stadt als vielmehr aus London kommen.

Chelsea: Glücklicher Mourinho soll die Uhr zurückdrehen

"Call me the happy one", sagte José Mourinho bei seiner Rückkehr zum FC Chelsea. Glücklich, das will der Portugiese nach seiner Zeit in Madrid endlich wieder werden. Sechs Jahre nachdem er von Klubchef Roman Abramovich vom Hof gejagt wurde, soll Mourinho die Uhren an der Stamford Bridge wieder zurückdrehen. Und die Chancen, dass ihm das auch gelingt, stehen gut. Der ohnehin schon exzellente Kader der Blues, die in der Vorbereitung mal wieder um den halben Erdball flogen (und zurück!) wurde mit dem deutschen Nationalspieler Schürrle (Leverkusen) und dem zurückbeorderten de Bruyne (Bremen) noch einmal verstärkt. Ob es beide in die Startformation schaffen, ist unsicher. Schließlich war die Offensivreihe mit Mata, Hazard und Oscar in der vergangenen Saison schon das Prunkstück der Londoner. Genug Gelegenheit für Einsatzzeiten sollte es für Schürrle und de Bruyne aber geben.

André Schürrle

Neu an der Stamford Bridge: André Schürrle. picture alliance

Die richtige Mischung in seinem nur offensiv hochkarätig besetzten Mittelfeld zu finden, wird für Mourinho eine der vordringlichsten Aufgaben sein. Fürs Zentrum wurde das niederländische Talent van Ginkel verpflichtet, das unter Anleitung von Rekord-Torschütze Lampard behutsam aufgebaut werden soll. Auch Essien, der von seiner Leihe nach Madrid zurückkehrte, könnte Abhilfe schaffen. Das defensive Mittelfeld ist die eine Baustelle, die andere ist der Sturm: Auch wenn es zuletzt wieder aufwärts ging, wurde Fernando Torres bei Chelsea immer noch nicht richtig glücklich. Auch der Ex-Hoffenheimer Ba erwies sich noch nicht als Glücksgriff. Der mit 17 Ligatoren von seiner Leihe von West Bromwich Albion zurückgekehrte Lukaku hat enorme Fortschritte gemacht, muss sich aber bei einem absoluten Topklub erst noch beweisen.

Die Besetzung in vorderster Front steht im Gegensatz zum absoluten Überangebot an Extraklasse-Personal im offensiven Mittelfeld. So kam es nicht von ungefähr, dass Chelsea ein offizielles Angebot für den abwanderungswilligen Rooney abgab (und weiterhin auf dessen Wechsel hofft). Auch der Name Eto'o geisterte zuletzt um die Stamford Bridge.

Fazit: Der Vorteil der Blues, die mit einem Heimspiel gegen Neuling Hull City starten, ehe es ins Old Trafford geht, könnte sein, dass sich Mourinho im Gegensatz zu seinen Trainerkollegen in Manchester nicht erst eingewöhnen muss und auf einen nochmals verstärkten Kader zurückgreifen kann, der zudem keine wesentlichen Abgänge zu verzeichnen hatte. Auch die Stimmung innerhalb des Klubs wird nach der Rückkehr des beliebten Portugiesen wieder besser sein als im Vorjahr, in dem es von den eigenen Fans viel Gegenwind für den ungeliebten Benitez gab. Chelsea ist neben ManCity Topfavorit auf den Titel, erst Recht, wenn noch ein Hochkaräter fürs Sturmzentrum kommt.

Arsenal: Déjà-vu auf dem Transfermarkt - wieder keine neuen Stars?

Neuer Sommer, altes Spiel: Die Fans des FC Arsenal warten sehnsüchtig auf einen großen Transfer - nur kommen will er nicht. Klubchef Ivan Gazidis betonte zwar zu Beginn des Sommers, die Gunners könnten es finanziell mit jedem anderen Klub aufnehmen. Nur Taten ließen die Londoner ihren Worten bislang wieder einmal nicht folgen. Bislang wurde nur der 20-jährige Franzose Yaya Sanogo verpflichtet - ablösefrei, von Zweitligist Auxerre. Vom Transferbudget (angeblich 80 Millionen Euro) hat Coach Arsène Wenger, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft , noch keinen Penny ausgegeben.

Lukas Podolski

Startet in seine zweite Saison bei Arsenal: Lukas Podolski. picture alliance

Dabei bemühte sich Arsenal sogar um große Namen. Um Rooney allerdings eher halbherzig. Auch im Werben um Higuain, der lieber nach Neapel wechselte, agierten die Londoner zu zögerlich. Im Tauziehen um Liverpools Torjäger Suarez brachte man den Verhandlungspartner mit einer Offerte von 40 Millionen und einem Pfund gegen sich auf . Und Luiz Gustavo entschied sich für Wolfsburg . So erleben die Arsenal-Anhänger, die erneut die höchsten Dauerkartenpreise der ganzen Liga zu zahlen haben, ein alljährliches Déjà-vu, über das sie schon längst nicht mehr lachen können. Leichte Verzweiflung macht sich breit.

Ihr Potenzial deuteten die Gunners mit dem tollen Saisonendspurt an. Den Schwung daraus hofft man im Norden Londons mit in die neue Spielzeit nehmen zu können. Podolski dürfte dabei nach einem Premierenjahr mit Höhen und Tiefen (aber immerhin elf Ligatoren) erneut eine gute Rolle spielen. Auf seiner Wunschposition im Sturmzentrum wird Wenger den Ex-Kölner aber wohl wieder nur selten aufbieten. Mertesacker steht in der Innenverteidigung, in der Vermaelen zum Start ausfällt, als Kapitän unter besonderer Beobachtung. Das Abwehrzentrum gehörte zuletzt zu Arsenals Schwachpunkten. Dem deutschen Junioren-Nationalspieler Gnabry wird ein Sprung zugetraut.

Fazit: Nur wenn alles optimal läuft und die Konkurrenz schwächelt, kann Arsenal seinen vierten Platz aus der Vorsaison verbessern. Verstärkungen sind dafür aber unerlässlich. Wahrscheinlicher ist, dass sich Arsenal wie schon in der Vorsaison mit dem Erzrivalen Tottenham um die Champions-League-Qualifikation streiten wird. Mut macht, dass Mittelfeld-Juwel Wilshere endlich einmal eine sorgenfreie Vorbereitung bestreiten konnte.

Tottenham: Abseits des Bale-Rummels haben sich die Spurs gut verstärkt

Bale, Bale und nochmals Bale. Bei Tottenham Hotspur drehte sich in den vergangenen Wochen alles um den walisischen Superstar, für den Real Madrid astronomische Summen (100 Millionen Euro!?) zu zahlen bereit sein soll. Noch steht das Nein von Klubchef Daniel Levy zum Verkauf von Englands "Fußballer des Jahres" , der zum Saisonstart bei Aufsteiger Crystal Palace verletzt fehlt. Dass der 24-Jährige die Spurs vor dem Ende der Transferperiode noch verlässt, ist aber alles andere als unwahrscheinlich. Wobei Levy schon in früheren Fällen (Modric, Berbatov) auf stur stellte.

Gareth Bale

Ob er noch einmal das Spurs-Trikot überstreift? Gareth Bale steht bei Tottenham vor dem Absprung. imago

Der Verlust des Walisers wäre natürlich eine enorme Schwächung für den Klub des beim Auftakt fehlenden Lewis Holtby, der sich im Schatten des ganzen Rummels aber gut und sinnvoll verstärkt hat. So sicherte man sich die Dienste der brasilianischen Confed-Cup-Entdeckung Paulinho fürs Mittelfeld und verpflichtete zudem Valencias Torjäger Soldado. Der Spanier soll die größte Problemzone schließen: den Sturm. Dort erzielten Defoe (11) und Adebayor (5) letzte Saison zusammen weniger Tore als Bale (21), Dempsey (7) wechselte zurück in die USA. Auch mit den Verpflichtungen von Chadli (Twente) und Capoue (Toulouse) unterstrichen die Spurs ihre Ambitionen. Sehr wichtig war auch die Kontinuität auf dem Trainerposten: André Villas-Boas widerstand dem Ruf von Paris St.-Germain und bleibt an der White Hart Lane.

Fazit: Dass Bale für Tottenham überhaupt noch einmal zum Einsatz kommt, ist eher unwahrscheinlich. 100 Millionen Euro Ablösesumme auszuschlagen, wäre fast fahrlässig. Auch ohne den Waliser ist den Spurs aber zuzutrauen, in die Phalanx der großen Vier einzubrechen. Vor allem, wenn sie es schaffen, den Kader mit den Transfermillionen in der Breite weiter zu stärken.

Liverpool: Hickhack um Suarez stört die Vorbereitung

Luis Suarez

Das vielkritisierte neue Auswärtstrikot des FC Liverpool zog er schon an: Luis Suarez. imago

Um die Fleischtöpfe der Champions League würde man auch beim FC Liverpool nur allzu gerne mitspielen. Beim Vorjahres-Siebten hängt viel, wenn nicht alles, vom Verbleib von Suarez ab, der seinen Abgang weiter erzwingen will. Auch wenn es zuletzt bereits hässlich wurde , wollen die Reds ihren Torjäger auf keinen Fall ziehen lassen. Schon gar nicht zu Arsenal, einem Klub, den man von den ersten vier Plätzen verdrängen will. Die ersten sechs Spiele verpasst der Uruguayer, der auf dem Platz weiterhin zwischen Genie und Wahnsinn wandelt, aber ohnehin gesperrt. Dass ein Spieler seines Kalibers in der Champions League spielen will, von der die Reds zuletzt meilenweit entfernt waren, ist aber auch verständlich.

Und abseits des Suarez-Theaters? Mit Iago Aspas (Celta Vigo) und Luis Alberto (Sevilla) kamen zwei Spieler aus Spanien, Kolo Touré (Manchester City) soll die Lücke schließen, die das Karriere-Ende von Klublegende Carragher hinterlassen hat. Mit Sunderlands belgischem Nationaltorhüter Mignolet kam zudem eine neue Nummer eins an die Anfield Road. Winter-Neuzugang Coutinho deutete sein Potenzial bereits in der Rückserie an.

Fazit: Bleibt Suarez, kann Liverpool die Lücke zur Konkurrenz auf jeden Fall ein wenig schließen und ein Europacup-Ticket lösen. Die Champions League bleibt für die Reds aber noch unerreichbar.

Das Beste vom Rest: Neun Deutsche, Torlinien-Technologie und neue Stürmer

Neben Schürrle, Mertesacker, Podolski, Gnabry und Holtby starten am Wochenende mit Huth (Stoke), Riether (Fulham), Tremmel (Swansea) und dem früheren Zweitliga-Torschützenkönig Proschwitz (Hull) vier weitere Deutsche in die Premier-League-Saison, in der nicht nur die Torlinien-Technologie erstmals zum Einsatz kommt, sondern auch ein Derby der besonderen Art auf der Karte steht: Swansea und Aufsteiger Cardiff duellieren sich im Süden von Wales.

Die Premier-League-Klubs gaben wie immer viel Geld aus, diesmal investierten sie es vor allem in neue Stürmer. Auf die Auftritte von Spielern wie Eredivisie-Torschützenkönig Bony (Swansea), US-Goalgetter Altidore (Sunderland) oder van Wolfswinkel (Norwich) darf man gespannt sein. Wie heißen die neuen Senkrechtstarter im Jahr nach Benteke und Michu? Ab Samstag werden Antworten gesucht!

Podolski und Mertesacker sind nicht allein