Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die ihren Vertrag jüngst bis nach der EM 2025 verlängert hat, gab der zweiten Reihe eine Chance. In der Innenverteidigung testete sie Nüsken und Doorsoun, im Sturm Waßmuth und rechts offensiv Anyomi - eigentlich. Denn die Frankfurterin musste kurz vor Anpfiff mit einer Fußverletzung passen und Platz machen für Huth.
Andries Jonker, der Coach der niederländischen Frauen-Nationalmannschaft, setzte in seiner Startelf auf zwei Bundesliga-Akteurinnen. Dominique Janssen vom VfL Wolfsburg begann in der defensiven Dreierkette, Vereinskollegin Roord überraschend defensiv auf der Sechs.
Defensiv ging es aber nicht los - im Gegenteil. Mit sehr hohem Pressing ärgerten sich die Teams gegenseitig, immer wieder wurden die Torhüterinnen van Domselaar und Frohms anfangs extrem hoch attackiert und zu Befreiungsschlägen gezwungen. Das legte sich nach einer Viertelstunde, als auch gepflegtes Aufbauspiel Einzug hielt ins Stadion zu Sittard (10.789 Zuschauerinnen und Zuschauer).
Beerensteyn gegen alle
Gefährlichste Akteurin auf dem Feld: die frühere Münchenerin Beerensteyn, die ein ums andere Mal zu schnell war für die deutsche Innenverteidigung. In der 30. und in der 43. Minute rettete die höchst aufmerksame Torhüterin Frohms, spielte auch sonst gut mit.
In der DFB-Offensive lief nicht allzu viel zusammen, höchstens die Flanken von Huth erzeugten etwas Gefahr, so etwa bei der einzigen Chance durch die sonst abgemeldete Waßmuth (31.).
Nach dem Seitenwechsel oblag es Berger statt Frohms, die Chancen von Beerensteyn zu vereiteln. Beginnen durfte sie damit nach wenigen Sekunden, als Lohmann ein Rückpass verunglückte. Mit dem Fuß stoppte Berger Beerensteyn, um kurz darauf die Fingerspitzen einzusetzen: Van de Donk setzte nämlich zum Lupfer an, den die Chelsea-Keeperin an den Innenpfosten lenkte (46.).
Berger wie eine Handballtorhüterin - Freigang trifft den Pfosten
Riesiges Glück also für die Deutschen, die der diesmal zu zögerlichen Beerensteyn eine weitere Großchance gewährten (49.). Wie so oft im Fußball wurde das Auslassen dieser Gelegenheiten bestraft: Lohmann traf per Kopf nach einer Ecke zum 1:0 für Deutschland (53.).
Die "Oranje Leeuwinnen" spielten von nun an zwar noch energischer nach vorn, erhielten aber weniger klare Einschussgelegenheiten als vor dem Rückstand. So steigerte sich das Tempo wieder, doch bis zur nächsten Chance musste das Publikum bis zur 86. Minute warten. Da parierte Berger im Stile einer Handballtorhüterin aus kurzer Distanz gegen Egurrola - und sah Sekunden später aus der Ferne, wie Freigang auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes den linken Innenpfosten traf (87.).
Die intensiven Schlussminuten blieben aber torlos, sodass die Elf von Voss-Tecklenburg einen glücklichen Sieg mit nach Hause nahm. Am Dienstag treffen die deutschen Frauen zum Abschied von Dzsenifer Marozsan in Nürnberg auf Brasilien.