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Palop - kein trockener Rioja

Spanien: Torwart vor Auswahldebüt

Palop - kein trockener Rioja

Aragones und Palop (li.)

Steht vor einem späten Debüt: Andres Palop (li.), daneben Trainer Luis Aragones. imago

Zumindest was die öffentliche Wertschätzung anbelangt. Denn die kam für den 34-jährigen Torhüter sehr spät. Jahrelang saß der 1,84 Meter große Schlussmann vom FC Sevilla bei seinem Stammverein FC Valencia hinter Santiago Cañizares auf der Bank, auch beim verlorenen Champions-League-Finale 2001 gegen Bayern München – am Mittwoch nun dürfte der zweimalige UEFA-Cup-Sieger im abschließenden Gruppenspiel gegen Griechenland sein Debüt in der Nationalmannschaft geben.

"An so etwas habe ich früher gar nicht zu denken gewagt", freut sich der Keeper, dem wie auch dem zweiten Torhüter Pepe Reina (Liverpool) gegen den bereits ausgeschiedenen Europameister in Salzburg zumindest ein Teileinsatz winkt. Trainer Luis Aragones jedenfalls hat nach der vorzeitig geglückten Viertelfinal-Qualifikation angekündigt, gegen die Rehhagel-Truppe einen Großteil der A-Elf pausieren zu lassen. "Ich bin gekommen, um die Mannschaft zu unterstützen", so Palop über seine Rolle als Ersatzmann und Sparringspartner für Stammtorhüter Iker Casillas. "Es ist eine tolle Sache, mit diesen großen Spielern bei so einem wichtigen Turnier dabei zu sein."

Aussagen wie die eines Nachwuchskeepers fast. Zwar könnte Palop mit seinem Debüt in der Nationalelf einen späten Erfolg feiern, doch es wäre nicht sein erster Triumph. Mit dem FC Sevilla gewann der Torhüter 2006 und 2007 jeweils den UEFA-Cup, hielt dabei im Vorjahr im Finale von Glasgow gegen Espanyol Barcelona gleich drei Elfmeter. Zuvor hatte er im Achtelfinal-Rückspiel in Donezk mit seinem Tor zum 2:2 in der Nachspielzeit überhaupt erst den Grundstein zum 3:2-Sieg in der Verlängerung gelegt und damit den Weg zur Titelverteidigung freigemacht. Mit Sevilla gewann Palop zudem den spanischen Pokal sowie den nationalen und europäischen Supercup.

Obwohl er im Klub in den letzten Jahren brasilianische Nationalspieler wie Dani Alves oder Luis Fabiano an seiner Seite hatte, sagt Palop im spanischen EM-Quartier in Neustift: "Ich bin dankbar, hier solche Spitzenspieler um mich herum zu haben und Teil einer Mannschaft von solch’ hoher Qualität zu sein."

Die hat der Keeper, der nach eigenen Aussagen den im Dutzend treffsicheren brasilianischen Torhüter Rogero Ceni vom FC Sao Paulo bewundert, in den letzten drei Spielzeiten in 101 Begegnungen der Primera Division für Sevilla längst nachgewiesen, dabei immer wieder mit fantastischen Reflexen geglänzt und so auch den Zweikampf mit Barcas Victor Valdes um den dritten Platz im Nationalkader gewonnen.

Doch der Weg war hart. Vor zehn Jahren hatte der in einem Dörfchen nahe Valencia geborene Palop zwei Spielzeiten beim damals weitgehend unbekannten, jetzigen Vizemeister Villarreal gespielt, eine davon sogar in der Zweiten Liga. Der richtige Aufstieg begann erst 2005 mit dem Wechsel von Valencia zu Sevilla: "Ich genieße hier jeden Moment", gibt sich Palop ganz zurückhaltend. "Wer weiß, wie oft ich so etwas in meiner Karriere noch erlebe." So strotzt Palop denn auch vor guter Laune – würde er für einen guten Tropfen werben, dann kaum für einen trockenen Rioja, eher für einen prickelnden Schaumwein. Einen solchen könnte er sich in der Nacht auf Donnerstag gönnen – nach seinem absehbaren Debüt in der "Seleccion".