Regionalliga (D)

Pechvogel Hesse will Fuß fassen beim FC 08

Homburg: Der ehemalige Zweitliga-Profi ist noch nicht "satt"

Pechvogel Hesse will Fuß fassen beim FC 08

Möchte von weiteren Verletzungen verschont bleiben: Kai Hesse.

Möchte von weiteren Verletzungen verschont bleiben: Kai Hesse. imago

Kai Hesse hat gelernt, mit Rückschlägen fertigzuwerden und sie in positive Energie umzuwandeln. Gerade erst zog sich der Sommer-Neuzugang des FC Homburg am 16. August im DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:3) am Übergang von der Achillessehne zur Wade einen Muskelbündelriss zu. "Mit dem Heilungsverlauf bin ich gut im Zeitplan. Ich will in vier bis fünf Wochen wieder auf dem Platz stehen. Das ist nicht so tragisch. Ich habe bereits Schlimmeres mitgemacht", erinnert sich der Angreifer an seine Zeit bei Kickers Offenbach. Dort hatte ihn ein Knorpelschaden im linken Knie zu zwei Operationen gezwungen: Verletzung, Comeback nach elf Monaten, wieder verletzt. Mitten in seiner Rehamaßnahme sorgte im Sommer vergangenen Jahres die Nachricht für Aufruhr, dass die Hessen keine Lizenz für eine weitere Drittligasaison erhalten. Damit war Hesse von einem Tag auf den anderen nicht nur verletzt, sondern auch arbeitslos - alles in allem mehr als 18 Monate Zwangspause.

In die Bundesliga komme ich wohl nicht mehr.

Kai Hesse über seine sportliche Perspektive
Spielersteckbrief K. Hesse
K. Hesse

Hesse Kai

FC 08 Homburg - Vereinsdaten
FC 08 Homburg

Gründungsdatum

01.08.1908

Vereinsfarben

Grün-Weiß

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Akribisch arbeitete der Stürmer in den folgenden Monaten an seinem Comeback und hielt sich bei der U 23 von Eintracht Frankfurt fit. Über einen Trainerkollegen von Jens Kiefer kam schließlich der Kontakt zum FC Homburg zustande. Mittlerweile hat der Single im Stadtzentrum eine Wohnung gefunden und genießt das Leben in der Provinz. "Davor habe ich vier Jahre in Frankfurt gewohnt und mich an das Großstadtleben gewöhnt. Homburg ist viel kleiner, hat aber sehr viel Charme. Ich fühle mich wohl hier", sagt Hesse.

In seiner Jugendzeit hatte der Offensivspieler über die Stationen BSV Menden und SF Oestrich-Iserlohn den Weg zum FC Schalke 04 gefunden. Mit den B-Junioren wurde Hesse Deutscher Meister, doch zu einem Einsatz bei den Profis kam es nie. "Einerseits hatte ich mit Spielern wie Ebbe Sand, Mike Hanke oder Ailton im Angriff große Konkurrenz, andererseits war ich damals noch nicht so weit, um 1. Liga zu spielen", gibt Hesse zu. So folgte ein erfolgreiches Jahr beim VfB Lübeck, was den damals aufstrebenden Regionalligisten TSG Hoffenheim auf den Plan rief. Dessen Trainer Ralf Rangnick kannte Hesse noch aus Schalker Zeiten. Bei den Kraichgauern durfte der Stürmer in der Folge ebenso Zweitliga-Luft schnuppern wie danach beim 1. FC Kaiserslautern. Als der FCK nach Hesses Winterwechsel zum OFC in die 1. Liga aufstieg, hatte der frühere Jugendnationalspieler "zumindest einen kleinen Anteil beigetragen".

Hesse rettete einem jungen Mann das Leben

In seiner Zeit in Offenbach hatte Hesse auch außerhalb des Platzes ein einschneidendes Erlebnis. So rettete der damals 26-Jährige dem drei Jahre jüngeren Luka Pertic das Leben, als dieser in seinem Auto das Bewusstsein verlor. Sein Golf knallte ins Heck von Hesses Audi Q7. Der Fußball-Profi hatte im Rückspiegel den "wirren Blick des Fahrers" gesehen, der vermutlich einen epileptischen Anfall hatte. Hesse ließ den VW noch zweimal auf seinen Wagen prallen und brachte ihn durch den kontrollierten Auffahrunfall zum Stehen. "Ich hatte später Kontakt zu ihm - ein feiner Junge. Nach dem Unfall konnte ich wochenlang nicht richtig schlafen." Erst als es Pertic wieder gut ging, fand auch Hesse in den Alltag zurück.

Trotz allem bleibt der Neu-Homburger realistisch: "In die 1. Liga komme ich wohl nicht mehr. Doch ich bin kein satter und alternder Fußballer, sondern noch richtig heiß. Das will ich nach meiner Rückkehr auf den Platz beweisen." Gleichzeitig baut Hesse für die Jahre nach seiner Profizeit vor. Nach abgeschlossenem Sportmanagement-Studium studiert er derzeit Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie. Parallel dazu bildet er sich in Fremdsprachen weiter und will demnächst verschiedene Trainerlizenzen erwerben.

Stefan Holzhauser