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Ex-Gladbach-Star Raffael wechselt zu Kreisligist Hückelhoven

Einst Bundesliga, nun Liga acht

Raffael in die Kreisliga: Hückelhoven freut sich über Ex-Gladbach-Star

Deal fix: Raffael (Mitte) mit Trainer Orhan Özkaya (links) und dem 1. Vorsitzenden Sinan Igdemir.

Deal fix: Raffael (Mitte) mit Trainer Orhan Özkaya (links) und dem 1. Vorsitzenden Sinan Igdemir. privat

Es kam nicht überraschend, als am Montagabend, pünktlich zum Vorbereitungsstart zur neuen Saison 23/24, ein ehemaliger Bundesliga-Star auf dem Platz von Ay-Yildizspor Hückelhoven stand. Drei Wochen lang habe man sich vorbereiten können beim Achtligisten aus dem nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg nahe der niederländischen Grenze, habe das Gelände auf Vordermann bringen und frisches Equipment organisieren können. "Bis kurz vor Trainingsbeginn waren wir uns aber unsicher, ob er wirklich kommt", sagt Recep Kaya, einer der Vorstände von Ay-Yildizspor Hückelhoven. Doch dann begrüßten Trainer Orhan Özkaya und sein "Co" Emrah Bayrak die Jungs zum Auftakt, und mitten unter ihnen stand dann tatsächlich dieser feine Fußballer, den sie (fast) alle nur aus dem Fernsehen kannten.

Zustande kam der Kontakt über Coach Özkaya, früher selbst Regionalliga-Kicker u.a. beim KFC Uerdingen und der SG Wattenscheid. Der ist im selben Fußballcamp aktiv wie der ehemalige Gladbacher Bundesliga-Profi Chiquinho, kickt mit dem 49-Jährigen zudem in der Weisweiler-Elf, einer Borussia-Traditionsmannschaft. Dort zuletzt auch immer wieder am Ball: Raffael Caetano de Araújo, genannt Raffael, der zu Profizeiten unter anderem für Borussia Mönchengladbach, Schalke 04 und Hertha BSC auf dem Platz stand. Und nun eben in Hückelhoven bei Ay-Yildizspor.

Beinahe 300 Bundesliga-Spiele

38 Jahre ist Raffael inzwischen alt, seine Profi-Karriere beendete er Ende 2021 beim slowakischen FK Pohronie. Zuvor zeigte er in 290 Bundesliga-Spielen sein Können (82 Tore), spielte zudem 46-mal auf europäischer Ebene (neun Tore). Zwischenzeitlich kickte der im brasilianischen Fortaleza geborene Offensivspieler in der Ukraine, war Dynamo Kiew neun Millionen Euro wert, die damals in die Taschen der Berliner Hertha flossen. Seine Zeit in der Bundesliga - und in Gladbach - endete im Sommer 2020, als er mit 35 Jahren keinen neuen Vertrag erhielt.

Nun kehrt Raffael, der auf dem Feld meist hinter den Spitzen agierte, in den deutschen Punktspielbetrieb zurück. Die Anmeldung bei Ay-Yildizspor Hückelhoven ist bereits unterschrieben, verrät Kaya, künftig heißen seine Gegner nicht mehr Bayern München und Borussia Dortmund, sondern Niersquelle Kuckum und Wanderlust Süsterseel. Teams, die sich nun besonders warm anziehen müssen: "Wir spielen seit vier Jahren in der Kreisliga A, sind zuletzt immer Zweiter geworden. Unser Trainer hat gesagt: Wir brauchen Verstärkung", erklärt Kaya. Mit Raffael hat er die nun bekommen, zudem wechselt mit Blerim Rrustemi (40) ein weiterer Ex-Regionalliga- und Ex-Nationalspieler Albaniens zu Ay-Yildizspor. Auch ihn kennt Coach Özkaya aus der Weisweiler-Elf.

Raffael "topfit"

Doch zurück zu Raffael, der sich einreiht in die Riege ehemaliger Profis, die nach dem Ende ihre Karriere in den höchsten Fußballregionen des Landes wieder zurück zur Basis finden: In welcher Form ist der 38-Jährige, der zu Profizeiten vor allem durch seine technische Eleganz und Leichtfüßigkeit glänzte? "Er ist topfit", versichert Kaya, "die Waden, die Figur - ich habe mich da mit meinen Anfang 40 gestern schon ein bisschen geschämt", lacht der Vorstand. 

Ay-Yildizspor Hückelhoven

Der Kader steht - inklusive Raffael (zweite Reihe, ganz rechts). privat

Natürlich hoffen sie beim Verein, dass die Einsätze Raffaels in der kommenden Saison nicht nur an einer Hand abzählbar sein werden. "Es ist schwer zu sagen, wie häufig er dann tatsächlich bei uns auflaufen wird, aber das Feedback, das er uns gegeben hat, war toll", so Kaya. Spielen darf Raffael ab Sommer im heimischen "Glück-Auf-Stadion", einem nagelneuen Kunstrasenplatz, den der 1992 gegründete "Multikulti-Verein ohne Beschränkung auf Ethnie oder Religion" beziehen wird.

Neuer Platz, neuer Star - das Ziel für das kommende Jahr wird entsprechend offensiv formuliert: "Wir wollen aufsteigen!" Es wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Jan Mauer

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