WM

Schiedsrichter Marciniak auf dem Niveau von Messi und Mbappé

DFB-Lehrwart Lutz Wagner bewertet - Gelb gegen Thuram "mutig und genau richtig"

Schiedsrichter Marciniak auf dem Niveau von Messi und Mbappé

Er glänzte mit einer starken Spielleitung: Szymon Marciniak.

Er glänzte mit einer starken Spielleitung: Szymon Marciniak. IMAGO/PA Images

Mit einem Schlagabtausch auf höchstem Niveau haben Argentinien und Frankreich im WM-Finale Geschichte geschrieben. Eine Weltklasse-Leistung lieferte während der 120 Minuten aber auch der Schiedsrichter. Der Pole Szymon Marciniak "hat mit dazu beigetragen, dass sich dieses Spiel so entwickeln konnte", schwärmt DFB-Lehrwart Lutz Wagner.

Der Regelexperte lobt in diesem Zusammenhang insbesondere die fast durchgehend herausragende Vorteilsauslegung des 41-Jährigen - der zudem mit sämtlichen markanten und teilweise durchaus kniffligen Entscheidungen im Verlauf dieses Endspiels richtig lag. Wohlgemerkt sogar ohne ein einziges Mal auf die Hilfe des VAR angewiesen zu sein.

Gelb gegen den fallenden Thuram: "Mutig und genau richtig"

Geradezu lehrbuchmäßig: Marciniaks prompter Pfiff beim Handspiel des Argentiniers Gonzalo Montiel in der 116. Minute, das den Strafstoß zum 3:3 für Frankreich nach sich zog. "Montiel wirft sich zwar mit dem Rücken zum Ball in die Flugbahn", erklärt Wagner, "aber er hat dabei eine klare Orientierung zum Ball. Er will bewusst den Schuss blocken, macht sich dabei groß - und vergrößert mit dem Unterarm seine Abwehrfläche. Bei einer solchen Aktion spielt dann auch keine Rolle mehr, aus welcher Entfernung der Ball kommt. Ein klarer Strafstoß."

Ebenfalls "super reagiert" habe Marciniak in der 87. Minute: Gelb für Frankreichs Marcus Thuram, der im argentinischen Strafraum im Duell mit Enzo Fernandez abhob. Denn: "Thuram fädelt gezielt ein, er ist damit eindeutig Verursacher des Kontakts", hält Wagner fest. Nicht nur keinen Strafstoß zu geben, sondern den Täuschungsversuch des Gladbacher Stürmers mit einer Verwarnung zu ahnden, sei "mutig und genau richtig" gewesen.

Wagners Lob: "Autorität ausgestrahlt, ohne autoritär aufzutreten."

Nicht nur in dieser Szene machte sich Marciniaks Gespür für Spielsituationen bemerkbar, das mit auf seiner eigenen respektablen Fußballer-Vita beruhen dürfte. In der Jugend spielte der Referee für Wisla Plock, als Aktiver später immerhin noch in der 4. Liga Polens, ehe er sich voll auf die Schiedsrichterkarriere konzentrierte.

"Die richtige Entscheidung", schmunzelt Wagner. Klar und völlig unstrittig war der erste Elfmeter für Frankreich, nachdem Nicolas Otamendi den Frankfurter Randal Kolo Muani zu Fall gebracht hatte. "Der Verteidiger hatte erst schon den Ball, verhält sich dann einfach ungeschickt", so Wagner.

Gleiches galt auf der Gegenseite für Ousmane Dembélé im Duell mit Angel di Maria vorm Elfmeter für Argentinien, den Lionel Messi zum 1:0 verwandelte. Dieser Strafstoß war für manche Beobachter zumindest strittig, nicht so für Wagner: "Dembélé kommt von hinten, die Maria befindet sich mit Ball in vollem Lauf. In diesem Moment genügt eine kleine Berührung, um den Spieler außer Tritt zu bringen. Auch hier muss man sagen: Der Verteidiger verhält sich einfach nicht clever, dafür darf er dann keine mildernden Umstände für sich reklamieren."

Wagners Fazit: "Eine sehr gute Schiedsrichter-Leistung, die diesem grandiosen Finale absolut würdig war." Auch abseits der geschilderten Einzelentscheidungen: "Marciniak hat die Spieler hervorragend gelenkt. Er hat Autorität ausgestrahlt, ohne autoritär aufzutreten." Weltklasse eben.

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