Sie haben Verständnis, aber sie sind vor allen Dingen genervt von den Fragen, die aktuell nur ablenken vom Fußball. Weil auch sie, Spieler und Trainer des 1. FC Köln, keine Antwort darauf geben können, wie man die Probleme lösen kann, die seit dem vergangenen Donnerstag (Nizza) und verstärkt wieder seit Dienstag (Marseille) die Schlagzeilen beherrschen.
Steffen Baumgart äußerte sich am Donnerstag: "Ich habe leider keine Lösung." Man könne Aufrufe starten, an diese Menschen appellieren, um diese Szenen aus den Stadien zu kriegen. "Wir wollen gewaltfreie Fußballfeste feiern!" 99 Prozent der Zuschauer verhielten sich einwandfrei, gesprochen würde über dieses eine Prozent, bedauert der Trainer.
Baumgart: "Gewalt im Fußball hat wieder zugenommen"
Baumgart will aber auf keinen Fall irgendetwas unter den Tisch kehren: "Wir müssen dagegen vorgehen und Stellung beziehen. Aber ich beobachte, dass Gewalt im Fußball insgesamt wieder zugenommen hat. Nicht nur in Deutschland."
Ein Satz, der ins Schwarze trifft und Relativierer wie Nizzas Trainer Lucien Favre, der in der vergangenen Woche schwerkriminelle Franzosen reinwaschen wollte, konterkariert. Die übermittelten Bilder zeigten früh etwas anderes. Gewalt ist ein Problem im Fußball, aber nicht das Problem einer Nation.
Genug der Kriminalität, Fußball gespielt wird auch noch. Und dies am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen einen Gegner, von dem man nicht übermäßig viel weiß in Köln. Erfahren sei die Mannschaft des 1. FC Slovacko aus Tschechien, ansonsten eher schwer einzuschätzen. Ein technisch starkes Team, das einen Gegner gut bespielen kann und in der Lage ist, in der Abwehr variabel von Vierer- auf Dreierkette umzuswitchen. Nun, die Spielanalysten werden dem Trainerteam (und diese dann den Spielern) die wichtigsten Merkmale an die Hand geben, völlig unwissend wird kein FC-Profi den Rasen in Müngersdorf betreten.
Mehrbelastung kein Grund für schwächere Leistungen
Rechtsverteidiger Benno Schmitz drückt aus, welches Gefühl vorherrschen wird vor diesem ersten Heimspiel der Conference League: "Für jeden Spieler ist es etwas ganz Besonderes, international zu spielen. Darauf freut sich jeder von uns. Wir haben letzte Saison hart dafür gearbeitet. Wir wollen es genießen und gleichzeitig daran arbeiten, zu punkten und weiterzukommen."
Europa Conference League
Optimismus herrscht vor, daran ändert auch die erste Bundesliga-Pleite am vergangenen Sonntag gegen Union Berlin nichts. Und weder Spieler noch Trainer sind bereit, die Mehrbelastung verantwortlich zu machen für schwächere Leistungen: "Aus unserer Sicht verkraften die Jungs es gut. Das zeigt auch der Austausch." Was sich verändert habe, sei der Rhythmus. Allerdings könne man daraus keinen Kraftverlust ableiten. Baumgart: "Die Jungs marschieren. Es gab keinen Leistungsabfall."
