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Tomaten und Tamburin: Pepe und Dani Alves vor Startelfeinsatz

Oldies aus Portugal und Brasilien wollen sich nochmal beweisen

Tomaten und Tamburin: Pepe und Dani Alves vor Startelfeinsatz

Haben zusammen über 250 Länderspiele: Pepe und Dani Alves.

Haben zusammen über 250 Länderspiele: Pepe und Dani Alves. imago images (2)

Aus Katar berichtet Jörg Wolfrum

Plötzlich ging es um Tomaten und Zwiebeln und Zutaten und wie man aus ihnen einen schmackhaften Salat machen kann. Pepe sprach, und Pepe muss es mit all seiner Lebenserfahrung aus 39 Jahren wissen, im Februar wird er 40, also bitte: "Es bringt nichts, wenn die Tomaten auf der einen Seite der Schüssel und die Zwiebeln auf der anderen bleiben, man muss sie mischen." Und einer Marinade bedarf es ja auch, wenn das Ganze schmecken soll. Immerhin, so der Innenverteidiger, der seit 2007 130 Nationalspiele machte, die Mischung in Portugals Seleçao stimme bei dieser WM.

Spielersteckbrief Pepe
Pepe

Lima Ferreira Kepler Laveran

Spielersteckbrief Dani Alves
Dani Alves

Alves da Silva Daniel

In der Tat ist der Europameister von 2016 bereits vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Südkorea am Freitag im Stadion Education City von Doha für das Achtelfinale qualifiziert. Im Stadtteil Education City von Doha sind Zweigstellen weltbekannter Universitäten angesiedelt, es geht um (Aus-)Bildung und Erziehung, auch ein Stadion wurde hingesetzt, in dem dann vermutlich auch Pepe in der Startformation stehen dürfte: Das passt, seit zwanzig Jahren ist er Profi und damit in etwa so lange, wie Linksverteidiger Nuno Mendes auf der Welt ist.

Pepe: "Ich konnte kaum schlafen vor Anspannung"

Der verletzte sich am Montag beim 2:0 gegen Uruguay und fällt für den Rest des Turniers aus, Pepe indes spielte durch, wurde von dem harmlosen Gegner aber auch kaum gefordert. Die Nagelprobe kommt also erst noch. Pepe ist nicht bang: "Ich bin fit genug, alle Spiele zu machen." Dass er zum Turnierauftakt gegen Ghana auf der Bank blieb, sei einzig eine technische Entscheidung von Nationaltrainer Fernando Santos gewesen. Ohnehin: "Ich weiß nicht, warum man sich darüber so viele Gedanken macht. Wäre ich nicht in bester Verfassung, dann wäre ich gar nicht hier."

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Da macht es sich der Ex-Verteidiger von Real Madrid dann doch etwas zu einfach. Aufgrund einer Knieverletzung war er im Herbst beim FC Porto über einen Monat ausgefallen. Nun gab er zu: "Ich konnte kaum schlafen vor Anspannung", so sehr habe ihn das mögliche Verpassen der WM umgetrieben. Zumal er in Porto längst nicht mehr das Niveau von einst auf den Platz bringt. Für Nationaltrainer ist er dennoch weiterhin ein "Monster". Er meint das, natürlich, positiv.

Nun ist das "Monster" in Katar "und ich bin hier, um das Turnier zu genießen. Es ist ein Privileg, jeden Tag mit diesen talentierten Spielern zu trainieren."

Dani Alves: "Ich bin hier, um zu dienen"

Ähnlich ergeht es Brasiliens Dani Alves. Auch der Rechtsverteidiger stellte sich am Donnerstag den Medien, auch er gab zu, "stolz zu sein, wieder eine WM zu spielen". Es ist seine dritte. Trotz aller Erfahrung als Profi des FC Barcelona, des FC Sevilla und von Paris St. Germain. Zuletzt hielt er sich in Mexiko bei den Pumas UNAM in Mexiko fit.

"Die vergangenen vier Monate waren das Schwierigste. Ich war nicht in bester Form", gab der Altstar zu. Aber im Fußball wie im Leben gehe es um "Ehrlichkeit, ich lasse niemanden hängen". Er habe den Abgesandten von Nationaltrainer Tite daher im Herbst gesagt: "Gebt mir einen Auftrag, ich lasse euch nicht hängen". Selecao-Coach Tite lobt seine "Liebe, Stolz, Leidenschaft und Engagement" und tätschelt dem Spieler dabei sogar die Hand. Anerkennung pur.

Dass er manchen Beobachtern als eine Art Maskottchen gilt, sei ihm egal. "Meine Mission ist, hier mein Bestes zu geben, nicht im Klub. Wir haben 26 Klassespieler, ich bin der Einzige, der in keinen Topklub spielt. Ich bin hier, um zu dienen, und wenn ich Tamburin spielen müsste, dann würde ich eben Tamburin spielen."

Es winkt ein Rekord

So weit ist es dann doch noch nicht. Am Freitag zum Abschluss der Gruppenphase gegen Kamerun winkt ihm das Turnierdebüt. Es wäre sein 125. Länderspiel, spielt er, dann wohl auch als Kapitän. Er wäre dann zudem der älteste Endrunden-Spieler Brasiliens überhaupt.

Im Mai wird Dani Alves 40, 2006 gab er sein Länderspieldebüt, 2010 und 2014 war er bei den WM-Endrunden dabei, 2018 nicht mehr, kaum einer glaubte damals noch an ein Comeback. "Es ist eine wunderbare Reise", freut sich der Rechtsverteidiger. "Das Leben belohnt die, die alles geben, und ich ernte, was ich gesät habe."

Und ähnlich wie Portugals Pepe, der zur Illustration der Situation den Salat gewählt hatte, wählt Dani Alves einen "Bootstrip. Bei dem ist auch nicht nur der Skipper wichtig, alle müssen mitarbeiten", sonst kentere der Kahn. "Mein Alter ist nicht wichtig. Andere sind vielleicht auf dem Platz besser." Er könne aber die jungen Kollegen anleiten. Zum Triumph bedarf es aller. "Das ist das ausgeglichenste Team in meiner 16 Jahre dauernden Seleçao-Karriere."

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