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Verdächtige Häufung: Löst Saudi-Arabien Chelseas Finanzsorgen?

Blues-Profis erhalten unmoralische Angebote

Verdächtige Häufung: Löst Saudi-Arabien Chelseas Finanzsorgen?

Auf dem Sprung nach Saudi-Arabien? Kalidou Koulibaly, Pierre-Emerick Aubameyang und N'golo Kanté (v. li.).

Auf dem Sprung nach Saudi-Arabien? Kalidou Koulibaly, Pierre-Emerick Aubameyang und N'golo Kanté (v. li.). imago images (3)

Die Rolle, die in den vergangenen Transferphasen der FC Chelsea eingenommen hatte, scheinen in diesem Sommer die Klubs aus Saudi-Arabien zu spielen: Sie fluten den Transfermarkt mit Millionen. Kein halbwegs prominenter Spieler scheint aktuell vor einer unmoralischen Offerte von Al-Ittihad, Al-Nasr, Al-Hilal & Co. sicher zu sein. Und immer wieder rücken dabei Chelsea-Spieler in den Fokus.

N'golo Kanté ist bereits auf dem Sprung zu Meister Al-Ittihad, Hakim Ziyech wird offenbar von Al-Nasr umworben, und seit neuestem soll Al-Hilal Kalidou Koulibaly und Al-Ahly Edouard Mendy locken. Schon lange wird außerdem Pierre-Emerick Aubameyangs mit einem Abschied gen Saudi-Arabien in Verbindung gebracht.

Nun stehen mit Bernardo Silva (Manchester City), Heung-Min Son (Tottenham) oder Ruben Neves (Wolverhampton) auch zahlreiche andere Namen im Raum, die Cristiano Ronaldo oder Karim Benzema in die Wüste folgen könnten. Trotzdem ist die Häufung der Angebote, die an der Stamford Bridge landen, auffällig und in mehrerlei Hinsicht pikant.

Für Chelsea kommt das Interesse aus der Wüste wie gerufen

Klar ist: Für die Blues kommt sie wie gerufen. Nach den horrenden Transferausgaben der vergangenen Saison in Höhe von über 600 Millionen Euro, die dann aber trotzdem nur für einen Mittelfeldplatz in der Premier League reichten, steht die Klubführung unter Druck, den aufgeblähten Kader radikal zu verkleinern und Einnahmen zu generieren, um die Finanzregeln von Premier League und UEFA einzuhalten. Viele der Neuzugänge waren offenkundig mit einem hohen Risiko finanziert worden.

Jetzt könnten die saudi-arabischen Klubs die Finanzsorgen auf einen Schlag deutlich mildern, indem sie Chelsea sportlich verzichtbare, aber mit hohen Gehältern ausgestattete Spieler abnehmen und dafür - abgesehen von Kanté, dessen Vertrag ausläuft - auch noch mutmaßlich gute Ablösesummen bezahlen.

Zu verdanken hätten die Blues das vornehmlich dem saudi-arabischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF), der unlängst - wie im vergangenen Jahr bereits bei Newcastle United - die Mehrheit an Al-Ittihad, Al-Nasr, Al-Hilal und Aufsteiger Al-Ahli übernommen hatte und für den neuen Reichtum der Klubs verantwortlich zeichnet. Und der indirekt auch bei Chelsea seine Finger im Spiel hat.

Wie eng ist Chelseas Hauptaktionär mit dem saudischen Staatsfonds verbunden?

Denn: Jener Staatsfond ist gleichzeitig Großinvestor bei Chelseas Hauptaktionär Clearlake Capital und lässt Medienberichten zufolge Vermögenswerte durch diesen verwalten. Clearlake Capital hatte nach dem Ende der Abramovich-Ära im Frühjahr 2022 unter der Führung von Todd Boehly den FC Chelsea gekauft und in der Folge die massiven Transferausgaben ermöglicht.

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Spekulationen, wonach der PIF in irgendeiner Form an der Übernahme beteiligt gewesen sein könnte, waren zwar stets dementiert worden. Trotzdem soll es zwischen ihm und Clearlake Capital beste Verbindungen geben - die nun, so mutmaßen inzwischen viele Chelsea-Fans, womöglich hilfreich sind.

Und zwar für beide Seiten: Saudi-Arabien will seine heimische Liga mit aller Macht aufwerten, und dabei scheint nahezu jeder namhafte Neuzugang willkommen zu sein. Es ist nur einer von vielen Bausteinen einer seit Jahren forcierten Strategie, mit dem das wegen seiner Menschenrechtslage immer wieder kritisierte Königreich seinen weltweiten Einfluss über den Sport ausbauen möchte. Das Gute für Al-Ittihad, Al-Nasr, Al-Hilal & Co.: Finanzregeln müssen sie dabei nicht einhalten - anders als der FC Chelsea.

jpe