EM

Vieira: Frust und Fragen

Frankreich: Falsch behandelt?

Vieira: Frust und Fragen

Patrick Vieira (li., mit Lilian Thuram)

Dabei - und doch außen vor: Kapitän Patrick Vieira (li., mit Lilian Thuram) muss verletzungsbedingt passen. dpa

Bis 75 Minuten vor Anpfiff des Auftaktspieles gegen Rumänien war Kapitän Vieiras Teilnahme an der EURO ungewiss, erst dann lüftete Trainer Raymond Doemench das Geheimnis, schickte Ersatzmann Mathieu Flamini, der als 24. Mann extra mit in die Schweiz gereist war, wieder in den Urlaub. Eine unglückliche, falsche Entscheidung - weil Vieira noch immer nicht einsatzfähig ist.

"Ich kann keine Fortschritte erkennen", stammelt Vieira unzufrieden. "Ich trainiere zwar, aber die Schmerzen behindern mich nach wie vor beim Sprinten, erst recht beim Schießen. Es nervt." Frustriert sitzt Vieira am Vorabend des entscheidenden Spiels gegen den "Dauer-Rivalen" Italien in der Pressekonferenz - dort wo sonst eigentlich immer Profis präsentiert werden, die auch im Einsatz sind. Vieira nicht.

Er sitzt mit seinen hünenhaften 1,91 Meter wie ein schiefes Fragezeichen auf dem Podium und lässt seinem Frust freien Lauf. "Es gibt wohl Unklarkeiten wegen der Diagnose und der Behandlung", kann sich Vieira eine Kritik gegen die medizinische Abteilung nicht verkneifen. Eine Fehldiagnose? "Das ist nicht der Augenblick, darüber zu sprechen", meint Vieira, "jetzt gilt die Konzentration dem Italien-Spiel!"

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Typisch Kapitän. Auch deshalb war er trotz aller Zweifel für das Turnier nominiert worden. Weil er der Wortführer in der Kabine ist. Derjenige, der die "Bleus" einschwört - mental und moralisch. Wenn er schon im Spiel nicht helfen kann, dann wenigstens in Vorfeld des Spiels, in der Halbzeit. Aber befriedigen kann das Patrick Vieira nicht wirklich. "Der Frust ist da", gesteht er freimütig, "egal, was auch passieren mag! Aber das schiebe ich beiseite, um wenigstens die Kollegen zu motivieren."

Aus Mont-Pelerin berichtet Hardy Hasselbruch