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"Was für eine Blamage": Buffon im Kreuzfeuer

Italiens Nationalkeeper patzt - Wirbel um Pelle

"Was für eine Blamage": Buffon im Kreuzfeuer

Dunkle Miene, aber Daumen hoch: Gianluigi Buffon nahm seinen Patzer sportlich.

Dunkle Miene, aber Daumen hoch: Gianluigi Buffon nahm seinen Patzer sportlich. picture alliance

Das 0:1 durch Spaniens Vitolo ging ganz klar auf die Kappe von Buffon. Italiens Schlussmann segelte am Ball vorbei, Sevillas Offensivmann musste nur noch einschieben. Ausgerechnet Sergio Ramos, der mal wieder einen Elfmeter verschuldete und dafür in der Heimat harsche Kritik einstecken musste , nahm ihn als Erster in Schutz: "Fehler können jedem passieren, selbst einem Buffon, der in ganz Italien ein Idol ist. Aber hier applaudieren sie ihm, in Spanien wird man für so einen Fehler ausgepfiffen - das ist der große Unterschied", so der Real-Kapitän trotzig.

Die Fans nahmen den Fehler noch gelassen hin, die Presse allerdings zog vom Leder. "Mamma mia, Gigi!", titelte Tuttosport. Die Gazzetta dello Sport schrieb: "Buffon, was für eine Blamage!" Eine Entschuldigung schickte die Gazzetta gleichwohl auch noch raus. "Auch dem Besten passieren Fehler, was kann man Buffon schon sagen? Nichts, weil seine Leistungen allein für ihn sprechen. Wir können jedoch einen kolossalen Fehler nicht ignorieren."

Spielersteckbrief Buffon
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Die Azzurri erinnerten sich daran, dass sie erst vor 100 Tagen die Spanier in Paris gedemütigt hatten.

Corriere dello Sport über den positiven Effekt des Patzers

Der Corriere dello Sport gewann dem Aussetzer zurecht etwas Positives ab: "Der Schock des Fehlers des Kapitäns rüttelte die Mannschaft wach. Die Azzurri erinnerten sich daran, dass sie erst vor 100 Tagen die Spanier in Paris gedemütigt hatten." Am Donnerstagabend sah das ein wenig anders aus. Dennoch schlug Buffon in die gleiche Kerbe, zog dabei einen interessanten Vergleich: "Man hört nie auf, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Das ist das Benzin, das den Motor eines Sportlers vorantreibt. Nach meinem Fehler haben wir uns von einer Last befreit. Für das, was wir in den letzten 25 Minuten geleistet haben, haben wir das Remis verdient."

"...dann werde ich vielleicht weniger darüber lachen"

Allgemein nahm Buffon, seit 21 Jahren im Geschäft, den Fauxpas mit der Gelassenheit eines 38-Jährigen. "In 18 Monaten denke ich vielleicht zurück und kann darüber lachen", so der Juventus-Keeper in der Mixed Zone. Mit einer Einschränkung: "Wenn das in zwei oder 20 Tagen wieder passiert, werde ich vielleicht weniger darüber lachen können. Das Problem war schlichtweg, dass ich zu viele Ideen in meinem Kopf hatte, wie ich den Ball wegschießen könnte." Er wollte verhindern, Vitolo direkt abzuschießen. Stattdessen habe er über einen Pass zu einem Verteidiger nachgedacht. Das Resultat: Er traf das Spielgerät überhaupt nicht. Die 90 Minuten in "seinem" Stadion in Turin seien eine "Lektion" und "wertvolle Erfahrung" gewesen.

Pelle verweigert den Handschlag

Aussagekräftiges Bild: Angreifer Graziano Pelle (Mitte) verwehrt Trainer Giampiero Ventura den Handschlag.

Aussagekräftiges Bild: Angreifer Graziano Pelle (Mitte) verwehrt Trainer Giampiero Ventura den Handschlag. picture alliance

Ob Teamkollege Pelle in Zukunft noch diese wertvollen Erfahrungen sammeln kann, ist offen. In der 60. Minute musste der EM-Held runter, wurde durch Ciro Immobile ausgetauscht. Anschließend fingen TV-Kameras ein, wie Pelle Nationaltrainer Giampiero Ventura den Handschlag verwehrte. Der 68-Jährige blieb mit ausgestrecktem Arm zurück. Die Reue kam später: "Unglücklicherweise habe ich mal wieder einen Fehler gemacht", schrieb der in China fürstlich entlohnte Stürmer via Instagram.

Nicht nur Ventura schloss Pelle in seine Entschuldigung ein: "Dieses Verhalten war unentschuldbar, gegenüber dem Coach aber auch gegenüber meinen Teamkollegen, die immer einen großen Teamspirit an den Tag legen." Abschließend wurde es gar noch eine Spur emotionaler. "Wie bei jedem großen Fehler musst du mit den Konsequenzen leben. Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich möchte von Herzen um Vergebung bitten."

Ventura selbst sah die Angelegenheit nicht annähernd so dramatisch, wie sie Pelle geschildert hatte. "Solche Dinge passieren. Ich denke, Graziano hatte sich mehr über sich selbst und seine gezeigte Leistung geärgert als über alles andere." Folgenlos blieb seine Aktion aber nicht: Am Freitagmittag wurde Pelle wegen seines "respektlosen Verhaltens" aus dem Aufgebot für die Partie in der WM-Qualifikation gegen Mazedonien am Sonntag gestrichen. Einen Status, wie den von Buffon, wird der mittlerweile 31-jährige Angreifer mit solchen Aktionen wohl nicht mehr erreichen.

msc