Legionäre

Wenn Wiener was g’winnen wollen …

Dragovic, Demir & Co: Titel nur im Ausland

Wenn Wiener was g’winnen wollen …

Wird mit Galatasaray wohl Meister: Yusuf Demir.

Wird mit Galatasaray wohl Meister: Yusuf Demir. IMAGO/Seskim Photo

Yusuf Demir war wieder in Hütteldorf. Zwei Runden vor Schluss mit fünf Punkten Vorsprung auf Fenerbahce im Gepäck konnte sich der einstige Rapid-Wunderknabe schon recht entspannt das grün-weiße 1:1 gegen den LASK ansehen. Viel wird er mit seinen fünf Kurzeinsätzen nicht zu Galatasarays 23. Meistertitel beigetragen haben, aber anders als seine Ex-Kollegen weiß er bald, wie es sich anfühlt, Meister zu werden.

Ljubicic kam, sah …

Denn um als Wiener Fußballer Meister zu werden, muss man schon ins Ausland wechseln. Bei Red Bull Salzburg ist seit dem Abgang von Maxi Wöber keiner mehr unter Vertrag. In Kroatien hat mit Robert Ljubicic ein weiterer Ex-Rapidler seine erste Meisterfeier bereits hinter sich. 32 der bisher 35 Spiele hat der Wiener für Serienmeister Dinamo Zagreb bestritten. Nach dem Trainerwechsel zu Igor Biscan zuletzt nicht mehr als Linksverteidiger, sondern wieder auf seinem angestammten Platz im zentralen Mittelfeld. "Zu Dinamo zu kommen, war ein voller Erfolg", strahlte der 23-Jährige unlängst in einem Interview mit dem kroatischen Sportportal "Germanijak". "Gleich nach meinem Wechsel haben wir den Supercup gewonnen, dann haben wir in der Champions League gespielt, wo wir gegen Chelsea gewonnen haben. Ich bin sehr zufrieden und glücklich hier", fehlt dem ehemaligen U21-Teamspieler nach seinem Verbandswechsel nur noch die erste Einberufung ins kroatische Nationalteam zum perfekten Glück.

Ein Wiener wird gewinnen

Den Einzug in Cupfinale hat Ljubicic allerdings verpasst. Dort treffen am Mittwoch der Ex-Austria-Keeper Ivan Lucic und der Welser Lukas Grgic mit Vizemeister Hajduk Split auf den vom Wiener Damir Canadi trainierten Außenseiter (und Absteiger) HNK Sibenik, der hofft, dass der gebürtige Salzburger Stefan Peric rechtzeitig für das größte Spiel der Vereinsgeschichte fit wird. "Als ich zurück kam, waren wir auf dem richtigen Weg, aber die letzten acht Spiele liefen nicht gut", geht Canadi, der im September gefeuert und im Jänner wieder zurückgeholt wurde, nicht gerade optimistisch ins Finale. Belohnung ist für den künftigen Zweitligisten auch keine in Aussicht - für einen etwaigen Europacup-Start hat Sibenik keine Lizenz bekommen.

Der Cup muss ein Wiener sein

Ebenfalls am Mittwoch hofft Cican Stankovic in Griechenland auf den Gewinn des Doubles. Wie in der Liga wird der Ex-Salzburg-Goalie im Cupfinale gegen die beiden Ex-Rapidler Stefan Schwab und Thomas Murg von PAOK aber auf der Bank Platz nehmen müssen. Einen Tag später sollte der Wiener Aleksandar Dragovic in Belgrad bei seinem Double-Versuch mit Roter Stern gesetzt sein. Ein Sieg über Cukaricki würde die 14. große Trophäe in "Dragos" Karriere bedeuten. Danach möchte der 32-Jährige seinen "Traumklub" gerne wieder verlassen. Ex-Klub Austria und auch Rapid machen sich wohl vergebens Hoffnungen. "Ich würde zuvor gerne noch weiter im Ausland spielen, wenn sich eine Möglichkeit ergibt", so der 100-malige ÖFB-Teamspieler.

Diese Bundesliga-Sommerneuzugänge stehen schon fest

Kumpel David Alaba musste sich bei Real Madrid diesmal mit der Copa del Rey begnügen. Sein Wiener Landsmann Philipp Mwene tröstete sich mit dem königlichen Pokal der Niederlande, den er im Elferschießen gegen Ajax errang, nachdem er mit PSV Eindhoven in der Eredivisie gegen Feyenoord und den Oberösterreicher Gernot Trauner den Kürzeren gezogen hatte.

Die ÖFB-Teamkollegen Konrad Laimer und Xaver Schlager könnten am 3. Juni noch nachziehen, wenn ihnen mit RB Leipzig in Berlin ein Erfolg gegen Oliver Glasners Eintracht Frankfurt gelingt. Am gleichen Tag hat der Ex-Leipziger Marcel Sabitzer mit Manchester United nach dem Gewinn des Ligapokals sogar die Chance auf das englische Cup-Double. Anders als beim Sieg gegen Newcastle, an dem der Steirer mit Hütteldorfer Vergangenheit 20 Minuten lang mitwirkte, wird er im Final-Derby gegen Manchester City jedoch verletzt fehlen.

Made in Austria

In Slowenien haben zwei junge Österreicher das Double bereits geschafft. In der Meisterschaft bildeten der in England geborene und in Oberösterreich aufgewachsene Pascal Estrada mit dem Tiroler Mateo Karamatic das Innenverteidiger-Duo von Olimpija Ljubljana, beim Cupsieg gegen NK Maribor kam mit dem Ex-Sturm-Angreifer Arnel Jakupovic auf Seiten der Verlierer nur ein Österreicher zum Einsatz.

Zwei Österreicher, der Ex-Rapidler Kristijan Dobras und der Vorarlberger Manuel Sutter, trugen zum 49. Cupsieg von Rapid-Schreck FC Vaduz in Liechtenstein bei. Ex-Young-Violet Anes Omerovic war beim 4:0-Sieg gegen Balzers hingegen nur Zuschauer. Der 25-Jährige wird den Vorletzten der Schweizer Challenge League nach nur neun Saison-Einsätzen im Sommer verlassen. Ähnliches droht nach nur sieben Spielen auch Daniel Sikorski, der mit seinen 35 Jahren auf Zypern noch mit seinem ersten Meistertitel entschädigt wurde. Als Underdog in die Saison gestartet, setzte sich sein Klub Aris Limassol gegen APOEL Nikosia und AEK Larnaka durch und holte sich den ersten Meistertitel in der 93-jährigen Klubgeschichte. Die Millionen des russischen Investors Vladimir Fedorov spielten dabei keine unwesentliche Rolle.

Empfehlung für Wien

Einen haben wir noch: Der in Wien geborene und in Rüsselsheim aufgewachsene Kosta Runjaic, der bisher unter anderem in Duisburg, Kaiserslautern und bei 1860 München gearbeitet hat, gewann als Trainer von Legia Warschau seinen ersten Titel. Sein Team setzte sich im Cupfinale - obwohl schon nach fünf Minuten dezimiert - nach 120 torlosen Minuten gegen Meister Rakow Czestochowa durch. Ob das gar einmal eine Empfehlung für die Klubs seiner Geburtsstadt werden könnte?

Horst Hötsch