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Bornschein belebt Fürther Problemzone

Ruman: "Ricky wird seinen Weg gehen"

Akribischer Arbeiter: Landmensch Bornschein belebt Fürther Problemzone

Ricky Bornschein ist mit zwölf Treffern derzeit Zweiter in der Torschützenliste.

Ricky Bornschein ist mit zwölf Treffern derzeit Zweiter in der Torschützenliste. IMAGO/Zink

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Bereits zwölf Treffer stehen auf Ricky Bornscheins Habenseite. Alleine die beeindruckende Quote von sechs Toren in den vergangenen fünf Partien unterstreicht seine bestechende Form. Der Auftritt beim 4:0-Sieg gegen den TSV Buchbach am Samstag ragt aber selbst aus der ohnehin schon formidablen Saison heraus. Mit zwei eigenen Treffern (ein Kopfball, ein Strafstoß) und zwei klugen Assists erwischte Fürths Nummer 9 gegen die Oberbayern einen absoluten Sahnetag.

Vor allem der Blick für den besser postierten Mitspieler und der präzise letzte Pass vor dem Schlusspunkt gegen Buchbach vermögen bei einem Zentrumsstürmer - zumal bei einem mit einer so bulligen Erscheinung - schon zu verblüffen.

Der Grund liegt in Bornscheins fußballerischer Historie, lief er doch die gesamte Jugend über im zentralen Mittelfeld, auf der Zehnerposition und zeitweilig sogar auf dem Flügel auf. "Stürmer wurde ich tatsächlich erst mit 18. Als ich ein paar Kilos zugelegt und den Schalter umgelegt hatte, konnte ich mich in der Box besser durchsetzen. Hier fühle ich mich pudelwohl", erklärt Bornschein seine Beförderung ins Sturmzentrum, wo er seine Physis mittlerweile voll ausspielen kann, mit hohem Tempo gutem Abschluss und immer besserem Kopfballspiel überzeugt.

Ich bin davon überzeugt, dass Ricky seinen Weg gehen wird und dieser noch nicht am Ende ist.

Trainer Petr Ruman über seinen Schützling Ricky Bornschein

Der Linksfuß gibt sich aber auch selbstkritisch, möchte in vielen Bereichen wie der Arbeit mit dem rechten Fuß noch besser werden. Das unermüdliche Streben nach Optimierung zählt zu Bornscheins Stärken, wie sein Trainer Petr Ruman betont: "Ricky lässt keine Extratrainingseinheit aus. Er beschäftigt sich fast 24 Stunden am Tag mit Fußball, verinnerlicht die Dinge und hat die absolut richtige Einstellung. Man merkt, dass er es unbedingt schaffen will."

Als Manko nennt der ehemalige Bundesliga-Stürmer Ruman trotz der beeindruckenden Torquote noch die Chancenverwertung, schiebt aber sofort nach: "Ich bin davon überzeugt, dass Ricky seinen Weg gehen wird und dieser noch nicht am Ende ist."

Mit seinen 24 Jahren zählt er nach den Routiniers im Kader schon zu den Ältesten, ist eigentlich nicht mehr im klassischen Alter eines Nachwuchstalents, das behutsam zu den Profis herangeführt werden soll. Kürzlich wurde Bornschein in den Kader des Testspiels des Fürthers Zweitligakaders gegen Bundesligist 1. FC Heidenheim berufen und kam sogar zu einem Kurzeinsatz in der Schlussphase. Aber der wuchtige Stürmer bleibt bescheiden: "Grundsätzlich ist es schon mein Ziel, im Profifußball Fuß zu fassen. Aber aktuell bin ich zufrieden bei der U 23 des Kleeblatts und lasse das Weitere einfach auf mich zukommen."

Messi, Robben und Haaland als Vorbilder

Vorbilder hat Bornschein übrigens ziemlich unterschiedliche. Aus seiner Zeit als Flügelflitzer benennt er Arjen Robben und Lionel Messi, weist aber augenzwinkernd auf seine abweichende körperliche Physis hin. Da weist der Paradewandstürmer der Gegenwart Erling Haaland schon mehr Parallelen auf. Fürths Angreifer wird dabei aber nicht müde zu betonen, dass sich die Vorgenannten qualitativ allesamt in anderen Galaxien bewegen bzw. bewegten.

Überhaupt wirkt Bornschein erfrischend authentisch und sehr bodenständig, erzählt, dass er ein Landmensch ist und deshalb nicht in der Stadt, sondern im Fürther Umland wohnt und dass sein Wechsel vom damaligen Oberligisten SV Blau-Weiß Zorbau in der sachsen-anhaltinischen Provinz nach Fürth eine Bauchentscheidung war.

Eine Kopfentscheidung war indes Bornscheins Zielsetzung vor der Saison, mindestens zehn Tore zu erzielen. Dass ihm das bereits am 20. Spieltag beim 2:1 in Aschaffenburg geglückt ist, gleicht einem Traum, weitere Zielvorgaben macht sich der blitzgefährliche Angreifer, der häufig schon mit dem ersten oder zweiten Kontakt den Abschluss sucht, aber nicht. Stattdessen will Bornschein, der in Fürth erstmals in einem Nachwuchsleistungszentrum trainiert, "weiter viel aufsaugen und umsetzen", damit der Traum vom Profifußball weiterlebt. Denn Torjäger, Knipser, echte Neuner eben sind auch in den oberen Ligen des deutschen Fußballs eine rare und deshalb gesuchte Spezies.

Martin Bauer

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