Bundesliga (D)

Altersgrenze von Schiedsrichtern: Gräfe macht mobil

Top-Referee regt Aufhebung der Marke von 47 Jahren an

Altersgrenze von Schiedsrichtern: Gräfe macht mobil

Immer noch mit Spaß bei der Sache: Manuel Gräfe.

Immer noch mit Spaß bei der Sache: Manuel Gräfe. picture alliance

Vorige Woche ging Manuel Gräfe verbal in die Offensive. Im Gespräch mit 'Sportschau.de' regte der Spitzenschiedsrichter eine Aufhebung der seit Jahren in der Bundesliga geltenden Altersgrenze an, deren Rechtssicherheit mit Blick auf Altersdiskriminierung ohnehin fragwürdig scheint. Bisher klagte jedoch niemand gegen die Marke von 47 Jahren - nach der die aktive Karriere von Gräfe und seiner ebenfalls 1973 geborenen Kollegen Markus Schmidt und Guido Winkmann im Sommer endet.

Gräfe möchte das nicht hinnehmen und sagt selbstbewusst: "Ich höre oft, dass es nicht sein könne, dass ich nun nur aufgrund einer vor Jahrzehnten vom DFB festgelegten Altersgrenze aufhören soll. Offenbar schätzt man meine Leistungen sowie die Art und Weise meiner Spielleitungen, wie es zuletzt auf der Managertagung thematisiert wurde, sodass etliche es offensichtlich begrüßen würden, wenn ich weiterhin und sogar noch häufiger als Schiedsrichter zum Einsatz käme."

Schiedsrichtersteckbrief
Gräfe

Gräfe Manuel

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Schmidt

Schmidt Markus

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Winkmann

Winkmann Guido

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Kuipers

Kuipers Björn

Gräfe verweist auf die Premier League

Gräfe findet, dass die körperliche Leistungsfähigkeit der Referees durch professionellere Begleitung, etwa durch Physiotherapeuten, im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten gestiegen sei. So habe er dem hohen Tempo bei den Topspielen Dortmund gegen Bayern und Dortmund gegen Frankfurt "problemlos folgen" können. "Es geht meines Erachtens darum, dass die aktuell Besten auf dem Platz stehen", betont Gräfe und verweist auf die Premier League, wo Mike Dean (52) und Martin Atkinson (50) Spitzenkräfte sind. Das Bestehen des fordernden Fitnesstests bliebe natürlich Voraussetzung.

UEFA macht Ausnahmen: Kuipers noch im Einsatz

Und was meint Lutz Michael Fröhlich dazu? "Wir orientieren uns hier am Standard der internationalen Dachverbände, mit der Modifikation, das wir nicht 45 Jahre, sondern 47 Jahre als Altersgrenze haben", sagte der Schiri-Boss Anfang März dem kicker. Aber auch die UEFA weichte die 45er-Grenze zuletzt auf, so pfiff der Niederländer Björn Kuipers (48) vergangene Woche Liverpool gegen Madrid (0:0) in der Königsklasse und ist auch für die EM eingeplant. Dennoch betonte Fröhlich vor sechs Wochen: "Die Altersgrenze wird von den Aktiven nach wie vor gut akzeptiert und durch den neuen Job VAR und die Rollen als Beobachter und Coach haben wir gute Möglichkeiten, die Erfahrung der Schiedsrichter nach dem 47. Lebensjahr zu nutzen." Aber: "Wir sind in der Altersgrenze nicht starr, sondern prinzipiell offen" - klingt nach einem Hintertürchen …

Öffnet sich für Gräfe wieder der Weg in den Kölner Keller

Dieses wollen Gräfe, Schmidt und Winkmann in einem nach kicker-Informationen für diesen Montag geplanten Gespräch mit Fröhlich nutzen, auch um wegen der Corona-Krise nicht ohne Zuschauer abtreten zu müssen. Gibt der DFB nach? Zudem könnte sich für Gräfe die Tür in den Kölner Keller öffnen, wo er als VAR schon länger nicht mehr eingesetzt wird.

Carsten Schröter-Lorenz