Wer es sich erlauben kann, nach einer missglückten Auftaktpartie Sergio Aguero und Angel di Maria im nächsten Spiel auf die Bank zu setzen, dem muss es eigentlich ganz gut gehen. Wer nach 45 Minuten in jenem zweiten Spiel feststellt, dass das vielleicht doch nicht die richtige Maßnahme war, hat wohl erkannt, dass er unter enormem Druck steht.
Vor 35.265 Zuschauer (von möglichen 62.000) im Estadio Mineirao in Belo Horizonte schickte Albiceleste-Coach Lionel Scaloni gegen Paraguay stattdessen Inter-Angreifer Lautaro Martinez und Udines Rodrigo de Paul ins Rennen. Es zeigte Wirkung: Im Vergleich zum 0:2 gegen Kolumbien kam Argentinien in Abschnitt eins zu einem Torschuss mehr. Es war aber auch der einzige.
Auf der Gegenseite ließ sich Außenseiter Paraguay, der in seinem Auftaktmatch ein 2:0 gegen Katar aus der Hand gegeben hatte, nicht beirren und schlug nach 37 Minuten eiskalt zu: Miguel Almiron hatte sich auf dem linken Flügel behauptet und den Ball von der Grundlinie aus in den Rücken der Abwehr gelegt, wo Richard Sanchez aus vollem Lauf zum 1:0 traf.
Diesmal wirkt Scalonis Maßnahme tatsächlich - dann hat Argentinien Glück
Scaloni korrigierte sich nach der Halbzeit und brachte Aguero für den unauffälligen Watford-Legionär Roberto Pereyra. Eine Maßnahme mit Erfolg, diesmal wirklich: Der Joker sorgte mit seiner Vorarbeit auf Martinez dafür, dass Schiedsrichter Wilton Pereira Sampaio nach VAR-Eingriff wegen Handspiels von Ivan Piris auf Elfmeter entschied. Messi übernahm und glich mit viel Wucht aus (57.).
Kurz darauf ließ sich Nicolas Otamendi im eigenen Strafraum zu einem unnötigen Foul an Derlis Gonzalez hinreißen. Zum Glück für den ManCity-Verteidiger (und ganz Argentinien) scheiterte der Gefoulte an Schlussmann Franco Armani (63.).
Messi: "Jetzt spielen wir um unser Leben"
Dadurch blieb es beim aus Argentinien-Sicht fast schon glücklichen 1:1, trotzdem hat der 14-malige Copa-Sieger in einer engen Gruppe B noch die Chance aufs Viertelfinale. Kolumbien (1:0 gegen Katar) ist mit sechs Punkten schon weiter, dahinter kämpfen Paraguay (zwei Punkte), Katar und Argentinien (je ein Zähler) am letzten Spieltag um das letzte Ticket.
"Es wäre verrückt, wenn wir in der Vorrunde scheitern", erklärte Messi nach Schlusspfiff und gab zu, "ein bisschen frustriert" über das Remis zu sein. "Wir wussten, dass es schwierig wird. Jetzt spielen wir (gegen Katar) um unser Leben, aber ich habe keine Zweifel, dass wir es schaffen." Für den fünfmaligen Weltfußballer könnte es in Brasilien der letzte Anlauf sein für seinen ersten Titel mit der Nationalmannschaft.