Seit dem 0:5 bei Manchester City am 3. Spieltag hat sich viel getan beim FC Arsenal. Wie viel, das zeigten die Gunners am Neujahrstag gegen den Meister und Spitzenreiter auch ohne ihren Cheftrainer Mikel Arteta (COVID-19) lange auf beeindruckende Art und Weise - und doch feierte am Ende ManCity den elften Ligasieg hintereinander.
Wahrscheinlich waren noch nicht alle Zuschauer richtig wach, als um kurz nach 12.30 Uhr Ortszeit das Premier-League-Jahr 2022 angepfiffen wurde. Die Arsenal-Profis aber waren es definitiv: Im ersten Durchgang zeigten sie gegen ManCity einen disziplinierten und beherzten Auftritt mit starken Zweikämpfen im Mittelfeld, schnellen Umschaltaktionen und frechen Abschlüssen.
Joao Cancelo beginnt nach Raubüberfall - und hat Probleme mit Martinelli
Gabriel Jesus (5.) und Ruben Dias (14.), die jeweils knapp vorbeiköpften, gehörten zwar die ersten nennenswerten Gelegenheiten, nach und nach aber begannen die Gunners das Spitzenspiel - ganz unabhäng vom Ballbesitz (33:67 in der ersten Hälfte) - zu dominieren. Als Saka gegen die passive ManCity-Defensive nach Vorarbeit von Tierney unten rechts traf (31.), kam das jedenfalls nicht überraschend.
Während Thomas im Mittelfeldzentrum bärenstark aufräumte, bereitete vor allem der agile Gabriel Martinelli der Guardiola-Elf Probleme - insbesondere Gegenspieler Joao Cancelo, der vor zwei Tagen noch bei einem Raubüberfall auf sein Haus im Gesicht verletzt worden war. Arsenals Flügelstürmer scheiterte an Ederson (16.), schlenzte drüber (39.) und schoss vorbei (43.).
Strittiger Elfmeter, haarsträubender Fehlschuss, unnötiger Platzverweis
Eine strittige Szene aber brachte den Meister nach dem Seitenwechsel zurück ins Spiel. Bernardo Silva umkurvte im Strafraum Xhaka und nutzte den Kontakt mit dessen Bein und dessen leichten Trikotzupfer, um theatralisch zu fallen. Schiedsrichter Stuart Attwell zeigte nach VAR-Eingriff zum Entsetzen von Xhaka & Co. auf den Punkt, und Mahrez verlud Ramsdale cool zum 1:1 (57.).
Es war der Auftakt wilder Minuten: Erst verhinderte Aké auf der Linie ein Eigentor von Laporte, der seinen herausgeeilten Torwart Ederson versehentlich überköpft hatte, woraufhin Gabriel Martinelli den Nachschuss an die Latten-Oberkante statt ins verwaiste Tor drosch (58.). Dann sah Arsenal-Innenverteidiger Gabriel Gelb-Rot, weil er Gabriel Jesus im Mittelfeld unfair aufhielt (59.) - und vor Mahrez' Ausgleich den Elfmeterpunkt bearbeitet hatte.
Und plötzlich schlägt Rodrigo zu
Plötzlich war ManCity nicht nur wieder im Spiel, sondern auch in Überzahl. Mit Gündogan für Gabriel Jesus - während Arteta-Vertreter Albert Stuivenberg Ödegaard "opferte" - versuchte der Spitzenreiter, sein übliches passbestimmtes Offensivspiel aufzuziehen. Doch Arsenals Defensive ließ bis in die Nachspielzeit nicht einmal eine Großchance zu.
Dann flankte De Bruyne noch mal aus dem rechten Halbfeld, Laporte stocherte den Ball irgendwie zu Rodrigo, und der schoss aus kurzer Entfernung doch noch zum 2:1 für City ein (90.+3). Der Defensivmann riss sich das Trikot vom Leib im Wissen um ein Siegtor, das in ein paar Monaten rückblickend vielleicht das entscheidende auf dem Weg zur Titelverteidigung gewesen sein wird.
Während ManCitys Lauf unerbittlich weitergeht, verlor Arsenal nach zuvor fünf Pflichtspielsiegen (bei 19:2 Toren) und sieben Heimsiegen am Stück wieder und spürt die Verfolger im Nacken. Das neue Jahr beginnt für die Gunners mit viel Frust - nach einer eigentlich mutmachenden Leistung.
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