Bundesliga (D)

Eren Dinki: Werder Bremens Naturtalent auf den Spuren Julian Brandts

Joker-Tipp kam von Tim Borowski

Auf Brandts Spuren: Naturtalent Dinkci untermauert Kohfeldts Prognose

Fröhliche Bremer Gesichter: Siegtorschütze Eren Dinkci und Trainer Florian Kohfeldt.

Fröhliche Bremer Gesichter: Siegtorschütze Eren Dinkci und Trainer Florian Kohfeldt. imago images

Dass im unfreiwilligen Umbruch, den die wirtschaftliche Not diktiert hat, auch eine Chance steckt, wirkte bei Werder im bisherigen Saisonverlauf eher wie eine Phrase. Beim 1:0-Sieg in Mainz wurde das Credo der Verantwortlichen aber so richtig mit Leben gefüllt. In Person von Debütant Eren Dinkci avancierte ein 19-jähriger Nobody, der eigentlich gar nicht für den Kader vorgesehen war, zum Matchwinner.

Zugleich durfte Tahith Chong seine erste Torbeteiligung in der Bundesliga feiern - mit einer perfekt getimten Flanke, die dem niederländischen U-21-Nationalspieler nach den bisherigen Eindrücken kaum zuzutrauen war.

Zum ersten Mal liefern die "Potenzialspieler" ganz entscheidend

Zum ersten Mal kam damit aus den Reihen der diversen Bremer Offensiv-Talente, zu denen auch Romano Schmid und Nick Woltemade zählen, ein spielentscheidender Beitrag. "Potenzialspieler" nennt Trainer Florian Kohfeldt diese Akteure und formuliert seinen Auftrag treffend so: "Es geht darum, diese Jungs im laufenden Betrieb zu Bundesligaspielern zu entwickeln."

Was ebenso für Außenverteidiger Felix Agu und den schon am stärksten etablierten Mittelfeldkämpfer Jean-Manuel Mbom gilt. Dass Dinkci und Chong nun in Co-Produktion das Schlüsselspiel in Mainz entschieden, ist so gesehen ein Meilenstein auf dem angestrebten Bremer Weg in dieser Saison. Weil bis auf weiteres eine existenzielle sportliche Drucksituation vermieden wurde, die eine Entwicklung Einzelner mutmaßlich eher behindert als befördert hätte. Und weil Kohfeldts Prognose untermauert wird, dass "die Qualität auf Dauer ausreichen wird, um sicher unsere Ziele zu erreichen". Sprich: Den Klassenerhalt.

Eren Dinkci: Auf den Spuren von Julian Brandt

Dinkci hat sich dank seines Coups zumindest als weitere Größe im Kampf um die Kaderplätze aufgedrängt. Am Wochenende war er nur ins Aufgebot gerutscht, weil Leo Bittencourt nach dem Abschlusstraining mit einer Sprunggelenksblessur passen musste. Seine siegbringende Einwechslung verdankte der Teenager dann vor allem Co-Trainer Tim Borowski. "Er hat mich schon den ganzen Tag über malträtiert mit seinen Hinweisen, dass er bei Eren ein gutes Gefühl hat", berichtete Kohfeldt freimütig, "da habe ich dann mal auf einen Nationalspieler gehört."

Auch wenn Dinkci im Training gefiel, hatte der Chefcoach dessen Zukunft unlängst bis auf Weiteres noch in der U 23 verortet. Doch ist selbstverständlich auch Kohfeldt nicht entgangen: "Eren hat Eigenschaften, die schwer zu erlernen sind: Geschwindigkeit, Tiefe, den Riecher."

Vor allem in puncto Toreschießen ist der körperlich spindeldürr wirkende Angreifer offenbar ein Naturtalent: In der U-19-Bundesliga traf er vergangene Saison 22 Mal in 20 Einsätzen, in der Regionalliga Nord knüpfte er mit sieben Toren in acht Partien an diese Bilanz an. Dass sein erster Bundesliga-Versuch ebenfalls direkt im Kasten landete, dank eines schulmäßigen Kopfballs, scheint da ganz gewiss kein Zufall. Sondern ein Zeichen von Klasse, die sich übrigens maßgeblich abseits eines Nachwuchsleistungszentrums entwickelt hat. Erst vor zwei Jahren wechselte Dinkci zu Werder. Vom Stadtteilklub SC Borgfeld, aus dem mit Julian Brandt sogar schon ein aktueller deutscher Nationalspieler hervorging.

Thiemo Müller

Bilder zur Partie 1. FSV Mainz 05 - Werder Bremen