Bundesliga

Austrias prickelnder Fitz

Zwei Geniestreiche zum ersten Saisonsieg

Austrias prickelnder Fitz

Manfred Schmid war mit seinem Schützling sehr zufrieden.

Manfred Schmid war mit seinem Schützling sehr zufrieden. GEPA pictures

Manfred Schmid war "richtig erleichtert über die drei Punkte" gegen die WSG Tirol, die die Wiener Violetten zwar nicht vom letzten Platz wegbrachten, sie aber immerhin in den positiven Punktebereich hievte. "Es war ein Sieg der Moral", sah der Austria-Trainer nach der unnötigen 2:3-Niederlage in Altach in der Vorwoche diesmal eine "Top-Einstellung und eine tolle Zweikampf- und Laufbereitschaft." Trotzdem musste er zugeben: "Wir haben nicht unglücklich gewonnen."

Bundesliga - 4. Spieltag

Das war vor allem dem Ausschluss von Lucas Galvão geschuldet, der den Tiroler Prelec in der 30. Minute als letzter Mann nur noch mit einem Foul stoppen konnte. "Die Rote Karte kann man geben. Ich habe in der Sekunde den Wechsel vorbereitet", hatte Manfred Schmid nicht wie Schiedsrichter Alan Kijas vier Minuten gebraucht, um zu sehen, was Sache ist.

Zwei Geniestreiche

Immerhin verfügte die Austria zu diesem Zeitpunkt bereits über einen 1:0-Polster durch ein Tor von Haris Tabakovic, der schon nach 20 Minuten eine perfekte Hereingabe von Dominik Fitz verwertet hatte. Es war Geniestreich Nummer eins der auffälligen Nummer 36, ein zweiter nach der Pause reichte, um das Spiel gege die tapferen Tiroler für die Hausherren zu entscheiden. Eben erst hatte Nik Prelec nach unfreiwilliger Mühl-Auflage die hundertprozentige Ausgleichschance vergeben, als der diesmal defensiver eingestellte Matthias Braunöder im Gegenzug einen Pass aus dem Fußgelenk schüttelte, den wieder Fitz, das Tiroler Innenverteidigerpaar düpierend, erlief.

Vor Torhüter Oswald demonstrierte der 23-Jährige noch einmal seine technischen Fähigkeiten, indem er sich den Ball mit einem gekonnten Haken auf den rechten Fuß spielte und ihn schließlich zum 2:0 ins Netz hob. "Ein bisschen Glück war auch dabei", gestand der Wiener, der erst zum zweiten Mal in diesem Kalenderjahr in Schmids Startaufstellung stand, nach dem 2:1-Sieg.

Das sind die Bundesliga-Neuzugänge für die Saison 2022/23

"Im Vorjahr war das Verhältnis zum Trainer nicht so prickelnd", gab er im Sky-Interview zu. Zuletzt aber hat er den Trainer nicht nur nach seinen Einwechslungen überzeugt, sondern auch im Training. "Ich habe meinen ganzen Lebensstil geändert", räumte Fitz, der den violetten Dress trägt, seit er sieben war, selbst ein, dass er einen Hang zum "Bruder Leichtfuß" hatte. Manfred Schmid ist der Wandel seine ehemaligen Sorgenkindes natürlich nicht verborgen geblieben. "Das Verhältnis hat sich gewandelt, weil er eingesehen hat, dass es Sinn macht, auf den Trainer zu hören", beschreibt Schmid die Entwicklung.

Dominiks Wandel

"Ich freu’ mich für ihn. Ich weiß, er war nicht immer glücklich mit mir. Aber er musste kapieren, dass es nicht reicht, nur gut Fußball spielen zu können. Er muss auch für die Mannschaft da sein." Und das ist er jetzt. "Seine Gesten, seine negative Körpersprache, das Stehenbleiben nach Ballverlust, für das er früher bekannt war, gibt es nicht mehr. Er hat sich komplett gedreht." Durch die professionelle Trainingseinstellung sei er heute auch in einem körperlichen Zustand, den er braucht, um in der Bundesliga zu funktionieren. "Vor einem Jahr wäre er gar nicht in die Situationen gekommen, in die er heute kommt", weiß der Trainer. "Und hat noch viel Potenzial nach oben."

Vor allem das Zusammenspiel mit Matthias Braunöder, Austrias Aufsteiger des Vorjahres, der nach seinem Eigentor in Altach gegen die WSG Tirol etwas Anlaufzeit brauchte, um wieder an seine Normalform anzuschließen, lässt für den Rest der Saison noch einiges erwarten. Dazu kommt mit dem 19-jährigen Florian Wustinger, der erstmals von Beginn an ran durfte, ein weiteres violettes Versprechen.

"Er überzeugt mich schon seit längerem", hatte Manfred Schmid viel Lob für ihn übrig, obwohl noch nicht alles nach Wunsch klappte. "Er gibt immer hundert Prozent und lässt sein Herz auf dem Platz." Alles in allem habe die Austria "schon einen wesentlich besseren Fußball gespielt als vor einer Woche", lässt sich Manfred Schmid ohnehin keinen Fehlstart einreden. "Für die drei Minuspunkte können Spieler und Trainer nichts. Wir haben immer noch die Möglichkeit, einen guten Start hinzulegen."

Horst Hötsch