Bundesliga

Bajic: "Muss sich nicht schämen, wenn man da runter geht"

SV-Ried Scorer im Interview

Bajic: "Muss sich nicht schämen, wenn man da runter geht"

Ante Bajic ist aktuell noch zum Zusehen gezwungen

Ante Bajic ist aktuell noch zum Zusehen gezwungen GEPA Pictures

Mit sieben Punkten aus den ersten vier Bundesligarunden stand die SV Ried unerwartet auf dem dritten Tabellenplatz, sammelte seitdem in sechs weiteren Spielen exakt so viele Zähler und befindet sich weiterhin im oberen Feld der Tabelle. Einer, der für den guten Start der Innviertler mitverantwortlich war, ist Ante Bajic, der in den ersten vier Saisonpartien zwei Tore erzielen konnte und zudem einen weiteren Treffer vorbereitete, ehe ein Muskelfaserriss im Oberschenkel vorerst einen Stopp seines Erfolgslauf bedeutete. Mit dem kicker spricht der 25-jährige Offensivspieler über seine Verletzung, auf welchem Weg er die SV Ried sieht und warum die Regionalliga für ihn eine gewisse Attraktivität versprüht.

10. Spieltag

Herr Bajic, Ende August haben Sie sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Wie ist der aktuelle Status Ihrer Verletzung? Wann kann man Sie wieder am Platz sehen?

Wie und wann genau die Rückkehr erfolgt ist bei einer Muskelverletzung immer ein bisschen schwer zu sagen. Man rechnet allgemein mit insgesamt vier bis fünf Wochen Pause. Schlussendlich weiß man es dann, wenn man wieder am Platz steht. Allgemein geht es mir ziemlich gut, es fühlt sich gut an, aber ich will nichts überstürzen.

Mit drei Scorerpunkten in den ersten vier Spielen erwischten Sie einen hervorragenden Start. Wie bitter war dann der Zeitpunkt der Verletzung?

Das war natürlich sehr bitter. Vor allem wenn man so einen guten Start erwischt, tut das umso mehr weh. Ich lass’ mich davon aber nicht runterziehen oder mache mir irgendwelche Gedanken. Ich schau’ jetzt einfach, dass ich fit werde und dass ich dann, wenn ich wieder spielen kann, da weitermache, wo ich aufgehört habe.

Ihre Mannschaft liefert bisher eine ordentliche Saison ab. Steht mit dreizehn Punkten aus zehn Spielen auf dem vierten Tabellenplatz. Woran ist dieser positive Start auszumachen?

Ich glaube, es funktioniert in dieser Saison einfach. Wir haben gesagt, dass wir hinten gut stehen wollen und vorne die Tore machen. Das gelingt uns in dieser Spielzeit ganz gut. Wir sagen trotzdem, dass wir am Boden bleiben müssen und dass wir uns nicht zu hohe Ziele setzen, nur weil wir jetzt auf dem vierten Platz stehen. Am gescheitesten ist es, das Ziel vor Saisonbeginn, den Klassenerhalt, weiter im Fokus zu behalten und natürlich zu versuchen, so weit wie möglich oben zu bleiben. Im besten Fall winken am Ende natürlich die oberen Play-offs, wenn wir die Chance haben und weiter so spielen, könnte das machbar sein. Wir wissen aber schon, dass wir step by step, von Spiel zu Spiel schauen müssen und so viele Punkte wie möglich machen.

Läuft man so nicht Gefahr, dass man sich zu sehr in Sicherheit wiegt? Kann die Mannschaft die Situation realistisch einschätzen?

Auf jeden Fall. Das beste Beispiel aus dem letzten Jahr war St. Pölten. Die waren nach den ersten Runden auch unter den besten vier und haben dann am Schluss gegen den Abstieg gekämpft und sind schließlich abgestiegen. Im Fußball geht es eben schnell, deswegen müssen wir konzentriert und am Boden bleiben. In einem Moment bist du oben, dann verlierst du ein, zwei Partien, es läuft mal nicht rund und schon bist du schneller unten als du schauen kannst. Wir dürfen jetzt nicht auf die Idee kommen, zu feiern zu beginnen, nur weil wir auf dem vierten Platz stehen. Das heißt jetzt noch gar nichts.

Seit Andreas Heraf das Ruder übernommen hat, läuft es auch für euch wesentlich positiver. Was zeichnet ihn aus? Wie hat er es geschafft, die Mannschaft zu stabilisieren?

Er gibt uns einfach die Ruhe. Er sagt nicht: Ok, wir sind jetzt da wo wir sind und müssen noch mehr, sondern er bleibt bodenständig, warnt uns vor jedem Gegner und gibt uns die Sicherheit, sodass wir als Team ruhig bleiben können. Wir sollen einfach den Fußball spielen, den wir kennen, daran arbeitet er konzentriert mit uns und strahlt dabei eine natürliche Ruhe aus. Das tut uns Spielern gut und deshalb läuft es für uns.

Wieso lief es speziell für Sie so gut seit Andreas Heraf der neue Cheftrainer ist? Unter ihm haben Sie bis zu Ihrer Verletzung stets zu den auffälligsten und besten Spielern am Feld gezählt.

Im Endeffekt hat er zu mir gesagt: Ante, spiel’ dein Spiel, tu das was du am besten kannst und denk einfach nicht so viel über alles nach. Dadurch habe ich viel befreiter aufspielen können. Er gibt mir positive Energie, Wertschätzung und das Gefühl, dass er Vertrauen in mich hat. So kann ich mein Spiel machen und das ist der Grund, warum ich bisher so befreit agieren kann.

Die kicker-Elf des 10. Spieltags

Sie sind seit knapp drei Jahren beim Verein, haben in dieser Zeit mit dem Aufstieg in die Bundesliga und dem Kampf gegen den Abstieg in der abgelaufenen Saison bereits Höhen und Tiefen erlebt. Wie würden Sie die allgemeine Entwicklung des Vereins bewerten?

Es geht auf jeden Fall in eine positive Richtung. Mit Thomas Reifeltshammer haben wir jetzt einen Sektionsleiter bekommen, der den Verein vom Fußballerischen, aber auch vom Umfeld am allerbesten kennt. Deswegen ist die SV Ried auf einem richtig guten Weg, dass man für längere Zeit oben bleibt. Das sollte auch das Ziel sein. Denn aufgrund der ganzen Infrastruktur und den Fans gehört Ried meiner Meinung nach in die erste Liga.

Sie haben in Ihrer Jugend für Wacker Burghausen in Deutschland gespielt. Dennoch haben Sie sich danach für einen Wechsel zu Union Gurten entschieden, die damals in der vierten Liga Österreichs gespielt haben. Von außen wirkt das wie ein Rückschritt, was hat Sie damals dazu bewegt?

Ich hatte damals am Ende in Burghausen den Spaß verloren und mir war auch die ganze Fahrerei von Österreich nach Deutschland zu viel. Ich wollte einfach wieder Spaß am Fußball haben und wollte wieder zurück nach Österreich und da vor allem in den Erwachsenenfußball. Davor war es ja immer Jugendfußball und ich wollte wissen, ob ich soweit bin, um mich da durchsetzen zu können. Da bin ich nach Gurten gewechselt, was für mich rückblickend eine der besten Entscheidungen war, weil ich dort erfahren habe, was richtiger Erwachsenenfußball ist. Natürlich war ich immer offen dafür, mir Angebote aus dem Profifußball anzuhören, aber wenn nichts gekommen wäre, wäre mir das auch egal gewesen, weil es mir damals gut gegangen ist und ich neben dem Fußball einen guten Job hatte. Dann kam das Angebot aus Ried und im Endeffekt bin ich sehr froh darüber, den Wechsel gemacht zu haben.

Würden Sie jungen Spielern den Schritt in die Regionalliga empfehlen?

Durchaus. Für Jugendspieler ist es wichtig zu erfahren, was Erwachsenenfußball wirklich bedeutet. Natürlich kann man sagen, dass das vielleicht ein Rückschritt ist, aber für mich war das damals keiner. Ich finde, die Regionalliga ist für junge Spieler eine sehr interessante und sportlich-attraktive Möglichkeit. Man sieht das ja auch in den Cupspielen. Da triffst du auf Vereine, wo du nie wirklich weißt, was die alle zu leisten im Stande sind. Ich glaube für jeden Jugendspieler ist das eine gute Idee. Man muss sich als junger Fußballer auch nicht schämen, wenn man da runter geht. Das ist ein guter Weg, um früh in den Erwachsenenfußball einzutauchen und somit gleich zu wissen, was da einen erwartet. Deswegen ist das kein Rückschritt, sondern man kann im Gegenteil auf dem aufbauen, wenn man in der Jugend mit 15 Jahren schon in einer Kampfmannschaft spielt. Man muss das Positive in dem Ganzen sehen.

In Ihrer ersten Saison nach dem Wechsel zu Ried konnten Sie mit 15 Scorerpunkten in 20 2. Ligaspielen überzeugen. Danach haben Sie die Folgesaison wegen zwei Schulterverletzungen fast gänzlich verpasst. Wie schwierig ist es mit solchen Rückschlägen immer wieder umgehen zu müssen?

Bei der ersten Schulterverletzung habe ich mir noch gedacht: Scheiß drauf, das passiert im Fußball, ist nicht so schlimm, das richten wir wieder her und ich komme stärker zurück. Bei der zweiten Verletzung war es mental dann aber viel Arbeit, dass ich da wieder zurückkomme. Da gab es durchaus Gedanken vom Aufhören, wo ich mich gefragt habe, ob das noch einen Sinn macht. Ich habe aber dann viel Unterstützung von meiner Familie, von der Mannschaft und von vielen Fans bekommen, die mir gut zugesprochen haben. Das waren die Dinge, die mich überzeugt haben, weiter zumachen und mich motivierten, noch stärker als zuvor zurückzukommen. Aber es war jedenfalls nicht ohne.

Sie haben Ende Juli Ihren Vertrag bei der SV Ried bis Sommer 2024 verlängert und sich damit gegen einen Abschied aus Oberösterreich entschieden. Was hat Sie zum Verbleib in Ried bewogen?

Ich bin ja von hier und der Hauptgrund war die Wertschätzung, die ich von Ried seit meinem Wechsel bekommen habe. Ich wollte etwas zurückgeben und weiter Teil dieser Entwicklung sein. Ich fühl’ mich hier wohl, bin hier Zuhause und das war für mich der Auslöser, dass ich einen längerfristigen Vertrag unterschreibe. Natürlich denkt man in meinem Alter über einen Wechsel ins Ausland nach, der Reiz, etwas Neues auszuprobieren, ist auch immer noch da. Mir war es wichtig, dass ich etwas Standhaftes habe, wo ich mich nur auf den Fußball und die Meisterschaft konzentrieren kann. Wenn etwas anderes kommen sollte, ist Interesse natürlich vorhanden, aber ich denke da auch in kleinen Schritten. Im Fußball kann doch alles passieren, es kommt wieder eine Verletzung, das kann man eh nicht wirklich planen und deshalb lasse ich da alles auf mich zukommen.

Maximilian Augustin

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