Regionalliga (D)

BAK-Trainer Meyer: "Kann ich das verantworten?"

Zwei Spieler kollabieren nach überstandener Corona-Infektion

BAK-Trainer Meyer: "Kann ich das verantworten?"

"Vielleicht stelle ich kommende Woche auch die A-Jugend auf." BAK-Trainer André Meyer.

"Vielleicht stelle ich kommende Woche auch die A-Jugend auf." BAK-Trainer André Meyer. imago images/Bild13

Dort ärgerte sich Trainer André Meyer nach Schlusspfiff nur kurz über das 0:2 des Berliner AK beim FC Carl Zeiss. Es war immerhin die dritte Liga-Pleite in Folge. Denn was sich nach Spielende auf dem Rasen und in der Kabine abspielen sollte, gehe dem 37-Jährigen auch mit etwas Abstand noch nahe. "Ich gab gerade noch den Schiedsrichtern die Hand, als ich bemerkte, dass sich auf dem Platz eine Menschentraube bildete." Sein Spieler Kwabe Schulz soll nach Spielende zunächst auf die Knie gefallen sein und habe dann komplett auf dem Rasen gelegen. Er habe Herz-Kreislauf-Probleme gehabt und sei vom Notarzt mit Sauerstoff versorgt worden.

Doch damit nicht genug. Meyer berichtet: "Ich war erst bei Kwabe Schulz, der vom Jenaer Mannschaftsarzt in deren Kabine versorgt wurde und wollte dann zu meinem Team rübergehen. Auf dem Gang kam mir schon mein Co-Trainer entgegen und sagte, dass auch Ugur Tezel kollabiert sei. Das spielte sich ab wie in einem Film." Laut dem, was Meyer von anderen Spielern zugetragen wurde, soll Tezel in sich zusammengesackt sein. Auch Tezel habe Sauerstoffversorgung vom Notarzt erhalten.

Spielersteckbrief Tezel
Tezel

Tezel Ugur

Spielersteckbrief Schulz
Schulz

Schulz Kwabe

Trainersteckbrief Meyer
Meyer

Meyer André

Berliner AK 07 - Die letzten Spiele
BFC Dynamo BFC Dynamo (A)
3
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1. FC Lok Leipzig Lok Leipzig (H)
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Sowohl Schulz als auch Tezel gehören zur Gruppe derer beim Berliner AK, die im November eine COVID-19-Infektion durchlebt hatten. Laut Benjamin Borth, dem Technischen Direkter des BAK, hätten die Notärzte einen unmittelbaren Zusammenhang zur Corona-Infektion der beiden Spieler im November bestätigt.

Das Spiel in Jena war unser viertes Spiel in elf Tagen. Irgendwann streikt der Körper.

André Meyer

Weil seinerzeit ein Großteil der Mannschaft in Quarantäne war, wurde das Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost gegen den BFC Dynamo abgesagt und auf neun Tage später neu angesetzt - der BAK verlor 1:3. "Das Spiel in Jena war unser viertes Spiel in elf Tagen. Irgendwann streikt der Körper", sagt Meyer, pausiert einen Moment und schiebt nach: "Man konnte den Eindruck gewinnen, dass der Verband so schnell wie möglich die 19 Spieltage durchziehen wollte." Zur Erklärung: Gemäß Paragraf 9 der Spielordnung des Nordostdeutschen Fußballverbands findet eine Wertung der Saison statt, wenn 75 Prozent der Mannschaften die Hälfte der 38 vorgesehenen Partien absolviert haben. Mittlerweile ist diese Voraussetzung erfüllt.

Die gute Nachricht ist, dass Schulz und Tezel wieder wohlauf sein sollen, zumindest körperlich. Einer der beiden habe nach dem Zwischenfall extrem emotional reagiert, der andere sei in sich gekehrt gewesen. Und auch Meyer habe weiterhin daran zu knabbern: "Die eigenen Jungs da liegen zu sehen, die Bilder bekommt man nicht aus dem Kopf." Auch die Mannschaftskollegen seien schwer getroffen. "Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, merkte ich, wie jedem Einzelnen klar wurde, dass es auch ihn hätte treffen können."

Der Coach fragt sich in diesem Zusammenhang, wen er in den verbleibenden beiden Spielen bis zur Winterpause einsetzen soll: "Kann ich das verantworten? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Am besten wäre es, wir machen jetzt einen Break. Vielleicht stelle ich kommende Woche auch die A-Jugend auf."

Der Drei-Schritte-Plan

Klubpräsident Ebubekir Han hat einen klaren Plan und spricht von "drei Schritten". Zunächst sollen alle Spieler kardiologisch untersucht werden. Dann sollen Gespräche mit dem Verband folgen, um dort Bedenken anzumelden. "Mehr können wir nicht machen. Aber klar ist, dass von uns eine Welle kommen wird", kündigt Han die Vehemenz des Vorbringens an. Schließlich werde mit jedem Spieler das Gespräch gesucht. Han versichert: "Nur wer sagt, dass er bereit ist, wird spielen."

Meyer hadert mit der engen Spielplan-Taktung

Dass der Berliner AK mit nun drei Niederlagen in Folge seine gute Ausgangslage um den Aufstieg binnen Tagen verspielt hat, will Meyer nicht in Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch bringen, zumindest nicht ausschließlich. "Wir hätten alle drei Spiele auch trotz der Umstände für uns entscheiden können." Allerdings ist ihm die enge Taktung des Spielplans ein Dorn im Auge. Dahingehend richtet er deutliche Kritik an den Verband: "Wir spielen nun die dritte Saison unter Corona-Bedingungen. Vor der Saison gab es so viele Ideen zur Gestaltung des Spielplans, um die Belastung in Grenzen zu halten. Geändert hat sich aber nichts."

Christoph Heuser