Bundesliga

Barisic verspricht: "Das wird noch eine super Mannschaft"

Rapids Energie-Wende

Barisic verspricht: "Das wird noch eine super Mannschaft"

Rapid durfte gegen Sturm im fünften Saisonduell den ersten Sieg bejubeln.

Rapid durfte gegen Sturm im fünften Saisonduell den ersten Sieg bejubeln. GEPA pictures

Wo die Energie auf einmal hergekommen ist, konnte selbst Zoran Barisic nicht sagen. 39 Minuten lang war Rapid gegen Sturm Graz nicht vorhanden. Der unvermeidliche Manprit Sarkaria, der die Hütteldorfer schon im Cupfinale zerstört hat, hatte schon nach zehn Minuten für die Grazer Führung gesorgt. Nach dem 2:0 durch Otar Kiteishvili zeichnete sich eine deftige Heimpleite ab. Was der Rapid-Trainer zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Durch die Klagenfurter Führung in Salzburg waren die Grün-Weißen auf Platz sechs in der Tabelle zurückgefallen. Ein Jahr ohne Europacup war auf einmal ganz nah. "Wir wollen Rapid sehen", klang es von der "West-Tribüne". Ein untrügliches Zeichen dafür, dass Ungemach droht.

Meistergruppe - 31. Spieltag

Aber auf einmal war sie da, die Energie. Der junge Moritz Oswald gewann einen - wie sich herausstellen sollte - wichtigen Zweikampf im Mittelfeld, Schick spannte mit dem losen Ball Marco Grüll ein, der bis dahin kaum einen Ball an einen Mitspieler gebracht hatte. Diesmal aber fand er seinen Kapitän Guido Burgstaller im Strafraum. Der zeigte einmal mehr seinen unbändigen Willen, legte sich den Ball am Gegenspieler vorbei und schoss ihn aus der Drehung zum 1:2 in die Maschen. Okay, zumindest das obligate Burgstaller-Tor war geschafft. Neun Minuten später, in der vierten Minute der Nachspielzeit, war Rapid wieder im Spiel. "172 Ecken - 2 Tore. Schlechte Standards sind seit Jahren Standard. Hicke jun. raus!", hatte ein Teil der Rapid-Fans ihre zu Transparent gebrachte Forderung aus der Vorwoche mit Zahlen untermauert und eben erst erneut zur Schau gestellt, als der vielgescholtene Roman Kerschbaum nach einer Ecke von Marco Grüll per Kopf das 2:2 erzielte. In den folgenden Jubel wurde deshalb auch der langjährige Co-Trainer einbezogen.

Rapid-Geist

In der zweiten Hälfte fand Rapid über den Kampf sogar zu ansehnlichem Spiel. Plötzlich war er an diesem Pfingstsonntag wieder zu spüren, der Rapid-Geist vergangener Jahrzehnte, der sich in den letzten Jahren nur noch selten ins Allianz Stadion verirrte. "Das hatte schon auch mit unserem Verhalten zu tun", ärgerte sich Sturm-Trainer Christian Ilzer, dass seine Mannschaft einen 2:0-Vorsprung aus der Hand gegeben hat. Und am Ende noch "nicht unverdient" verloren hat. In der 66. Minute hob Nicolas Kühn einen abgefangenen Einwurf der Grazer nämlich zu Burgstaller, der spielte die Kugel aus der Drehung direkt weiter in den Lauf von Grüll, der Okonkwo im Tor der Grazer mit seinem gezielten Schuss ins Eck keine Chancen ließ. 3:2! Rapid hatte das Spiel gedreht - und feierte am Ende nicht nur den ersten Sieg gegen die zehn Duelle lang übermächtigen Grazer, sie schoben sich damit auch auf den vierten Platz, zu dessen Absicherung in der letzten Runde in Klagenfurt schon ein Punkt reichen würde.

Die kicker-Elf des 31. Spieltags

Auch wenn Zoran Barisic nicht mit allem, was er in den diesen 90 Minuten gesehen hatte, zufrieden war, nach dem "hoffentlich letzten Heimspiel einer schwierigen Saison", konnte er versöhnlich sagen: "Das sind super Jungs, das kann noch eine super Mannschaft werden."

Super-Mannschaft

- Die Arbeitsbiene im Mittelfeld scheint mit Moritz Oswald jedenfalls gefunden. Der 21-Jährige, über den der Trainer schon nach der Winter-Vorbereitung gemeint hat, "er kann laufen wie ein Hund, ist schnell wie ein Pferd und kann auch noch Fußball spielen", dürfte jetzt so weit sein, eine tragende Rolle im Rapid-Spiel einzunehmen. Wie er gegen Sturm Löcher gestopft, Zweikämpfe gewonnen, sich angeboten und Bälle verarbeitet hat, wird er in Zukunft aus dem defensiven Mittelfeld nicht mehr wegzudenken sein.

- Guido Burgstaller trifft mit seinen 34 Jahren wie noch nie in seiner Karriere. Mit 21 Toren steht er kurz vor der Krönung zum Torschützenkönig. In den letzten acht Bundesliga-Spielen hat "Burgi" immer getroffen, hat nicht einmal ein Hans Krankl geschafft. Auch die zehn Heimspiele, in denen der ehemalige Deutschland-Legionär jedes Mal traf, sind ein Novum für einen Rapid-Stürmer. In der Bundesliga sind ihm nur noch der ehemalige Innsbrucker Vaclav Danek (er traf sogar in 15 Heimspielen in Serie) und der Ex-Salzburger Jonatan Soriano (13) voraus. Außerdem ist Burgstaller seit Sonntag der 100. Spieler der Bundesliga-Geschichte, der die 50-Tore-Marke erreichte. 45 Treffer davon gingen auf sein Rapid-Konto, in der ewigen Bundesliga-Schützenliste der Hütteldorfer reicht das immerhin bereits für Platz neun.

- Mit einem Tor und zwei Assists hat Marco Grüll seine Scorer-Ausbeute auf sechs Treffer und sieben Assists erhöht. 40 Minuten unterirdisch, war der 24-Jährige in der zweiten Hälfte wieder der Grüll, den Rapid-Fans in seiner ersten Saison zum "Rapidler der Saison" gewählt haben - giftig, antrittsschnell, mit Zug zum Tor. Hinter seiner Zukunft steht jedoch ein Fragezeichen. Noch im April verhinderte nur eine zu hohe Ablöseforderung Rapids seinen Abflug nach Los Angeles. Sein Vertrag läuft nur noch ein Jahr, Grülls Ziel bleiben die Top-5-Ligen Europas. Ob sich das bereits in diesem Sommer realisieren lässt?

- Erwähnt sei noch Jonas Auer, der zwar oft auch für den einen oder anderen Patzer gut ist, in der Match-Statistik, die den Journalisten nach jedem Spiel ausgehändigt wird, hat der 22-Jährige die letzten drei angeführten Kategorien als Spieler mit den meisten Ballaktionen, Flanken aus dem Spiel, sowie der besten Zweikampfquote gepachtet. Diesmal waren es 79 Ballaktionen (Sturms Bester Kiteishvili hatte 57), 83 Prozent Zweikampfquote (Dante 60) und vier Flanken aus dem Spiel (wie Dante).

Zusammen mit Niklas Hedl im Tor und dem derzeit verletzten Leo Querfeld ergibt das ein Gerüst, das mit den richtigen Ergänzungen durch Sportdirektor Markus Katzer im nächsten Jahr den Rapid-Fans wieder mehr Freude machen könnte.

Horst Hötsch

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