Nach dem 2:0-Erfolg im Clasico reiste Real als frisch gebackener Tabellenführer nach Sevilla, Coach Zidane brachte Militao, Modric und Vazquez für Carvajal, Isco und Fede Valverde. Allerdings war den Königlichen durchaus eine Art Last der neu gewonnen Tabellenspitze anzumerken. Sie legten eine recht verhaltene erste Hälfte hin, in der ein Schuss von Vinicius ans Außennetz lange Zeit ihre einzige nennenswerte Möglichkeit war (16.).
Das seit sechs Spielen sieglose Betis bot der Zidane-Elf hervorragend die Stirn, zeigte eine engagierte Leistung und hatte spätestens ab Mitte des ersten Durchgangs mehr Spielanteile. Diese führten auch zu zwei Großchancen für die Hausherren: Der Ex-Dortmunder Bartra köpfte den Ball freistehend aus vier Metern übers Real-Tor (28.), Courtois zeigte gegen eine fulminante Fekir-Abnahme eine spektakuläre Parade (36.).
Vorne Traumtor, hinten Foul: Sidnei wird zum Hauptdarsteller
Der folgende Führungstreffer für den Außenseiter war somit durchaus verdient: Nach einer eigentlich abgewehrten Ecke verlor Ramos den Ball am Strafraum gegen Fekir und brachte den Betis-Angreifer dann elfmeterreif zu Fall. Schiedsrichter Gonzalez Gonzalez ließ aber weiterlaufen, aus dem Hintergrund rauschte Sidnei heran und donnerte den Ball unwiderstehlich in die Maschen - ein sehenswerter Treffer zum 1:0 (40.).
Wenig später war der Torschütze wieder im Fokus - allerdings auf der anderen Seite. Sidnei agierte im eigenen Strafraum zu ungestüm gegen Marcelo und verursachte einen Elfmeter. Benzema trat an und stellte mit der letzten Aktion des ersten Durchgangs sicher auf 1:1 (45.+3) - ein etwas schmeichelhafter Pausenstand für Real.
Real im Glück: Joaquin vergibt ein sicheres Tor
Doch auch nach dem Seitenwechsel blieb Real einiges schuldig. Die Königlichen hatten viel eher großes Glück, dass Betis die Riesenchance zur erneuten Führung liegen ließ: Nach einem schön gespielten Konter stand Joaquin alleine vor Courtois, umspielte den Belgier - und wollte dann noch einmal für Canales querlegen, anstatt ihn ins leere Tor zu bugsieren. Dieser Versuch wurde zu unpräzise, Modric rettete vor der Linie (55.).
Es dauerte bis zur 71. Minute, ehe Real im zweiten Durchgang wirklich gefährlich wurde - dann kam der Spitzenreiter aber gleich zu einer Doppelchance: Betis-Keeper Joel parierte einen harten Distanzschuss von Modric, den Abpraller schlenzte der eingewechselte Mendy an die Latte. Zwar kam Real allmählich zu mehr Spielanteilen, doch auch Betis blieb weiter brandgefährlich: Ein Volley-Hammer von Guardado strich denkbar knapp am Winkel vorbei (75.).
Ex-Barça-Spieler Tello schießt Barça an die Spitze
Insgesamt war Sevilla gegen weitgehend passive und fehlerhafte Madrilenen schlichtweg die bessere Mannschaft - und bestrafte eine der zahlreichen Ungenauigkeiten der Königlichen: Benzema spielte in der eigenen Hälfte einen haarsträubenden Querpass, Guardado spritzte dazwischen und steckte sofort durch auf den eingewechselten Tello. Der Joker, bezeichnenderweise beim FC Barcelona ausgebildet, lief alleine auf Courtois zu und vollendete sicher in die rechte Ecke (82.).
Damit schoss der Angreifer seinen katalanischen Ex-Klub quasi wieder zurück an die Spitze der spanischen Liga, denn der Treffer zum 2:1 sollte der Siegtreffer sein. Real startete zwar noch einmal die Schlussoffensive und hatte Sekunden vor Abpfiff noch die Ausgleichschance durch einen Benzema-Schlenzer (90.+5), doch der 2:1-Endstand ging letztlich vollauf in Ordnung. Betis beendete damit eine Serie von sechs sieglosen Partien in Folge, Real muss nach nur einer Woche die Spitzenposition wieder an den FC Barcelona abtreten.