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"Black Stars" wollen Afrika stolz machen

Ghana: Ein Bruder und altbekannte Gegner warten

"Black Stars" wollen Afrika stolz machen

2. Juli 2010: Asamoah Gyan (links) scheitert vom Punkt gegen Uruguay am Querbalken.

2. Juli 2010: Asamoah Gyan (links) scheitert vom Punkt gegen Uruguay am Querbalken. getty images

Asamoah Gyan hätte der Held werden können, der Held eines Landes, der Held eines ganzen Kontinents. Doch der Angreifer Ghanas scheiterte am Aluminium (120.+2). Von diesem Schock konnte sich die als "Black Stars" bezeichnete Mannschaft nicht mehr erholen, Uruguay um Torschützenkönig Diego Forlan zog mit einem 4:2 i.E. ins Halbfinale ein. In die Runde, in die noch keine (!) afrikanische Mannschaft jemals bei einer WM vorgedrungen ist. In diesem Jahr gibt es eine neue Chance für Ghana, das Kunststück im dritten Anlauf endlich zu packen. Schon während der Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 wurde die Endrunde erreicht, damals war allerdings im Achtelfinale der jetzige Gastgeber Brasilien Endstation (0:3). Ein Umstand gibt nun vielleicht Hoffnung: Am 2. Juli 2014 werden keine Spiele ausgetragen.

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Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe G
Pl. Verein Punkte
1
Deutschland Deutschland
3
2
USA USA
3
3
Ghana Ghana
0
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Die WM-Geschichte des Landes

Nach kleineren Erfolgen wie dem Gewinn der von der FIFA veranstalteten U-17-WM in Ecuador (1995) gelang dem vierfachen Afrikameister (1963, 1965, 1978 und 1982) im Jahr 2006 die erste Endrundenqualifikation für das Turnier in Deutschland. Wie bereits erwähnt, war dort im Achtelfinale Endstation - zuvor konnten jedoch Tschechien (2:0) und die USA (2:1) damals durchaus überraschend besiegt werden, gegen Italien gab es hingegen am 1. Spieltag ein 0:2. Vier Jahre später erlebten die "Black Stars" dann die bittersüße WM in Südafrika, als das Team des damaligen kroatischen Trainers Milovan Rajevac ins Viertelfinale vorpreschte, sich dort aber Uruguay mit 2:4 im Elfmeterschießen beugen musste. Der bereits beschriebene, verschossene Elfmeter in der Verlängerung läutete dieses Drama ein. In der damaligen Gruppe D gelang anfangs ein 1:0 gegen Serbien, es folgte ein 1:1 gegen Australien, ehe Gyan und Co. Deutschland mit 0:1 unterlagen. Im Achtelfinale wurden schließlich die USA mit 2:1 nach Verlängerung aus dem Turnier gekickt.

Milovan Rajevac (links) und James Kwesi Appiah

Wie der ehemalige Trainer Milovan Rajevac im Jahr 2010 (links), will auch der neue bei der WM 2014 mit Ghana hoch hinaus: James Kwesi Appiah. getty images/picture alliance

Der Ex-Nationaltrainer Rajevac äußerte sich damals nach dem tragischen Ende diplomatisch: "Es wäre ein Märchen gewesen, wenn es geklappt hätte. Aber alles, was ich jetzt sagen kann, ist: Das ist Fußball." Außerdem war der heute 60-Jährige "sehr stolz auf meine junge Mannschaft - sie hat die Erwartungen in Ghana sogar noch übertroffen". Der gegen Uruguay eingesetzte ehemalige Schalker Hans Sarpei schlug in dieselbe Kerbe: "Irgendwie waren wir ja schon weiter, im Halbfinale, und wir haben ja auch gut gespielt. Aber dafür können wir uns jetzt nichts kaufen."

Ghanas kniffliger Weg nach Südamerika

In der WM-Qualifikation Richtung Brasilien 2014 wurde das Team des jetzigen Übungsleiters James Kwesi Appiah einer der verzwicktesten Gruppen zugeteilt. Letztlich konnten jedoch fünf der sechs Partien gegen Sambia (Afrikameister 2012), Lesotho und den Sudan erfolgreich gestaltet werden. Bei einem finalen Torverhältnis von 15:3 hagelte es nur einen 0:1-Rückschlag in Sambia. Es folgte die entscheidende Play-off-Phase gegen den siebenmaligen Afrikameister Ägypten. Doch mit dem Traum im Kopf, als erste afrikanische Mannschaft ein WM-Halbfinale zu erreichen, wurden die "Pyramiden" quasi in Grund und Boden gestampft. Bereits im Hinspiel nämlich gelang ein 6:1-Kantersieg. Sturmtank Gyan steuerte damals zwei Treffer bei. Die 1:2-Niederlage im Rückspiel konnten die "Black Stars" schließlich schmerzfrei verkraften.

Ghanas Stars - und der Bruder, der woanders spielt

Ein Becken voll Erfahrung und eine Wanne voll Talent - diese Mischung wirft Ghana im Sommer in Brasilien in die Waagschale. Die Routiniers Sulley Ali Muntari (29, AC Mailand), Stürmer Gyan (28, Al-Ain Sport-Club) und der Rückkehrer Michael Essien (31, AC Mailand), der nach einer längeren Auszeit in der WM-Quali sein Comeback feierte, bilden dabei den stabilen Stamm. In der zweiten Reihe stehen dann mit André Ayew (24, Olympique Marseille) oder Kwadwo Asamoah (25, Juventus Turin) Spieler, die sich womöglich auf dem Zenit ihrer Karriere befinden.

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Apropos Rückkehr: Der Schalker Kevin-Prince Boateng, der im Gegensatz zu seinem Halbbruder Jerome (Deutschland) für sein Herkunftsland aufläuft, kehrte wie Essien ebenfalls am Ende der WM-Quali zum ghanaischen Team zurück, erzielte bei der 1:2-Niederlage im Rückspiel gegen Ägypten gar den Anschlusstreffer (89.). Nach dem Endturnier in Südafrika hatte der 27-Jährige damals überraschend seinen Rücktritt erklärt. In einer ghanaischen Verbandsmitteilung hatte es anschließend geheißen: "Kevin zufolge fordern die physischen Anforderungen, sowohl für den Klub als auch die Nationalmannschaft auf höchstem Niveau zu spielen, ihren Tribut. Der Spieler erklärte außerdem, dass er in dieser Sache seine Ärzte und Familie befragt habe." Doch nicht wenige Meinungen existierten, dass sich der talentierte Techniker das Nationalteam und die WM nur als Bühne auserkoren hatte, um letztlich bei einem großen Klub zu landen - was mit der Verpflichtung durch den AC Mailand schlussendlich auch geschah. Ihm wurde nachgesagt, das eigene Land nicht in seinem Herzen zu tragen. Das dementierte Boateng allerdings stets vehement, untermauerte dies schließlich mit seinem Comeback.

Stimmen rund um Ghana

In der WM-Gruppe G bekommen es die "Black Stars" ab Mitte Juni nun mit alten Bekannten zu tun. Denn während mit Portugal (3. Spieltag, Stadion Brasilia) zwar auch ein neuer Gegner wartet, haben die Akteure um Gyan mit der USA (1. Spieltag, Natal) und erneut Deutschland (3. Spieltag, Recife) ihre WM-Erfahrungen bereits gemacht.

Kevin-Prince Boateng

Will wie hier 2010 mit Ghana weit kommen: Kevin-Prince Boateng. getty images

Für die Familie Boateng kommt es dabei natürlich zum neuerlichen Aufeinandertreffen der beiden Halbbrüder Jerome und Kevin-Prince. Letzterer äußerte sich nach der Gruppenauslosung direkt via Twitter: "Bruder, es ist wieder soweit. So schön ist das Leben!" Der Königsblaue versteckt sich wie sein Land außerdem auch nicht hinter der blassen Formulierung, im besten Fall die Gruppe zu überstehen, sondern prescht voran: "Ich glaube, wir sind noch stärker als 2010. Wir können für eine große Überraschung sorgen." Richtig einzuschätzen weiß der Schalker sich und sein Team aber dennoch: "Enthusiasmus ist immer bei Ghana dabei. Man spricht schnell davon, alles gewinnen zu wollen." Damit bezieht sich der Mittelfeldakteur vor allem auf die mutige Aussage von Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi, der im Vorfeld der WM tönte: "Wir wollen die erste afrikanische Mannschaft sein, die die WM gewinnt. Dazu haben wir das Potenzial. Ich bin sehr optimistisch."

So oder so, Boateng wird es nehmen, wie es kommt, zeigt sich außerdem schon alleine durch die Teilnahme freudig: "Es gibt nicht viele Menschen, die nach ihrer Karriere sagen können, zwei Weltmeisterschaften gespielt zu haben."

André Ayew: Ein Mosaikstein für Ghanas Weg ins Halbfinale?