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Borussia Neunkirchen: Der Torjäger ist die Mannschaft

Saarland-Liga

Borussia Neunkirchen: Der Torjäger ist die Mannschaft

Bester Schütze unter 21 "Torjägern": Kapitän Marco Dahler (Mitte) konnte sechsmal für Borussia Neunkirchen jubeln.

Bester Schütze unter 21 "Torjägern": Kapitän Marco Dahler (Mitte) konnte sechsmal für Borussia Neunkirchen jubeln. Jo Frisch

Beeindruckende Zahlen, die die Aktion "Die Torjägerkanone® für alle" zu Tage gefördert hat. Fünf Frauen, neun Männer, 799 Tore - ihre Auszeichnung in Form einer strahlend weißen Torjägerkanone haben sich die 14 Premierensiegerinnen und -sieger redlich verdient.

Acht davon haben ganz alleine mehr Treffer erzielt als die Mannschaft des ehemaligen Bundesligisten Borussia Neunkirchen zusammen, der mittlerweile in der sechstklassigen Saarland-Liga unterwegs ist und vor ein paar Wochen bei dem Versuch, in die Oberliga zurückzukehren, nach zwei Niederlagen in der Aufstiegsrunde gegen Südwest-Vizemeister SC Idar-Oberstein (1:3) und Rheinland-Vertreter TuS Kirchberg (0:2) gescheitert ist.

799 Tore: Das sind die Gewinner der "Torjägerkanone® für alle" 2021/22

53 Tore hat die Borussia in der Saarland-Liga-Saison 2021/22 erzielt - eine Bilanz, die nicht vom Hocker reißt und deshalb eigentlich keiner Erwähnung wert wäre. Sieben andere Teams trafen häufiger. Und wer in der Torjägerliste der "Schröder Liga Saar" genannten Saarland-Liga nachschaut, muss lange suchen, bis er auf den ersten Borussen stößt. Denn die Mannschaft aus dem Ellenfeld hat keinen Top-Schützen vom Format eines Jan Issa (Sportfreunde Köllerbach, 28 Tore), Felix Klemmer (SG Mettlach/Merzig, 22 Tore) oder Valentin Solovej (TuS Herrensohr, 21 Tore) in ihren Reihen - im Gegenteil.

Doch genau das ist das Besondere: Insgesamt 21 (!) verschiedene Torschützen zeichneten für die 53 Treffer verantwortlich - nahezu alle Spieler haben getroffen. Im Schnitt hat damit jeder Torschütze etwa 2,5 Tore in der Saison erzielt.

Unter dem Strich sehe ich das eher als Vorteil.

Björn Klos, bisheriger Trainer, über die gleichmäßige Verteilung der Torschützen

Vorteil oder Nachteil? "Das kann man sehen wie man will", bilanziert der bisherige Trainer Björn Klos, der nach fünf Jahren Tätigkeit die Borussia am Ende der Saison Richtung Preußen Merchweiler verlassen hat, "einerseits kann es natürlich von Vorteil sein, wenn man einen richtigen, verlässlichen Goalgetter im Team hat, der vier von fünf Chancen wegmacht und einem in der Saison 25 oder 30 Tore garantiert. So einer hätte uns gerade in der unglücklich verlaufenen Aufstiegsrunde sicher gutgetan. Andererseits ist man für den Gegner schwerer ausrechenbar, wenn man quasi auf jeder Position jemanden hat, der Tore schießen kann. Unter dem Strich sehe ich das also eher als Vorteil." Dass sich so viele Akteure in die Torschützenliste eintragen konnten, hat sicher etwas mit der sehr offensiven Grundausrichtung zu tun: "Was Ballbesitz und Offensivaktionen angeht, sind wir sicher gleich hinter Meister und Aufsteiger SV Auersmacher zu nennen", so Klos.

Sieben Tore als Spitzenwert

Dass die Torausbeute angesichts der erspielten Chancen dabei durchaus hätte höher sein können, sogar müssen, war für den Trainer indes keine Frage. Aber fraglich ist auf jeden Fall, ob es ein solches Phänomen (21 Torschützen für 53 Tore) im Profifußball oder höherklassigen Amateurfußball schon einmal gegeben hat. Deshalb wurde die vereinsinterne Torjäger-Kanone in diesem Jahr nicht an einen einzelnen Spieler, sondern an die ganze Mannschaft überreicht. Stellvertretend für seine Kameraden hat sie Kapitän Marco Dahler in Empfang genommen, der - wie der Zufall es will - mit sieben Toren (plus einem in der Relegation) auch der erfolgsreichste unter den 21 Torschützen gewesen ist.

Jo Frisch

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