Bundesliga

Brandner im Interview: "Ich halte nichts davon, dass wir uns schlechter machen"

Rückkehr für den Kapitän des Aufsteigers

Brandner im Interview: "Ich halte nichts davon, dass wir uns schlechter machen"

Michael Brandner blickt zuversichtlich der kommenden Saison entgegen.

Michael Brandner blickt zuversichtlich der kommenden Saison entgegen.

Erst am letzten Spieltag der vergangenen 2.-Liga-Saison krönte sich Blau-Weiß Linz in einem dramatischen Finale zum Meister und schaffte den Aufstieg in die Bundesliga. Genau rechtzeitig zur Eröffnung des neuen Stadions dürfen sich die Oberösterreicher erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in der obersten Liga präsentieren und blicken dem kommenden Abenteuer mit viel Vorfreude und einer gewissen Portion Selbstvertrauen entgegen.

Bundesliga - 1. Spieltag

Für Kapitän Michael Brandner ist es eine Rückkehr ins Oberhaus, nachdem der 28-jährige Profi letztmals vor mehr als sechs Jahren seine Schuhe für einen Bundesligisten schnüren durfte. Nach vier Jahren in der Stahlstadt ist er mit seinem Team nun am aktuellen Höhepunkt angekommen und freut sich über die kommenden Auftritte im Konzert der Großen. Im kicker-Interview spricht er über das kommende Jahr in der ersten Liga und warum man sich dort nicht verstecken muss.

Herr Brandner, mehr als sechs Jahre nach Ihrem letzten Bundesliga-Einsatz dürfen Sie nun wieder in der ersten Liga ran. Wie sehr kribbelt es bereits bei Ihnen vor dem Saisonstart?

Es herrscht natürlich eine riesige Vorfreude. Es war immer ein persönliches Ziel von mir, den Verein als Kapitän in die Bundesliga zu führen. Dass das jetzt im Sommer passiert ist, macht mich persönlich sehr stolz. Ich freue mich einfach auf die Aufgaben und Spiele, dass wir uns als Team mit den besten Mannschaften in Österreich messen können. Auf diese Herausforderungen freuen wir uns.

Obwohl Sie bereits in der Bundesliga gespielt haben, wird der Auftakt dennoch besonders, da Sie Ihre Mannschaft als Kapitän auf das Feld führen werden?

Absolut. Die Vorzeichen haben sich einfach geändert. Als ich damals als junger Spieler zur SV Ried gewechselt bin, war mein erstes Spiel in der Bundesliga natürlich auch ein ganz spezielles Erlebnis. Da ist ein Traum von mir in Erfüllung gegangen. Jetzt aber diese Mannschaft als Kapitän auf das Feld zu führen, macht mich ganz besonders stolz. Dass ich den Verein und das Team in dieser Rolle in der Bundesliga repräsentieren kann. Die Vorfreude ist jetzt genauso groß wie damals bei meinem ersten Erstliga-Spiel für Ried.

Wie stolz und froh sind Sie, dass Sie diesen Weg bei Blau-Weiß mitgegangen und mittlerweile seit vier Jahren Teil des Klubs sind?

Es hat für mich im Verein einfach immer sehr gut gepasst. Es ist sehr familiär und als Spieler kriegt man ja immer die Visionen und Vorstellungen des Vereins mit. Tino Wawra hat damals einfach eine Richtung vorgegeben, wo man wirklich gemerkt hat, dass dieses Projekt auf die Zukunft ausgerichtet ist. Da hat man gemerkt, was hier entstehen kann. Ich bin auch ein Typ, der sehr gerne bei bei so einem Projekt dabei sein möchte. Fußball ist sonst so ein schnelllebiges Geschäft, wo man nach ein, zwei Jahren wieder den Verein wechselt und nie wirklich wo ankommt. Hier habe ich einfach sofort diese Wertschätzung gespürt und daher wollte ich dabei sein. Ich wollte mich dann nicht immer im Sommer mit einem Wechsel beschäftigen, weil es mir auch privat hier sehr gut geht. Daher ist es natürlich ein Traum, dass es mit dem Erfolg so geklappt hat und ich dem Verein für das Vertrauen nun auch etwas zurückgeben kann.

Dass es so eintritt mit Aufstieg und Stadion ist schon einmalig und darauf können wir sehr stolz sein.

Michael Brandner

Mit der Eröffnung des neuen Stadions hätte man sich keinen besseren Zeitpunkt für den Aufstieg in die Bundesliga aussuchen können. Wie wichtig war es, dass man es in diesem Jahr geschafft hat?

Der Aufstieg in diesem Jahr war kein Muss vom Verein, weil der Klub eben auf lange Sicht geplant hat. Wenn wir es in diesem Jahr nicht geschafft hätten, wäre der Verein auch nicht zusammengebrochen, weil immer ein langfristiger Plan da war. Aber natürlich wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass jetzt nicht der Idealzustand eingetreten ist, den sich Mannschaft, Verein und Fans gewünscht haben. Dass es so eintritt mit Aufstieg und Stadion ist schon einmalig und darauf können wir sehr stolz sein. Denn Meister in der 2. Liga zu werden, ist wirklich extrem schwer, weil die Qualität dort bereits sehr hoch ist. Das darf man nicht vergessen und das verleiht zusätzlich noch einen Push.

Die Heimpremiere im neuen Stadion erfolgt dann am zweiten Spieltag. Kann man sich bis dahin überhaupt noch gedulden?

Die Heimspiele werden natürlich etwas besonderes, aber wir wissen, dass vorher gegen den WAC ein richtig schweres Spiel auf uns wartet. Die werden uns sehr viel abverlangen und das wird der erste harte Prüfstein für uns, um zu sehen wie weit wir sind und ob wir da mithalten können. Das ist auch für das Gefühl für uns wichtig, weil vieles noch ungewiss ist. Darauf konzentrieren wir uns jetzt und denken nicht zu viel an das erste Heimspiel. Das wäre ein Fehler.

Man hat nun seine erste Sommervorbereitung auf die Bundesliga hinter sich. Dort zeigte man in Testspielen wie bei der knappen 1:2-Niederlage gegen die PSV Eindhoven schon seine Qualitäten. Mit welchem Gefühl startet man nun in das Erstliga-Abenteuer?

Wir hatten leider in der Vorbereitung ein paar Verletzte in der Innenverteidigung und das war für uns oft schon ein Problem. Aber wir haben uns von Woche zu Woche von den Leistungen her gesteigert. Die neuen Spieler haben sich richtig gut eingefügt, was auch nicht so leicht ist, weil wir doch eine spezielle Spielphilosophie haben, die körperlich sehr viel abverlangt. Da war es wichtig, dass sie diese Intensität, die wir gehen, kennenlernen. Es haben aber alle gut mitgezogen und man hat das Gefühl, dass es ihnen taugt und sie das gut aufgenommen haben. Wir haben wirklich einen guten Teamspirit, mit dem man sehr angenehm arbeiten und etwas erreichen kann.

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Der Pflichtspielstart ist mit einem souveränen 5:1-Sieg im ÖFB-Cup gegen die SPG Wallern gelungen. Welche Bilanz ziehen Sie nach dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison?

Im Cup ist es immer wichtig, dass man über die erste Runde drüberkommt. Man darf die Gegner dort nie unterschätzen, weil auch die Dritt- oder Viertligisten ihre Qualität haben. Wir sind da nicht nach Wallern mit dem Gefühl gefahren, dass wir automatisch 5:0 oder 6:0 gewinnen. Von dem her war es ein wichtiger Prüfstein für unsere Mentalität. Auch dass wir nach dem Ausgleich nicht aus der Ruhe gebracht wurden, sondern unser Spiel dennoch durchgezogen haben. Das zeichnet uns als Mannschaft auch aus, dass wir niemanden unterschätzen, sondern dem Gegner Respekt zollen und dementsprechend in die Spiele gehen. Das war ein wichtiger Schritt und bringt ein gutes Gefühl für das erste Spiel am Samstag.

In der Mannschaft hat es einige Zu- und Abgänge gegeben. Stammspieler wie Matthias Seidl oder Fally Mayulu haben den Verein verlassen, dafür sind arrivierte Kräfte wie Stefan Haudum zum Klub gestoßen. Der Stammkern ist aber großteils zusammengeblieben. Wie sehen Sie die Mannschaft für das kommende Jahr aufgestellt?

Ich bin von der Qualität unserer Mannschaft hundertprozentig überzeugt. Man darf die 2. Liga auch nicht so schlecht machen, wie sie oft in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Wir kommen über das Kollektiv und haben jetzt nicht die Einzelspieler, die herausstechen, sondern leben von der Mannschaft. Bei uns weiß jeder, was zu tun ist und wie er seine Aufgaben erfüllt. Das ist eine unserer zentralen Stärken. Daher bin ich absolut überzeugt, dass wir auch in der Bundesliga eine gute Figur machen, weil die neuen Spieler eine richtige Qualität haben und die Aufstiegsmannschaft bereits viel Qualität mitbringt.

Die Hoffnung auf Tore ruhen natürlich bei Ihrem Goalgetter Ronivaldo, für den es nach einer schwierigen ersten Zeit in der Bundesliga auch eine Rückkehr ins Oberhaus ist. Wird er seine Qualitäten auch eine Stufe höher zeigen können?

Davon bin überzeugt. Der Ronni ist in der Form seines Lebens, ist körperlich richtig gut beinander für seine 34 Jahre und einer der fittesten bei uns. Er arbeitet einfach extrem viel. Er ist unser Torgarant, man hat es jetzt auch im Cup gesehen wie wichtig er für uns ist. Nicht nur wegen den Toren, sondern weil er generell viel Arbeit verrichtet, was viele vielleicht gar nicht sehen. Das zeichnet ihn aus und er hat einfach eine Freude, dass er hier spielen kann. Jetzt wieder in der Bundesliga zu sein, ist auch für ihn eine schöne Geschichte, weil er mit seiner Verletzungshistorie schon viel mitgemacht hat. Jetzt will er zeigen, dass er nicht nur in der 2. Liga viele Tore machen kann, sondern auch ganz oben. Da ist er bestimmt gleich doppelt motiviert.

Der erste Gegner in der Bundesliga heißt WAC. Die Wolfsberger waren im letzten Jahr etwas eine Wundertüte, konnten sich unter Manfred Schmid aber wieder stabilisieren. Auf was für eine Mannschaft wird man sich einstellen müssen?

Der WAC ist eine gestandene Mannschaft in der Bundesliga und bringt sehr viel Erfahrung mit. Die wissen schon wie es hier läuft. Es ist ein unangenehmer Gegner - das habe ich damals während meiner Zeit mit Ried schon mehrmals erfahren - der schwer zu bespielen ist. Sie wissen einfach, wie man in der Bundesliga besteht und haben jetzt auch richtig gute Einzelspieler dazugekriegt wie etwa Thomas Sabitzer. Für das müssen wie gewappnet sein, dass die Qualität der Einzelspieler bei ihnen einfach höher ist. Wir müssen aber trotzdem auf uns schauen, dass wir über hohen Einsatz und die Zweikämpfe kommen und das Körperliche annehmen. Denn das ist schon eine Stärke von ihnen, dass sie sehr zweikampfstark und robust sind. Da müssen wir dagegenhalten. Es wird ein spannender Kampf, wo der Ausgang dennoch offen ist. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir gehen mit Respekt an die Aufgabe heran, aber glauben auch an unsere Stärken.

Man geht also schon mit einem gewissen Selbstbewusstsein in dieses Spiel, auch etwas mitnehmen zu können?

Natürlich sind wir der Außenseiter, das wissen wir auch. Aber wir wissen auch, was in uns steckt und was wir können. Ich halte nichts davon, dass wir uns schlechter machen. Wir gehen mit einem gesunden Selbstvertrauen in das Spiel und spielen auf Sieg, denn dafür ist man ja Sportler. Das Ziel ist immer, das Spiel zu gewinnen.

Wir müssen einfach unser Spiel durchziehen, wir bringen eine Qualität mit und sind durch die 2. Liga gut vorbereitet, denn sonst würden sich die Aufsteiger ja nicht so gut präsentieren.

Michael Brandner

Mit Austria Klagenfurt und Austria Lustenau konnten sich die beiden Aufsteiger aus den Vorjahren relativ schnell in der Bundesliga etablieren. Steht man unter Druck, diese Serie der erfolgreichen Aufsteiger fortzusetzen?

Druck haben wir keinen, denn wir schauen ja nicht auf andere. Lustenau und Klagenfurt haben das sehr gut gemacht, wobei auch beide Teams zum Start damit gerechnet hätten, dass es sehr schwer wird. Wir müssen einfach unser Spiel durchziehen, wir bringen eine Qualität mit und sind durch die 2. Liga gut vorbereitet, denn sonst würden sich die Aufsteiger ja nicht so gut präsentieren. Unser Ziel ist der Klassenerhalt, dem wir alles unterordnen werden.

Seit 2019 hat kein Aufsteiger mehr sein Auftaktspiel in der Bundesliga verloren. Was stimmt Sie zuversichtlich, diesen Lauf fortsetzen zu können?

Ich halte nichts von Statistiken und wusste das auch gar nicht. Das wäre der falsche Weg, uns auf solche Zahlenspiele zu fokussieren. Wir müssen eh bei uns bleiben und unseren Spielplan durchziehen. Dann wird man sehen, was dabei rauskommt. Uns auf Statistiken oder ein positives Omen zu verlassen, wäre der falsche Weg.

Bei Ihrem Bundesligadebüt konnten Sie prompt einen Sieg gegen Ihren Jugendklub Red Bull Salzburg feiern. Wird es nach der Rückkehr ins Oberhaus mit dem zweiten Erfolg klappen?

(lacht) Ich würde nicht nein sagen, wenn es so kommen würde. Bis wir auf Salzburg treffen, stehen aber noch andere Spiele an. Da müssen wir vorher noch unser Aufgaben erledigen und dann können wir uns auf Salzburg konzentrieren.

Interview: Maximilian Augustin