Es war das "Spiel für die Ewigkeit" (BSV-Trainer Benjamin Eta), das "Jahrhundertspiel" (Sportlicher Leiter BSV Ralf Voigt) oder genau genommen auch das Duell der Rekordsieger. Während der FC Bayern bekanntermaßen mit 20 Erfolgen die Siegerliste des DFB-Pokals anführt, gewann kein Team den Landesmeistertitel in Bremen so oft wie der BSV. "Wenn Julian Nagelsmann irgendwann in der zweiten Halbzeit aufspringt, weil er unzufrieden ist, weil das Spiel spannend ist, dann haben wir schon sehr, sehr viel erreicht", erklärte Eta bei "Radio Bremen Eins".
Doch Anlass für Unzufriedenheit gab es für Nagelsmann in der Erstunden-Partie, die aufgrund einiger Coronafälle beim Bremer SV um knapp drei Wochen hatte verschoben werden müssen, nur in den ersten Minuten. Bremens Diop gab den ersten Schuss für die Gastgeber ab (6.), die sich bis dahin stark verkauften und versuchten, mit Tempo nach vorne zu spielen.
Die Bayern, die im Vergleich zum 3:2-Heimsieg gegen den 1. FC Köln mit Ulreich, Omar Richards, Sarr, Tolisso, Musiala und Choupo-Moting für Upamecano, Davies sowie Gnabry (auf der Bank) und den zu Hause gebliebenen Neuer, Goretzka und Lewandowski antraten, benötigten sieben Minuten für die erste Großchance und acht Minuten für den Führungstreffer. Musialas erster Versuch wurde noch von der Torlinie geklärt (7.), nur Sekunden später hämmerte Choupo-Moting die Kugel jedoch aus der Drehung ins Tor (8.).
Choupo-Moting trifft dreifach - Warm ins eigene Tor
Mit dem 1:0 im Rücken nahm der Druck der Bayern merklich zu. Allgemein war zu beobachten, dass es jedes Mal brandgefährlich wurde, wenn der Rekordmeister sein volles Tempo und spielerisches Geschick ausspielte. Vor allem der zuletzt viel kritisierte Sané und Musiala auf den Flügeln sorgten immer wieder für Gefahr.
Ein schöner Doppelpass zwischen Musiala und Choupo-Moting brachte schließlich das hochverdiente 2:0 (16.) durch den 18-Jährigen, ehe Bremen-Verteidiger Warm mit einem unglücklichen Eigentor (27.) und Choupo-Moting freistehend (28.) auf 4:0 erhöhten. Und dem Stürmer sollte sogar noch der dritte Treffer im ersten Durchgang gelingen: Einen von Verteidiger - und Co-Trainer - Kmiec verlängerten Müller-Kopfball veredelte Choupo-Moting ebenfalls per Kopf zum 5:0-Pausenstand.
Tillman trifft sofort - Auch Musiala schnürt den Doppelpack
Der zweite Abschnitt - zu dem auf Bayern-Seite Chris Richards, Tillman und Cuisance eingewechselt wurden - begann mit dem nächsten Doppelschlag. Zunächst fing Tillman einen ungenauen Querpass von Olatunji im Strafraum ab und schob zum 6:0 ein (47.), ehe Musiala nur kurz danach ein Choupo-Moting-Zuspiel sehenswert in den Winkel nagelte (49.) - 7:0 nach 49 Minuten. Das Jahrhundertspiel drohte zum Jahrhundertdebakel zu werden.
Der Doppelschlag tat seine Wirkung - auf beiden Seiten. Die Bremer standen noch tiefer, die Bayern nahmen das Tempo zunehmend aus dem Spiel. Die Partie spielte sich zwar praktisch ausschließlich in der Hälfte des BSV ab, doch der stand auch gut genug, um die halbherzigen Bayern-Angriffe einige Zeit unbeschadet zu überstehen. Nach 65 Minuten jedoch wurde Sané zu viel Platz im Sechzehner gewährt - der Nationalspieler schloss wuchtig neben den zweiten Pfosten ab.
Nobile fliegt - und leitet Schlussoffensive ein
Beide Teams wechselten weiter fleißig durch, Bremen-Coach Eta brachte unter anderem Ersatzkeeper Bahr und ermöglichte diesem dadurch ebenfalls einen Einsatz gegen den Rekordmeister. Ein Platzverweis 13 Minuten vor dem Ende ermöglichte dem FCB dann noch eine Schlussoffensive: Tillman wurde steil in den Sechzehner geschickt, Nobile kam nicht hinterher - und griff mit beiden Händen zu. Schiedsrichter Winter (Freckenfeld) hatte keine andere Möglichkeit: Glatt Rot wegen Notbremse (77.).
Der eine Mann weniger zeigte sich in der verbleibenden Spielzeit mehr als deutlich: Innerhalb von acht Minuten erhöhten gnadenlose Münchner auf 12:0. Choupo-Moting schnürte den Viererpack (82.), Cuisance (80.), Sarr (86.) und Tolisso (88.) durften sich zudem noch in die Torschützenliste eintragen. Kurz darauf war Schluss, der FC Bayern in der zweiten Pokalrunde und der Bremer SV auf dem Weg zurück ins Oberliga-Alltagsgeschäft.
Nach dem Pokal-Highlight geht es für Etas Team am 2. September (19 Uhr) mit dem Auswärtsspiel bei der Leher Turnerschaft weiter. Die Bayern haben bereits am Samstagabend (18.30 Uhr) Hertha BSC zu Gast.