Bayern-Coach Jens Scheuer hatte vor der Partie angekündigt, "sicherlich nicht auf 0:0" zu spielen und das "Glück in der Offensive suchen" zu wollen - und das spiegelte sich zunächst auch in der Aufstellung wider: Angreiferin Schüller startete nach dem 2:1-Hinspielsieg für Defensiv-Routinierin Laudehr.
Auf dem Platz hingegen war anfangs wenig von dieser Einstellung zu sehen. Die FCB-Frauen begannen zwar engagiert, doch vielmehr waren es die Gastgeberinnen, die früh aggressiv nach vorne spielten. Nur eine Minute nach einem Warnschuss von Europas Fußballerin des Jahres Harder (9.) zappelte der Ball im Netz des deutschen Vize-Meisters. Einen tollen Konter der Blues vergoldete Kirby flach nach Zuspiel von Kerr ins lange Eck (10.).
Londoner Drangphase
Die frühe Antwort auf das Gegentor hatte Beerensteyn auf dem Fuß - doch der Schuss der Niederländerin aus kurzer Distanz wurde von Carter an die Latte gelenkt (14.). Nichtsdestotrotz: Der CFC war die bessere Mannschaft und drückte auf den zweiten Treffer. Unter anderem kam Nationalspielerin und Torschützin im Hinspiel Leupolz für die Blues zum Abschluss (19.).
Volles Risiko: Sarah Zadrazil trifft per Dropkick zum zwischenzeitlichen 1:1. Getty Images
Umso überraschender fiel der Ausgleichstreffer der Bayern - und was für einer. Eine Ecke von Simon klärte Kirby vor die Füße von Zadrazil, die zentral vorm Strafraum den Ball kontrollierte und per Dropkick unhaltbar an die Unterkante der Latte und in die Maschen jagte (29.).
Bayern besser, dann geschockt
Die Blues wirkten geschockt, Bayern war beflügelt: Nach einem Ballverlust von Leupolz im Spielaufbau hatte Schüller die Möglichkeit zum 2:1, setzte den Ball aus freier Position aber am Kasten vorbei (38.). Kurz vorm Pausenpfiff musste Benkarth aber doch nochmal hinter sich greifen. Nachdem Ji einen Freistoß zunächst in die Mauer schoss, landete der Abpraller erneut bei der Südkoreanerin, die per Volley ins lange Eck traf (43.).
Die Münchnerinnen starteten energischer und aggressiver in den zweiten Durchgang. Klare Chancen blieben zwar bei beiden Teams lange aus, trotzdem nahm das intensive Spiel vor allem in den zweiten 45 Minuten weiter an Fahrt auf. Immer wieder wechselten sich die Mannschaften mit ihren Angriffsbemühungen ab. Mal drückte Chelsea, mal war der FCB besser. Doch zu oft kam der letzte Pass nicht an.
Harder eiskalt
Ab der 83. Minute nahm das Ausscheiden der FCB-Frauen dann seinen Lauf: Zuerst hatte Chelsea Glück, nachdem Eriksson Dallmann klar im eigenen Strafraum mit der offenen Sohle am Schienbein traf (83.). Noch in der selben Minute beging dann Beerensteyn auf der anderen Seite ein folgenschweres Foul auf der linken Seite. Denn den fälligen Freistoß flankte Carter punktgenau auf den Kopf der freistehenden Harder (84.).
Eine unglaublich spannende Schlussphase war angerichtet. Zunächst vergab Kerr alleine vorm Gehäuse der Bayern das 4:1 fahrlässig (89.). Nur eine Minute später hatte dann der Spitzenreiter der Frauen-Bundesliga die große Chance auf den entscheidenden Treffer: Bühls Schuss parierte Berger glänzend, der Ball prallte zu Asseyi, die die Kugel irgendwie mit dem Knie noch auf das Tor brachte - doch Eriksson klärte im Fallen vor der Linie.
Asseyi mit der Chance - Kirby mit dem Treffer
Kurz vor Ende der Partie war es dann erneut Asseyi, die im Strafraum der Blues für Gefahr sorgte. Doch bei ihrem Kopfball aus aussichtsreicher Position stand erneut Eriksson im Weg, die zur Ecke abfälschte (90.+4.). Beim darauffolgenden Standard kam auch Benkarth mit nach vorne. Doch die Ecke brachte nichts Zählbares mehr ein. Vielmehr mündete sie zum entscheidenden 4:1 durch Kirby, die quasi mit dem Schlusspfiff nach einem Konter ins verwaiste Tor einschob.
Somit zieht der FC Chelsea ins Champions-League-Finale ein und trifft am 16. Mai in Göteborg auf den FC Barcelona, der sich im anderen Halbfinale gegen Paris St. Germain durchsetzte. Für die aufopferungsvoll kämpfenden Münchnerinnen geht es nächsten Sonntag (13 Uhr) in der Liga weiter: Dann steigt das Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg.