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Der "Diebstahl" von Elche

Spanien: Ancelotti reagiert pikiert auf Piqués Aussagen

Der "Diebstahl" von Elche

Außer Rand und Band: Carlos Sanchez will Referee Muniz ans Leder und muss von einem Elche-Offiziellen vor sich selbst geschützt werden.

Außer Rand und Band: Carlos Sanchez will Referee Muniz ans Leder und muss von einem Elche-Offiziellen vor sich selbst geschützt werden. imago

Regelmäßig gibt ein gewisser Andujar Oliver bei der Sportzeitschrift "Marca" seine Einschätzung zu umstrittenen Entscheidungen in der Primera Division ab. Die Meinung des ehemaligen Top-Referees ist nicht immer unumstritten, aber diesmal traf er den Nagel auf den Kopf. "Muniz hätte nicht Elfmeter pfeifen dürfen, dafür hätte er Sergio Ramos vom Platz stellen müssen."

In der Tat hatte Real schon Glück, dass beim eigentlichen Knackpunkt noch elf Mann auf ihrer Seite standen. Sergio Ramos hatte bereits früh die Gelbe Karte gesehen, in der 36. Minute wäre nach einem Foul an Coro die Ampelkarte fällig gewesen. Doch Ramos durfte bleiben. In der 51. Minute brachte einmal mehr Cristiano Ronaldo seine Königlichen per Freistoß in Führung. Elche präsentierte sich dennoch stark, war dem Ausgleich mehrmals nahe. Und in der 92. Minute gelang er nach Boakyes Kopfballtreffer tatsächlich.

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Einen Eckball galt es für den Aufsteiger noch zu überstehen. Und das wäre wohl auch gelungen, hätte nicht Referee Muniz plötzlich in seine Pfeife geblasen. Im Fokus standen die rangelnden Gegenspieler Pepe und Carlos Sanchez. Der Real-Abwehrspieler fiel spektakulär zu Boden, obwohl eigentlich er selbst Sanchez umgerissen hatte. Der Elche-Mittelfeldspieler hatte auch überhaupt keinen Grund zu foulen, das Leder flog meterhoch über die beiden hinweg. Muniz sah die Situation anders, Ronaldo traf vom Punkt - und die Diskussionen nahmen kein Ende. Kurios, dass beide Protagonisten danach fast exakt das gleiche zu Protokoll gaben. "Der Elche-Spieler hat mich festgehalten und gezogen", sagte Pepe. "Pepe hat mich festgehalten und an meinem Trikot gezogen", so Sanchez. Recht hatten wohl beide irgendwie. Aber Elfmeter? Nie und nimmer.

Piqué witzelt, Ancelotti findet's nicht lustig

So kam auch Kapitän Edu Albacar zu dem Schluss: "Uns wurde ein Punkt gestohlen." Die Konkurrenz aus Barcelona nahm es hingegen mit Galgenhumor. Barça-Profi Gerard Piqué witzelte auf Twitter: "Ich sehe gerade eine Komödie auf Canal + Liga. Tut immer gut zu so einer späten Stunde." Allerdings sollte man auch nicht unbedingt mit Steinen werfen, wenn man im Glashaus sitzt. Vor nur anderthalb Wochen hatte der Referee sich vorhalten lassen müssen, maßgeblich zu Barças 3:2-Sieg über den FC Sevilla beigetragen zu haben. Er hatte ein reguläres Tor der Andalusier nicht anerkannt und zugelassen, dass Alexis Sánchez nach Ablauf der Nachspielzeit den Siegtreffer für Barça erzielte. Vielleicht dachte Real-Trainer Carlo Ancelotti auch an diese Szenen, als er Piqués Worte kommentierte. "Er sollte mehr ans Spielen als ans Reden denken. Er ist auf dem Platz besser als außerhalb", sagte der Italiener.

Vom Zank der "Großen" können sich die "Kleinen" letztlich auch nichts kaufen. Muniz bestärkte ein weiteres Mal den unter spanischen Fußballfans herrschenden Eindruck, dass die Schiedsrichter vor allem Real Madrid und den FC Barcelona bevorzugt behandeln. Dabei werden die beiden Topklubs doch eh schon mehr als verwöhnt. Während Barcelona und Real jeweils um die 140 Millionen an TV-Einnahmen einstreichen, bekommen schon etablierte Klubs wie Atletico oder Valencia 100 Millionen weniger.

Immerhin wurden die Szenen von Elche nicht beschönigt. Die Madrider Presse sprach offen von einem Skandal. "Die Madrilenen holten drei Punkte, aber kein Real-Fan wird stolz darauf sein", meinte das Real-nahe Sportblatt AS. "Ein unberechtigter Elfmeter nach Ablauf der Nachspielzeit bereitete dem Spiel ein skandalöses Ende."

Skandalös. So wie es eben auch der Fan aus Elche formulierte.