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"Der Professor der Verteidigung": Barzagli weint beim "Ciao"

Langjähriger Verteidiger von Juventus Turin hört auf

"Der Professor der Verteidigung": Barzagli weint beim "Ciao"

Der "stille Held", ein stiller Genießer, ein großer Fußballer: Andrea Barzagli (38).

Der "stille Held", ein stiller Genießer, ein großer Fußballer: Andrea Barzagli (38). imago images

In Deutschland dürften gerade die Wolfsburger Fans den italienischen Abwehrrecken Barzagli noch bestens kennen. Zwischen 2008 und 2011 stand der Innenverteidiger bei den Wölfen unter Vertrag, lief insgesamt 75-mal in der Bundesliga auf, hielt mit seinen Kollegen dabei 20-mal hinten die Null und war gerade als Dauerbrenner 2008/09 (alle 34 Partien über die volle Distanz) mittendrin beim bis dato ersten, einzigen Meistertitel der Niedersachsen.

Der 14 Millionen Euro teure Spieler überzeugte Meistertrainer Felix Magath von Beginn an, zeigte stets starkes Stellungsspiel, eine bissige Zweikampfführung - und fiel darüber hinaus oft mit einem Strahlen im Gesicht auf. Ganz wie es zu dem Mann aus der toskanischen Kleinstadt Fiesole nahe Florenz, der über die Stationen Rondinella Calcio, AC Pistoiese, Ascoli Calcio, Chievo Verono und Palermo (142 Serie-A-Spiele) den Sprung zum Profi meisterte, eben passt. Jahre später sagte Barzagli einmal über seine Legionärszeit in Deutschland dem kicker: "Es war sehr erfrischend - weniger Taktik, mehr Eins-gegen-eins, mehr Tempo, mehr Spektakel." Weitere Sätze, die einst gegenüber der "Gazzetta dello Sport" fielen: "Bei Wolfsburg unter Magath habe ich gelernt, immer 100 Prozent zu geben! Er war der Trainer, der mich mental auf ein neues Level gebracht hat."

Spielersteckbrief Barzagli
Barzagli

Barzagli Andrea

Spielersteckbrief Chiellini
Chiellini

Chiellini Giorgio

Spielersteckbrief Bonucci
Bonucci

Bonucci Leonardo

Spielersteckbrief Buffon
Buffon

Buffon Gianluigi

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Allegri

Allegri Massimiliano

Juventus Turin - Vereinsdaten
Juventus Turin

Gründungsdatum

01.11.1897

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Weiß-Schwarz

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VfL Wolfsburg - Vereinsdaten
VfL Wolfsburg

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12.09.1945

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Grün-Weiß

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Palermo FC - Vereinsdaten
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01.11.1900

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Rosa-Schwarz

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AC Chievo Verona - Vereinsdaten
AC Chievo Verona

Gründungsdatum

01.01.1929

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Blau-Gelb

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Barzagli - der "stille Held"

Und genau wegen dieser registrierter Entwicklung schlug im Januar 2011 ausgerechnet der zu dieser Zeit etwas strauchelnde italienische Rekordmeister Juventus Turin (letzter Titel 2002/03) zu, angelte sich den Weltmeister von 2006 (zwei Einsätze). Was folgte, ist bekannt: Achtmal in Folge gewann die Alte Dame seither den Scudetto, sicherte sich zudem viermal die Coppa Italia. Mittendrin und stets dabei: Barzagli, der an der Seite von weiteren Größen wie Gianluigi Buffon (inzwischen Paris), Giorgio Chiellini (inzwischen Kapitän) oder Leonardo Bonucci (inzwischen nach kurzem Milan-Engagement wieder bei Juve) großen Anteil an diesen Erfolgen hat und innerhalb des Vereins ein immens hohes Standing genießt.

Andrea Barzagli (links) und Giorgio Chiellini

Mehr als nur Weggefährten: Andrea Barzagli (links) und Giorgio Chiellini haben zusammen achtmal in Serie den Scudetto gewonnen. imago images

"Den Professor der Verteidigung" nennt ihn etwa der im Sommer scheidende Trainer Massimiliano Allegri. Präsident Andrea Agnelli findet, dass dieser Spieler unter seiner Führung "der beste Einkauf, den wir je getätigt haben, war". In den Gazetten war zudem immer wieder die Rede vom "stillen Helden" (eroe silenzioso). "Er kam an als stiller Mann - und wurde zu einem großen Anführer, stand für hohe Werte, Passion, Leidenschaftlich, Titelhunger und so viel mehr", heißt es derweil auf der Website der Turiner, die sein Trikot mit der Nummer 15 im eigenen Museum ausstellen.

"Hier habe ich realisiert, wie groß dieser Klub wirklich ist"

Nun, nach acht Jahren Juve und nach über 20 Jahren Profifußball, verabschiedet sich der 73-malige Nationalspieler vom aktiven Profifußball, beendet seine Karriere. "Ich habe lange und intensiv über meine Zukunft nachgedacht. Es ist schwer für einen Fußballspieler, darüber nachzudenken, was als nächstes kommt, aber Verletzungen machen es notwendig", begründet der zuletzt immer wieder angeschlagene Spieler seine Entscheidung und sagt: "Der bedeutendste Moment meiner Juve-Laufbahn war sicherlich die Einweihung des Juventus Stadium (2011; Anm.d.Red). Hier habe ich realisiert, wie groß dieser Klub wirklich ist. Doch auch mein erster Scudetto war bedeutend, genauso wie der letzte, der das Ende meiner Karriere markiert."

Dem Fußball den Rücken kehren wird Barzagli aber nicht. Er habe offenbar die Möglichkeit, sich bald dem neuen Trainerstab der Bianconeri anzuschließen - und zudem das Angebot des derzeit vertragslosen Antonio Conte (bei Juve ohnehin als neuer Trainer im Gespräch), diesen bei seiner nächsten Aufgabe begleiten zu dürfen. "Ich werde die tägliche Arbeit als Spieler vermissen, die Witze, die Spielvorbereitungen, das Feiern mit den Kameraden. Das ist schon schwer, aber ein neues Abenteuer beginnt zugleich. Das nächste Jahr wird wichtig sein, mich zu ordnen, in welche Richtung es genau weitergehen wird und welchen Pfad ich einschlagen werde. Weit weg vom Fußball sehe ich mich aber nicht", sagt der Spieler selbst, der sich am Sonntag beim 1:1 gegen Atalanta Bergamo mit Tränen in den Augen von den Turiner Fans im eigenen Stadion verabschiedet hat.

mag

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