Bundestrainer Joachim Löw veränderte seine Startformation im Vergleich zum 0:2 in Polen erwartungsgemäß auf zwei Positionen: Für die beiden Ausfälle Kramer und Schürrle (beide grippaler Infekt) rückten Ginter und der Schalker Profi Draxler in seinem "Wohnzimmer" von Beginn an herein.
Irlands Coach Martin O'Neill verließ sich nach dem standesgemäßen 7:0 gegen Fußballzwerg Gibraltar ebenfalls nicht auf dieselbe Elf von Beginn an: Hendrick, Gibson und Hoolahan wurden durch Whelan, Quinn und Walters ersetzt. Hoffnungsträger Keane hatte derweil offen kundgetan, auf Schalke etwas mitnehmen zu wollen. Der letzte Sieg der Iren war vor stolzen 20 Jahren (1994 mit 2:0 in Hannover) gelungen.
Durms Rakete
Da bei den Deutschen nur zweimal gewechselt wurde, durfte Lichtblick Bellarabi wieder von Beginn an. Der 73. Debütant in der Ära Löw hatte laut dem Bundestrainer "für das erste Länderspiel wahnsinnig agil und aktiv" in Polen gespielt. "Im Laufe des Spiels hat er es immer besser gemacht und er war auch gefährlich nach vorne". Agil und aktiv zeigte sich Bellarabi wie seine Kollegen direkt zu Spielbeginn: Die Iren wurden flugs hinten reingedrängt, ehe Rüdiger (5.) einen ersten Abschluss verzeichnete. In derselben Minute hatten die Fans den Torschrei schon auf den Lippen: Durm feuerte hart aus der Distanz, hievte das Leder an die Querlatte.
Der Dortmunder Erik Durm war dem Tor im ersten Durchgang am nächsten (hier im Duell mit Jonathan Walters). Getty Images
In der Folge aber verflachte das Geschehen zusehends. Die Adlerträger dominierten zwar in Sachen Ballbesitz, kreierten auch einige ordentliche Passstafetten um den Strafraum herum, doch sobald es auf das entscheidende Zuspiel ankam, gingen die Ideen flöten. Die "Boys in Green" sicherten sich so mit ihren Mitteln, eben defensiv stets wie konsequent die Ordnung zu halten, ein 0:0 zur Pause. Lediglich Draxler knallte kurz vor dem Pfiff noch einmal aus spitzem Winkel drauf, Torhüter Forde war allerdings zur Stelle. Einen gebrauchten Tag erlebte bis dato auch der Münchner Müller, der wenig eingebunden wurde und vergeblich versuchte, Lücken zu reißen.
Gruppe D, 3. Spieltag
Powerplay der DFB-Elf
Mit Beginn des zweiten Durchgang brachte Löw mit Podolski einen neuen Offensivmann für Ginter. Während Draxler dafür etwas zurück rückte, wirbelte der Arsenal-Profi fortan über den linken Flügel. Im Fokus stand der frühere Kölner ebenfalls gleich: Nach einem Aufbaufehler hatte Keane beinahe die Großchance (49., Neuer packte zu), ehe Podolski selbst mit einem leicht abgefälschten Schuss Torwart Forde prüfte (49.). Dieser musste in der Folge gleich mehrere starke Abschlüsse von Bellarabi (53.), Kroos (55.) und Müller (56.) parieren. Doch die Erkenntnis blieb auch in diesem Powerplay, dass die DFB-Elf sich derzeit schwer in Sachen Toreschießen tut.
Kroos findet die Lücke
Die kurzzeitige Erlösung: Toni Kroos (rechts) jubelt mit Karim Bellarabi. Getty Images
Ab Minute 63 war diese Drangphase wieder vorbei, mit der Auswechslung des irischen Rekordnationalspielers Keane kamen die Kicker von der Grünen Insel wieder zu Entlastungen. McClean und McGeady (jeweils 65.) kreierten so etwas wie Torannäherungen. In Minute 69 wurde es dann strittig: Müller ließ eine Durm-Flanke für Götze prallen, der von O'Shea gehalten wurde. Schiedsrichter Damir Skomina ließ weiterlaufen - Fehlentscheidung. Nichtig war die Sache ohnehin, weil Kroos aus deutscher Sicht endlich die Führung markierte: Der Madrilene kam vor dem Strafraum ans Leder, legte sich dieses ohne Zeitdruck zurecht und zog wuchtig ab. Der Ball knallte an den linken Pfosten und von dort ins Netz - Torwächter Forde hatte keine Abwehrchance (71.).
O'Shea hat noch einen parat
Der Punktgewinn in letzter Sekunde: Torschütze John O'Shea ist nicht zu halten. Getty Images
In den letzten Minuten kamen die Iren noch einmal auf, auch vielen Aufbaufehlern der Deutschen (unter anderem Kroos) geschuldet. Zunächst sah das Publikum eine Glanztat von Durm: McClean passte in den Rücken der Abwehr zu Joker Hoolahan. der flugs abschloss, aber von einer starken Abwehraktion des Dortmunders ausgebremst wurde (85.). Das 1:1 fiel aber dennoch: Nach einem Einwurf flankte Hoolahan weit nach innen, wo Hendrick in die Mitte legte. Verteidiger O'Shea war dort den Tick schneller als Hummels am Ball und staubte im Fallen ab. Der nächste Rückschlag für das Team von Coach Löw war damit perfekt.
Für beide Auswahlmannschaften geht es in der EM-Qualifikation am 14. November um 20.45 Uhr weiter. Die deutsche Elf trifft dann in Nürnberg zur Pflichtnummer auf Gibraltar, zeitgleich treten die Iren in Schottland an.