Bundestrainerin Silvia Neid stellte ihre Startelf nach dem 4:2-Erfolg über Frankreich auf drei Positionen um: Die wiedergenesenen Bresonik (Magen-Darm-Virus) und Behringer (Bänderdehnung) kehrten ebenso zurück wie Kulig, die wegen einer drohenden Gelb-Sperre geschont worden war. Goeßling, Bajramaj und Schmidt fanden sich daher zunächst auf der Bank wieder. Dort saß auch erwartungsgemäß Spielführerin Prinz.
Japans Coach Norio Sasaki beließ es indes bei der Anfangsformation, die schon beim 0:2 gegen England auf dem Platz gestanden hatte. Zum vierten Mal in Serie liefen die Japanerinnen mit derselben Startelf auf.
Von Beginn an entwickelte sich ein rasantes Duell, in dem Deutschland die Initiative hatte, Japan aber nach einer Ecke zur ersten Möglichkeit durch Sawa kam (2.). Zwei Minuten später wurde es dann auf der Gegenseite erstmals gefährlich - und wieder war eine Ecke der Ausgangspunkt: Behringer schlug das Leder von links an den zweiten Pfosten zu Kulig, die sich hochschraubte, dann aber knapp drüber köpfte (4.). Doppelt bitter für die 21-Jährige, die sich bei dieser Aktion unglücklich am rechten Knie verletzte und frühzeitig durch Schmidt ersetzt werden musste. Bresonik rückte als zweite "Sechs" ins Mittelfeld.
Das Viertelfinale im Überblick
Die Neid-Elf war das bessere Team, überzeugte durch Lauffreude, ein gesundes Maß an Aggressivität und schnelles Direktspiel. Folglich ließen weitere Einschussgelegenheiten nicht lange auf sich warten: Kinga klärte aber in höchster Not vor Behringer (9.), da Mbabis Lupfer segelte knapp vorbei (20.), während Kumagai Garefrekes' Versuch noch von der Linie kratzte (23.).
Die Japanerinnen hatten große Probleme, kamen kaum einmal über die Mittellinie. Falls doch, dann fehlte es sowohl an Ideen als auch an Präzision, um Angerer im deutschen Tor ernsthaft zu prüfen. Es war ein einseitiges Duell, in dem allerdings weiterhin keine Treffer fielen. Eine gefährliche Situation für den Titelverteidiger, der trotz seiner Dominanz stets aufpassen musste, um nicht plötzlich in Rückstand zu geraten. So hatte Bartusiak nach einem bösen Fehler Glück, dass Nagasato daraus kein Kapital schlagen konnte (30.).
Das war dann aber doch eher die Ausnahme, als die Regel. Meistens ging es in Richtung Kaihori, die in der 31. Minute gleich zwei brenzlige Situationen zu überstehen hatte: Zuerst sauste Behringers 18-Meter-Schuss knapp vorbei, ehe Sekunden später die japanische Schlussfrau gegen da Mbabi gefordert war. Danach kam es aber zu einem Einbruch im deutschen Spiel, das zusehends von Fehlpässen geprägt war. Folglich gab es fortan auch keine Torschüsse, geschweige denn Torchancen zu sehen. Dafür umso mehr Zweikämpfe im Mittelfeld, sodass die erste Hälfte letztlich torlos zu Ende ging.
Japan wird nach dem Seitenwechsel stärker und erzwingt die Verlängerung
Die Szene des Spiels: Maruyama trifft in der Verlängerung zum 1:0. Getty Images
Sasaki brachte zum Seitenwechsel mit Maruyama für Nagasato eine frische Angreiferin. Am Spielgeschehen änderte das zunächst nichts, da Deutschland tonangebend blieb und durch Grings zur ersten Möglichkeit der zweiten 45 Minuten kam (48.). Weil aber Grings' Kopfball sein Ziel nicht fand, blieb es ein Geduldsspiel für die DFB-Auswahl. Nach 56 Minuten bewahrte Kinga "Nippon" erneut vor dem Rückstand, als sie einen Laudehr-Kopfball von der Linie kratzte.
Bei den Deutschen ließen zusehends die Kräfte nach, was die Japanerinnen auch bemerkten. Plötzlich witterten sie ihre Chance und setzten nun eigene Impulse nach vorne. Miyama verzog nur knapp (62.). Jetzt war es ein ausgeglichenes Duell zweier Teams auf Augenhöhe. In den Schlussminuten der regulären Spielzeit fing sich die Neid-Elf wieder und erhöhte noch einmal den Druck. Das Abschlusspech blieb den deutschen Frauen aber am Fuß kleben, so zielte Behringer zweimal zu ungenau (73./77.). Über Konter setzten die Asiatinnen, die frischer wirkten, immer wieder Nadelstiche, so schoss Miyama nur Zentimeter über das Tor (81.). Deutschland wollte die Verlängerung vermeiden! Weil aber Garefrekes in der dritten Minute der Nachspielzeit rechts vorbeischoss, wurde dieses Ziel nicht erreicht.
Es gab also Nachschlag! Fußballerisch wurde in den nächsten 30 Minuten aber nicht mehr viel geboten. Die Ursache: Beide Teams mussten ihrer kraftraubenden Leistung Tribut zollen und hatten nun zu kämpfen. Dadurch wurde die Begegnung ruppiger, zumeist weil die Spielerinnen ein ums andere Mal zu spät kamen. Einzig Grings sorgte nach einem schweren Abwehrfehler für Aufregung, allerdings verzog die 32-Jährige in der 101. Minute und wurde kurz darauf durch Popp ersetzt.
Sieben Minuten danach folgte der große Schock! Sawa passte sehenswert nach rechts zu Maruyama, die den Turbo zündete, Bartusiak überlief und aus spitzem Winkel ins lange Eck zum 1:0 vollendete. Die DFB-Auswahl musste reagieren, warf noch einmal alles nach vorne und kam zu erstklassigen Ausgleichschancen. In dieser Phase avancierte Japans Torhüterin Kaihori zu einem unüberwindbaren Hindernis: Mit teil starken Paraden gegen Behringer (109.) und da Mbabi (111.) hielt sie ihren Kasten sauber.
Am kommenden Mittwoch steigt in Frankfurt das Halbfinale, wo Deutschland nur Zuschauer sein wird. Ab 20.45 Uhr trifft Japan auf den Gewinner der Partie zwischen Australien und Schweden.