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DFB überklebt Anti-Faschismus-Banner am Millerntor

St. Pauli reagiert verständnislos

DFB überklebt Anti-Faschismus-Banner am Millerntor

"Kein Fußball" - das war's: Das DFB-Abschlusstraining vor dem abgeklebten Anti-Faschismus-Banner.

"Kein Fußball" - das war's: Das DFB-Abschlusstraining vor dem abgeklebten Anti-Faschismus-Banner. imago

"Kein Fußball den Faschisten" steht seit Jahren Weiß auf Rot auf der Gegengerade am Millerntor, nicht aber am Montagabend: Als nämlich die deutsche Nationalmannschaft ihr Abschlusstraining vor dem heutigen Testländerspiel gegen Polen (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) absolvierte, war vom antifaschistischen Schriftzug nur noch "Kein Fußball" übrig, die anderen beiden Worte waren grün überklebt worden.

Seit diese Bilder aufgetaucht sind, schäumen zahlreiche Fans in den sozialen Netzwerken über den DFB, der sich gegenüber einem Twitter-User offiziell so rechtfertigte: "Das Millerntor wurde neutralisiert. Das heißt, dass es frei von Werbung gemacht wird, aber auch von politischen Äußerungen." Offenbar störte sich der Verband am Wort "Faschisten".

Spielersteckbrief Ebbers
Ebbers

Ebbers Marius

Spielersteckbrief Gunesch
Gunesch

Gunesch Ralph

Der DFB wollte Bilder mit dem Schriftzug "für Faschisten" vermeiden

Nationalmannschaftssprecher Jens Grittner erklärte, der DFB stehe hinter der Aussage "Kein Fußball den Faschisten", aber "Bilder von deutschen Nationalspielern vor der herausgelösten Aussage 'für Faschisten' will auch keiner". Abgesehen davon, dass dort "den Faschisten" gestanden hätte: Daran, dass die Spieler stattdessen vor dem Schriftzug "Kein Fußball" trainierten, störte sich beim Verband dagegen offenbar niemand.

Das steht für uns im deutlichen Widerspruch zu all den Aktionen, die der DFB in der Vergangenheit gegen Fremdenhass, Diskriminierung und Rassismus durchgeführt hat.

Stellungnahme des FC St. Pauli

Der FC St. Pauli reagierte "mit großem Unverständnis". In einer Stellungnahme des Präsidiums hieß es am Dienstagnachmittag: "Diesen Schriftzug zum Teil abzukleben, steht für uns im deutlichen Widerspruch zu all den Aktionen, die der DFB in der Vergangenheit gegen Fremdenhass, Diskriminierung und Rassismus durchgeführt hat. Der DFB hat nicht zuletzt mit der Stiftung des Julius-Hirsch-Preises ein öffentliches Zeichen für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen in den Stadien und in der Gesellschaft setzen wollen."

Früher habe der DFB am Millerntor nur die Werbeflächen "neutralisiert"

Der Schriftzug "Kein Fußball den Faschisten" verkörpere "eine Haltung und Werte, die gesellschaftlicher Konsens sein sollten und nicht nur am Millerntor gelebt werden sollten". Überrascht zeigte sich der Zweitligist auch deshalb, weil "zwar die mündlich getroffene Vereinbarung eine 'Neutralisierung des Stadions' vorsah, diese aber bei vorherigen DFB-Veranstaltungen am Millerntor ausschließlich die Werbeflächen beinhaltete".

Nicht nur St.-Pauli-Anhänger wundern sich über die DFB-Entscheidung, auch einige frühere Kiezkicker schütteln virtuell mit dem Kopf. Während Marius Ebbers (2008 bis 2013 bei St. Pauli, inzwischen bei den Fort Lauderdale Strikers in der MLS) "beschämte Grüße aus den USA" schickte, kündigte Ingolstadts Ralph Gunesch (2003 bis 2006 und 2007 bis 2012 bei St. Pauli) an, in Zukunft den obigen DFB-Tweet vorzutragen, sollte er jemals wieder als Kapitän im Namen des Verbandes einen Anti-Rassismus-Text verlesen müssen. Sein Hashtag-Vorschlag für die anstehende WM: "#keinFussball".